Lucy kriegt's gebacken
Moderatorin einer Kindersendung. „Und dir?“
„Viel besser.“ Ich entdecke einen Bluterguss an seiner Schläfe.
„Super!“, rufe ich laut, offenbar unfähig, normal zu reden. „Tscha …“ Ja, ich habe „tscha“ gesagt! „Ich wollte nur mal Hallo sagen. Hey, stimmt es, dass du jetzt international wirst? Also für die Auslandsgeschäfte zuständig bist, meine ich? Bei International Foods?“ Halt die Klappe, Lucy .
Er lehnt sich an den Türrahmen. „Ich weiß noch nicht genau.“
„Ich überlege mir, ein Haus zu kaufen, weißt du? Endlich wie eine Erwachsene zu leben und alles.“ Du brauchst nicht zu gehen, Ethan, ich ziehe aus .
„Klingt gut, Lucy.“ Er wartet darauf, dass ich noch etwas sage.
„Genau. Na ja, ich wollte nur mal sehen, ob es dir gut geht, Ethan.“ Als ich seinen Namen ausspreche, bricht meine Stimme. Meine Wangen werden heiß.
„Danke, sehr aufmerksam.“ Er steckt den Schlüssel ins Schloss.
„Gute Nacht“, murmle ich. „Schönes Wochenende.“ Dann haste ich mit hämmernden Kopfschmerzen und Kieselstein im Hals in Richtung Treppe. Das Geräusch der zuschlagenden Tür klingt entsetzlich endgültig.
30. KAPITEL
In der darauffolgenden Woche mache ich mich wieder einmal für ein Treffen mit Matt DeSalvo chic. Ich werde den Vertrag unterzeichnen, und während ich mir das Haar bürste, rede ich mir ein, dass das eine wirklich gute Idee ist. Ich werde damit einen großen Karriereschritt machen und habe etwas Vorzeigbares für das Ehemaligen-Magazin des Colleges zu bieten. Alles gut.
Das wunderschöne Oktoberwetter hat nun doch ein Ende gefunden, der graue November kündigt sich bereits an. Kalte Winde fegen übers Wasser, das goldene Oktoberlicht wird härter und trostloser. Die Zweige zeichnen sich skelettartig vor dem blassgrauen Himmel ab. Hinzu kommt die Tatsache, dass mein Vater im November gestorben ist - dieser Monat ist also einfach nichts für mich. Halloween liegt hinter uns - ich war in Nickys Kindergarten, um die Halloween-Parade anzusehen, Ethan war nicht da -, und bin hinterher mit meinem Neffen und Parker ins Café gegangen. Am Samstag haben Ash und ich die Bourne-Trilogie geschaut und Ben-&-Jerry’s-Eiscreme gefuttert. Schon seit einiger Zeit habe ich keine Lust mehr, etwas zu backen.
Als ich das Bunny’s betrete, wirft Captain Bob meiner Mutter verstohlene Blicke zu, während Enid Crosby auf die Brötchen zeigt. „Das da, Rose. Nein, nicht das. Das andere. Etwas weiter links. Ja, genau.“ Man könnte meinen, sie wählt im Waisenhaus ein Kind aus. „Wie ich höre, wollt ihr die Bäckerei verkaufen“, sagt sie zu mir.
„Aber nein“, korrigiere ich sie freundlich. „Unser Brot wird landesweit verkauft, das ist alles. Das Bunny’s bleibt das Bunny’s.“ Ach. Ich unterdrücke ein Seufzen, als ich das armselige Angebot in der Auslage betrachte. Nur der Himmel weiß, wie oft dieses Zeug bereits eingefroren und wieder aufgetaut wurde. Manches davon ist höchstwahrscheinlich älter als ich. Mrs. Crosby reicht mir fünf Dollar, ich gebe ihr das Wechselgeld heraus.
„Hallo, die Damen.“ Matt kommt herein. „Das ist ein großer Tag für NatureMade.“ Als er breit lächelt, bilden sich Grübchen in seinen Wangen.
„Kommen Sie mit nach hinten“, bietet meine Mutter ihm großzügig an. „Wir haben Sekt.“
„Es ist gerade mal elf, Mom“, wende ich ein.
„Na und?“ Sie zwinkert mir zu.
„Raus mit euch, Leute“, ruft Iris dröhnend. „Kommt später wieder. Wir haben Geschäftliches zu erledigen. Raus hier.“ Sie scheucht unsere ganzen zwei Kunden aus dem Laden und dreht das Schild auf „Geschlossen“. Dann gehen wir alle zusammen in die Backstube. Jorge ist auch da, er will gerade durch die Hintertür verschwinden.
„Jorge, bitte bleiben Sie“, rufe ich. „Das betrifft Sie auch!“
Matt legt den Vertrag auf den Tisch. Ich habe das verflixte Ding bestimmt schon hundertmal durchgelesen - es gibt keine Haken. Es gibt einfach keine.
„Sie alle vier müssen unterschreiben, da Sie alle Eigentümer sind“, sagt Matt. „Genau hier …“ Er zeigt auf die Stelle. „Und hier … und hier, und schließlich hier.“ Er fischt einen Kugelschreiber aus der Anzugtasche. „Iris, möchten Sie vielleicht als Erste unterschreiben?“ Nett, da Iris die Älteste ist.
Meine Tanten und Mutter unterschreiben, Rose kichert, weil sie angeblich die richtigen Stellen zum Unterschreiben erst finden kann, als Matt sich sehr nah zu ihr stellt und mit dem
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