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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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hat bisher siebzehn Kärtchen. Ich keines. „Hör auf, Nein zu sagen“, faucht Parker. „Du stehst da, Arme verschränkt, trauriger Blick und siehst aus wie ein Waisenkind.“
    „Ich finde, eher wie eine Kriegsgefangene.“
    „Ich dachte, du wolltest jemanden kennenlernen. Du musst sie ja nicht gleich heiraten, Himmel noch mal, sag einfach Ja. Der nächste Typ ist ganz niedlich. Bei ihm sagst du Ja.“
    „Weiter!“, bellt der Moderator. Wie Mitglieder einer Strafkolonne bewegen wir uns seitlich auf den nächsten Mann zu. Parker hat recht, ich muss es versuchen. Es kommt mir nur so … furchtbar vor. Und dumm. Sieht so die Partnersuche aus, wenn man dreißig ist? Wie immer bin ich dankbar dafür, wie Jimmy und ich uns kennengelernt haben, für diesen langen, herzzerreißenden, lebensverändernden Augenblick in Gianni‘s Küche. Der gute alte Ethan, er hatte sich von Anfang an gedacht, dass ich seinen Bruder mögen würde.
    Ich atme tief ein und lächle dem Mann vor mir tapfer zu. Durchschnittlicher Typ, blond, braune Augen. Ich stelle mir vor, wie Jimmy „Sei mutig, mein Engel“ sagt. Was soll‘s. Ich lächle weiter und versuche, dabei nicht wie Oliver Twist auszusehen.
    „Ja“, sage ich.
    „Nein“, antwortet er.
    „Weiter!“
    Am Ende der Strafkolonne habe ich vier Kärtchen eingesammelt und Parker einundzwanzig. Wir Frauen gehen zu unseren angewiesenen Tischen, setzen uns und warten auf unsere Bewerber.
    Mein erstes Ja ist genau richtig: etwas langweilig, trägt aber einen hübschen Anzug. Er hat ein ernstes, nachdenkliches Gesicht, was auf Zuverlässigkeit hindeutet und darauf, dass er weise Entscheidungen treffen kann, im Gegensatz zu (zum Beispiel) Ethan mit den teuflischen Augenbrauen und diesem überwältigenden Lächeln. Selbst seine Krawatte strahlt Pflichtbewusstsein aus. Dunkelblau, kein Muster, wenig bedrohlich. Die Art von Krawatte, die ein Buchhalter tragen würde.
    „Hallo“, sage ich, als er sich setzt. „Ich bin Lucy Mirabelli.“
    „Hi. Ich bin Todd Smith.“ Perfekt. Ein netter, langweiliger Name. Todd Smith kann einfach kein gefährlicher Mann sein, nicht bei dem Namen und der Krawatte.
    „Was machst du beruflich, Todd?“
    „Ich bin Buchhalter.“
    Jetzt wird mein Lächeln aufrichtig. „Ich bin Bäckerin.“
    „Interessant.“
    „Mhm. Ja.“ Wir sehen uns an. Mein Lächeln fühlt sich etwas verkrampft an. Ich betrachte meine Hände, die sittsam gefaltet vor mir liegen. Todd hat ein ähnlich hölzernes Lächeln im Gesicht. Oder vielleicht ist das sein normales Lächeln. Ich stelle mir vor, diesem Lächeln am Küchentisch für die nächsten fünfzig Jahre gegenüberzusitzen. Ich unterdrücke ein Seufzen.
    Parker neben mir brüllt vor Lachen über irgendwas, das ihr Gegenüber gesagt hat. Sie schleudert ihr Haar zurück und beugt sich dann grinsend vor. Todd dreht blinzelnd den Kopf zu ihr. Er erinnert mich an eine Eidechse. Blinzel, blinzel. Vielleicht schießt gleich seine Zunge hervor, um eine Fliege zu fangen.
    „So. Buchhalter also“, sage ich.
    „Ja, das stimmt.“
    Meine Fußnägel rollen sich auf. Klar, ich wollte etwas Langweiliges. Zuverlässiges , korrigiere ich mich schnell. Ja, zuverlässig. Jemanden, der mich nicht so sehr liebt, dass er versucht, zwanzig Stunden am Stück wach zu bleiben. Jemanden, der vernünftig genug ist, auf einen Parkplatz zu fahren, egal, wie hingerissen er von den Worten seiner Frau ist.
    Ich suche krampfhaft nach einem Thema. „Magst du Filme? Ich sehr. Gestern Abend habe ich mir Star Wars angesehen.“ Mit Sicherheit kennt jeder Mensch auf der Welt Star Wars.
    „Ich sehe keine Filme, nein“, antwortet Todd. Sein Gesicht ist so teilnahmslos, es könnte aus Marmor sein. „Ich schaue eigentlich vor allem CNN. Die Finanzberichte sind erstklassig.“
    „Und dieser Anderson Cooper ist auch wirklich ein Sahneschnittchen“, füge ich gedankenlos hinzu. Todds Gesicht verändert sich nicht. Scheint ihm egal zu sein. Andererseits scheint er auch nicht am Leben zu sein. Ich mache weiter, obwohl mich das Gefühl beschleicht, es mit einem Androiden zu tun zu haben. „Aber du kennst Star Wars, richtig?“
    „Nein.“
    „Aber … ich meine, das ist ein Teil von Amerika. Die NASA hat Luke Skywalkers Lichtschwert ins All geschickt.“
    „Ich habe Star Wars nicht gesehen.“ Er lächelt angestrengt und schweigt.
    „Magst du Desserts?“, frage ich mit einem Anflug von Verzweiflung.
    „Ich mag Nilla-Wafers. Aber davon abgesehen esse ich

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