Lucy & Olivia - Allerliebste Vampirschwester: Band 1 (German Edition)
die Zähne. »Du siehst aus, als wolltest du mich zum Abendessen verspeisen.« Olivia kicherte. »Entspann dich!«
Lucy versuchte es noch mehrmals.
»Okay«, sagte Olivia zufrieden. »Was immer auch passiert, du darfst nie aufhören zu lächeln. Mein sonniges Gemüt ist eine meiner besten Eigenschaften.«
Lucys Gesicht leuchtete auf. »Das kannst du laut sagen!« , sagte sie mit einem schwungvollen Wippen und reckte den Daumen hoch.
»Übertreib’s nicht«, sagte Olivia. »Am besten beschränkst du deine Äußerungen auf ›echt?‹. Das Wort ›echt‹ ist vielseitig verwendbar.«
Lucy riss die Augen auf. »Echt?«
Olivia versuchte, sich ein Lächeln zu verkneifen. »Na, ich seh schon, du wirst mich wie Einstein aussehen lassen.«
Lucy strahlte. »Echt?«
Olivia versuchte, ihre Schwester nicht zu beachten. »Was du dir außerdem merken musst, ist, dass ich neu
hier bin. Du darfst also über nichts reden, was ich nicht wissen kann. Wenn du nicht weiterweißt, fragst du einfach nach dem neuesten … was auch immer.«
Lucy holte tief Luft. »Echt?«
»Ist ja gut!«, rief Olivia genervt.
Lucy nahm wieder ihre eigene Persönlichkeit an.
»Jetzt bin ich dran!«, flötete sie, griff nach ihrer glänzenden schwarzen Handtasche und kippte sie aus. Ein Riesendurcheinander ergoss sich mit einem lauten Klappern auf die Ablage: Kosmetik, Stifte, Kaugummi, Papierfetzen, Nagelfeilen, Fotos, Büroklammern. Lucy schüttelte die Tasche. Ein ausgewachsener Tacker landete auf der Ablage. Sie schüttelte sie wieder. Eine kleine schwarze Sprühdose fiel heraus, die Lucy auffing und Olivia in ihrer Handfläche präsentierte.
»› Pale Beauty , das Sprühweiß‹.« Sie streichelte die Dose, als wäre sie ein Model aus der Fernsehwerbung. »›Für den besonderen Marmor-Look!‹«
»Du machst Witze!«, sagte Olivia. Sie griff nach der Sprühdose und studierte das Etikett.
»Viele Gruftis benutzen das«, erklärte Lucy, »vor allem wenn sie nicht mit so einem makellosen blassen Teint gesegnet sind wie ich. Jetzt mach die Augen zu.«
Olivia gehorchte. Das Spray fühlte sich kühl und feucht auf ihrer Haut an, aber es trocknete fast augenblicklich. Sie warf einen Blick in den Spiegel.
»Ich sehe aus wie ein Clown!«, rief sie.
»Pass auf, was du sagst, oder ich stech dir ein Auge aus«, sagte Lucy, die sich mit einem Kajalstift, der so breit war wie ein Textmarker, über sie beugte.
Olivia versuchte stillzuhalten. Sie fixierte einen braunen Fleck an der Decke und fragte: »Und worüber rede ich mit deinen Freunden am besten?«
»Wie bitte?« Lucy hielt in der Mitte des linken oberen Lides inne. »Du kannst nicht mit meinen Freunden reden. Auf gar keinen Fall. Charlotte Brown ist eine Sache. Aber Sophia Hewitt ist meine beste Freundin, seit wir vier sind. Sie merkt sofort, dass du nicht ich bist.«
Olivia wusste, dass Lucy recht hatte, aber sie war trotzdem enttäuscht. »Ich hatte mich schon so darauf gefreut, düstere Sachen zu sagen«, schmollte sie.
»Tut mir leid«, sagte Lucy mit aufrichtigem Mitgefühl. »Wie wär’s, wenn du dich in der Bücherei versteckst? Da arbeite ich normalerweise an meinen Artikeln für die Zeitung.«
»Es wird nicht so viel Spaß machen, wie mit Gruftis zu quatschen, aber ich denke, es geht nicht anders«, räumte Olivia ein. »Zum Glück habe ich einen Apfel und ein paar Bananenchips dabei, die mir Gesellschaft leisten können.«
Lucy sagte: »Wir treffen uns gleich nach dem Mittagessen wieder hier und …« Es läutete.
»Oh, mein Gott!«, quiekte Olivia. »Es ist so weit. Du musst los!« Sie raffte ihre Schminksachen zusammen, warf sie zurück in ihre rosa Handtasche und reichte sie Lucy. »Ich pack deine Tasche wieder ein, sobald du weg bist«, fügte sie hinzu.
Lucy legte Olivia die Hände auf die Schultern und sah ihr direkt in die Augen. »Lächle nicht zu viel und sag nichts«, erklärte sie, und Olivia spürte, wie ihre Schwester
sie zu Boden drückte. »Und was immer auch geschieht, bitte nicht allzu schwungvoll bewegen!«
Olivia nickte mit ernstem Gesicht. Sie umarmte ihre Schwester, um ihr Glück zu wünschen. Dann verzog Lucy ihr Gesicht zu einem Lächeln und stürzte mit Olivias Handtasche unterm Arm aus der Tür.
Olivia gab sich große Mühe, ihr nicht hinterherzugrinsen. Schließlich war sie jetzt ein Grufti.
Lucy stieß die Tür zur Mensa auf. Sie musste ihre Zehen zusammenkrampfen, damit ihr Olivias Flipflops nicht von den Füßen fielen. Sie versuchte
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