Lucy kriegt's gebacken
auszulöffeln, die ich mir eingebrockt habe.
Doch die Suppe ist eine ganz andere, als ich gedacht habe. „Komm rein, du!“ Iris zerrt mich zum Tisch. „Was für eine Dramaqueen, einfach so beleidigt abzuziehen!“
„Ich bin nicht beleidigt abgezogen.“
„Deine Hände sind ganz kalt!“, ruft Rose aus. „Letzte Woche, einundzwanzig Grad. Diese Woche, Winter.“
„Lucy, wir respektieren deine Entscheidung hundertprozentig, kein Brot mehr zu backen“, verkündet Mom formell.
„Auch wenn du die beste Bäckerin der Gegend bist“, murrt Iris.
„Aber die Sache ist die: Du kannst das Bunny’s nicht im Stich lassen“, fährt Mom fort.
„Natürlich nicht“, unterstützt Rose sie.
„Tja, also, um genau zu sein …“, beginne ich.
„Pst! Wir sprechen!“, sagt Iris.
„Lucy, wir würden gerne einen Kompromiss finden“, sagt Mom.
Ich öffne den Mund, schließe ihn, öffne ihn wieder. „Ich dachte, das machen wir in unserer Familie nicht.“
„Ach du. So was von frech.“ Meine Mutter verdreht die Augen. „Vorschlag: Du bleibst und bildest den neuen Bäcker aus - wir haben gerade Jorge gefragt, aber er hat abgelehnt.“
„Jorge spricht jetzt?“ Ich blicke mich um. Er winkt mir grinsend aus dem Hintergrund zu.
„Nein, Klugscheißer“, fährt meine Mutter fort. „Er hat es trotzdem ziemlich deutlich gemacht. Also stellen wir jemanden ein, und wir werden expandieren. Du weißt doch, dass das Zippy‘s uns gehört.“ Sie spricht von dem schlecht laufenden Sportsouvenirladen nebenan. „Und wir können Zippy im Dezember, wenn der Mietvertrag ausläuft, rauswerfen. Er wird uns sogar dankbar sein. Dann kannst du dort dein Café aufmachen.“
„Ist das euer Ernst?“, keuche ich.
„Mit deinem Schickimicki-Gebäck“, brummt Iris.
„Und heißer Schokolade“, schlägt Rose hoffnungsvoll vor. „Vielleicht können wir Starbucks das Rezept klauen.“
„Nein, können wir nicht.“ Ich lächle. „Echt jetzt? Meint ihr das ernst? Das würdet ihr für mich tun?“
„Du bist schließlich auch Teilhaberin der Bäckerei.“ Mom blickt ihre Schwestern vielsagend an. „Und es ist Zeit für eine Veränderung.“
Ein paar Stunden später, nachdem die schwarzen Witwen und ich einen vielversprechenden Plan ausgearbeitet haben, rufe ich von meiner Wohnung aus Matt DeSalvo an, um mich noch einmal zu entschuldigen. „Es tut mir wirklich schrecklich leid. Ich will Sie wirklich nicht verrückt machen oder so etwas, ich schwöre es.“
„Oh, das weiß ich.“ Er schweigt eine Weile. „Also gut, ich denke, wir bekommen das schon irgendwie anders hin. Wie es scheint, stehen Sie wirklich hinter Ihrer Entscheidung, Lucy.“
„Danke, Matt, das tue ich.“ Fat Mikey beginnt heftig an der Couch zu kratzen, um mir zu signalisieren, wie vernachlässigt er sich fühlt. Ich reibe mit dem Zeigefinger über seine Nase, und er verzeiht mir. Sein Schnurren klingt wie ein rostiger Dieselmotor. „Ich hoffe, dass ich Ihnen nicht den Tag verdorben habe, Matt.“
„Überhaupt nicht. Sie sind eine Herausforderung, das ist alles.“ Dann scheint ihm die Zweideutigkeit seiner Worte aufzugehen. „Ich meine, es ist eine Herausforderung, an Ihr Brot zu kommen. Aber die Mühe wert.“
Mein Blick wandert zu unserem Hochzeitsfoto an der Wand. Jimmy und ich, lachend. So glücklich. So lange her.
„Matt, hätten Sie Lust, mit mir auszugehen?“, frage ich leise.
31. KAPITEL
Ein paar Abende später warte ich im Foyer auf Matt. Es regnet in Strömen, die Tropfen prasseln laut auf die Herreshoff-Yacht über der Tür. Bei so einem Wetter sollte man eigentlich zu Hause bleiben und sich einen Film ansehen. So wie Ethan und ich es immer gemacht haben. Wo wir gerade von Ethan sprechen, den habe ich in letzter Zeit nicht zu sehen bekommen - offenbar war er auf einer weiteren Geschäftsreise -, aber das ist schon in Ordnung. Dieser Teil meines Herzens scheint sich in Stein verwandelt zu haben, was sich tausendmal besser anfühlt, als so eine klaffende riesige Wunde zu haben wie im Krankenhaus.
Die Scheinwerfer von Matts gediegenem Volvo tauchen in der Dunkelheit auf. Ich renne nach draußen und springe auf den Beifahrersitz.
Die Verabredung verläuft genau so, wie ich es mir erhofft habe. Sehr angenehm. Erst sehen wir uns im Kino einen Film an, einen Polit-Thriller mit jeder Menge Explosionen. Danach gehen wir in ein ziemlich mittelmäßiges italienisches Kettenrestaurant - wenn mein Schwiegervater das wüsste, würde er sich
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