Lucy kriegt's gebacken
nicht?“ Er beugt sich nach unten, stellt die zweite Schale auf den Boden, und meine Katze beginnt dankbar zu schnurren.
Ich runzle dir Stirn. „Ich kann das Bunny‘s doch nicht einfach verlassen.“
„Wieso nicht? Sind die schwarzen Witwen nicht auch ohne dich prima zurechtgekommen?“
„Also, erstens würde ich sie vermissen. Mir gefällt es im Bunny‘s. Und zweitens, nein. Sie hätten bald dichtmachen müssen. Jimmy hat sie quasi durch seine Brotbestellungen gerettet.“
„Ah, der Heilige Jimmy.“ Ethan lächelt etwas spöttisch. Ich sehe ihn verdrossen an, froh, Jimmy vorhin nicht erwähnt zu haben. „Aber das war alles, bevor du in der Bäckerei angefangen hast, Lucy“, fährt er fort. „Sie könnten jemanden einstellen, der für sie das Brot backt. Nach deinen Rezepten, natürlich. Ich will ja nicht sagen, dass dein Brot nicht unglaublich schmeckt.“
„Was willst du dann sagen?“, frage ich einigermaßen mürrisch.
„Ich will sagen, dass du das tun solltest, was du tun willst. Das ist alles.“
„Richtig“, murre ich noch immer missmutig. Es ist einfach so, dass … Okay, hier kommt er, der unvermeidliche Vergleich. Jimmy hätte sich mit einem Notizblock zu mir gesetzt, um einen Plan zu entwerfen. So solltest du es machen, hätte er gesagt, und dann mit großer Begeisterung die nächsten zehn Schritte notiert. Ethan hingegen - Ethan bietet mir keine Hilfe an.
Stattdessen betrachtet er mich lächelnd. Dann steht er auf, kommt zu mir und nimmt meine Hand. „Na komm“, sagt er. „Nehmen wir uns mal in die Arme, du Muffel.“
Mit heißen Wangen gehorche ich. Hilfe, ich liebe seinen Geruch. Seine Hände spielen mit meinem Haar, sein Herz pocht regelmäßig an meinem. Mir fällt wieder ein, welche Sorgen ich mir vorhin um ihn gemacht habe.
Ohne weiteren Gedanken küsse ich Ethans warmen Hals, streiche über seinen Rücken, die Hitze seines Körpers dringt durch die gestärkte Baumwolle. Sanft kratzt sein Bart an meiner Wange, und schon spüre ich seine weichen warmen Lippen auf meinen. Fat Mikey schlängelt sich zwischen unseren Beinen durch, und ich merke, wie Ethan lächelt. Da ist es wieder, dieses schmerzliche, herrliche Ziehen in meinem Herzen. Er tut nichts anderes, als meinen Kuss zu erwidern, das Tempo überlässt er ganz mir.
Es fühlt sich anders an - das ist kein Vorspiel, es ist nicht der leidenschaftliche, verzweifelte Kuss zweier einsamer Menschen. Wir küssen uns nur, sanft, mit zärtlichen Berührungen, doch sein Herz schlägt jetzt schneller an meiner Brust, meine Knie werden weich. Es ist so herrlich, ihn zu spüren, dass ich den leisen Alarm im Hinterkopf einfach überhöre. Ich küsse ihn leidenschaftlicher, spüre seine schlanken Muskeln unter meinen Fingern, schmecke die leichte Mischung aus Amaretto und Ethan, und mir kommt der Gedanke, dass ich bereits …
Das Klingeln des Telefons reißt mich aus meinen Gedanken. Es klingelt noch einmal und ein drittes Mal. Doch ich rühre mich nicht, versunken in Ethans Wärme, seinen Mund und die Andeutung eines Lächelns, die ich immer spüren kann, wenn wir uns küssen. Doch dann höre ich die Stimme meiner Schwester auf dem Anrufbeantworter.
„Lucy! Bitte! Christopher hatte einen Herzinfarkt! Komm sofort ins Krankenhaus!“
19. KAPITEL
Corinnes sonst so perfekt frisiertes Haar sieht wild aus, Emma heult in ihren Armen.
„Wie geht es ihm?“, frage ich, doch meine Schwester schluchzt so laut, dass ich kein Wort verstehe.
„Ich suche mal einen Arzt“, sagt Ethan und verlässt den Warteraum, wo wir Corinne entdeckt haben.
Ich setze mich neben meine Schwester, die furchtbar zittert. „Ich kann es nicht glauben“, presst sie hervor. „Nach alldem … Ich dachte … er würde nie …“
„Okay, okay, Schätzchen, beruhige dich.“ Ich streichle ihre Schulter. „Komm, ich nehme Emma.“ Ich entwinde ihr die Kleine und drücke sie an meine Schulter. Sie hört sofort auf zu weinen, schnieft noch einen Moment und atmet dann zitternd ein, was bedeutet, dass sie genug vom Heulen hat. Corinne allerdings nicht.
„Wie lange seid ihr schon hier?“, frage ich.
„Zwei Stunden.“
„Ach Liebling! Du hättest mich gleich anrufen sollen.“
„Da musste noch so viel erledigt werden.“ Sie wischt sich mit einem Ärmel über die Augen, ich reibe ihr mit der freien Hand den Rücken. Emma seufzt schläfrig an meinem Hals.
„Soll ich Mom anrufen?“, frage ich, überrascht, dass sie es nicht längst getan
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