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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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hat.
    „Nein!“, heult Corinne auf. Das Baby zuckt im Schlaf zusammen. „Du bist schon schlimm genug!“
    Ich werfe ihr einen verblüfften Blick zu und seufze dann. Richtig. Ich bin ja schließlich eine Todesbotin. Beinahe vergessen. „Okay, Schatz, okay. Ist schon gut. Jetzt versuch dich zu beruhigen und erzähl mir, was geschehen ist.“
    Nach und nach, Schluchzer für Schluchzer, erfahre ich die ganze Geschichte. Christopher und Corinne diskutierten gerade über die Tatsache, dass Chris an diesem Tag kein grünes Gemüse zu sich genommen hatte, und sie wollte ihn überreden, seinen Spinat aufzuessen. Chris rieb sich über die Brust, sagte, sie würde sich etwas eng anfühlen, woraufhin Corinne aufschrie und ihn dazu brachte, sich flach auf den Boden zu legen. „Damit ich Wiederbelebungsmaßnahmen bei ihm durchführen konnte, weißt du?“ Sie rief den Notarzt, überzeugt davon, dass ihr Mann gerade seinen letzten Atemzug tat. Während sie am Telefon war, schien es immer schlimmer zu werden, und kaum in der Notaufnahme des Krankenhauses angekommen, hatten die Ärzte ihn weggebracht.
    „Vielleicht stirbt er gerade!“, krächzt Corinne. „Ganz allein!“ Ich umarme sie etwas umständlich, damit Emma nicht gestört wird. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Bitte, Daddy, bete ich. Bitte, Jimmy. Lasst nicht zu, dass Corinne dasselbe durchmachen muss wie ich.
    „Aber er ist doch wirklich gesund, Corinne“, murmle ich und versuche, dabei ruhig und überzeugt zu klingen. „Ganz sicher ist es nichts Schlimmes.“ Chris ist wirklich gesund, Himmel noch mal. Sein Cholesterin liegt bei hundertzweiundvierzig, etwas, das Ärzte als „unamerikanisch“ bezeichnen, wie Corinne erst vor ein paar Tagen stolz verkündete, als sie mir seine neuesten Gesundheitschecks vorlegte.
    Doch schon habe ich Bilder von Christophers Beerdigung im Kopf. Von Emma, die ohne Vater aufwachsen würde, so wie Corinne und ich, aber ohne eine einzige tröstende Erinnerung, die sie wie einen kleinen Diamanten all die Jahre festhalten könnte.
    Die Tür geht auf. „Hey.“ Ethan lächelt Corinne an. „Ihm geht es gut.“
    „Oh danke, lieber Gott!“, stoße ich aus und klopfe meiner Nichte leicht auf den Rücken. Deinem Vater geht es gut, Süße. Danke, Jimmy, danke, Daddy .
    Ethan setzt sich neben Corinne und legt ihr einen Arm um die Schulter. „Der Arzt meint, du kannst jetzt zu ihm. Er möchte mit euch beiden sprechen. Okay? Möchtest du vorher einen Schluck Wasser trinken?“
    Sie lehnt sich einen Moment an Ethan, dann schüttelt sie den Kopf und sieht mich an. „Bitte komm mit“, sagt sie mit kleiner Stimme, und mein Herz zieht sich zusammen.
    „Ihm geht es gut, hast du gehört, Schatz? Es geht ihm gut.“ Ich küsse sie auf die Wange und stehe auf. Emma schläft noch immer. Ethan reicht Corinne eine Hand, die sie dankbar ergreift.
    „Bist du ganz sicher, dass es ihm gut geht?“, fragt sie Ethan.
    „Das hat die Schwester gesagt.“
    Wir gehen den Flur hinunter in die belebte Notaufnahme. „Hier“, sagt Ethan und deutet auf einen Vorhang.
    „Ethan, könntest du das Baby nehmen?“, fragt Corinne. „Ich möchte nicht, dass sie diesen ganzen Bakterien ausgesetzt ist.“
    „Klar. Ich gehe mit ihr in den Eingangsbereich, ja?“ Ethan nimmt mir Emma sanft und mit geübten Händen aus den Armen. Dann drückt er einen Kuss auf ihren kleinen Kopf. Als er mich lächelnd ansieht, zieht sich mein Magen zusammen.
    „Danke, Ethan. Lucy, komm mit“, drängt Corinne mich. Sie schiebt den Vorhang zur Seite und bricht dann beim Anblick ihres Mannes - der mir ziemlich gesund erscheint - erneut in Tränen aus. Er sitzt aufrecht in einem Krankenhaushemd im Bett.
    Corinne wirft sich schluchzend über ihn. „Christopher! Oh Baby! Ich dachte, du wärst tot!“
    Die Worte hallen in meinem Kopf wider. Dasselbe habe ich vorhin zu Ethan gesagt.
    „Guten Tag“, höre ich eine Stimme. Toll, es ist Dr. Frauenhasser. Bei meinem Anblick runzelt er die Stirn, um dann Corinnes Hand zu schütteln. „Ich bin Dr. Porter. Ihrem Ehemann geht es gut. Sein EKG ist vollkommen normal, und die Bluttests haben auch nichts ergeben.“
    „Aber er hatte Schmerzen in der Brust!“, wendet Corinne ein. „Mein Vater war erst zweiundvierzig, als er an einem Herzinfarkt gestorben ist.“
    „Richtig, richtig“, meint der Doktor herablassend. „Tja, wie ich soeben sagte, geht es Ihrem Mann gut. Es war nur der Stress.“
    „Stress? Er hat doch keinen Stress!“,

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