Lucy & Olivia - Allerliebste Vampirschwester: Band 1 (German Edition)
Lucy. Jeff Moore mag mich!
Charlotte Browns Gesichtsausdruck war es allerdings mehr als wert.
»Jeff!«, sagte sie und klammerte sich an seinen Arm, als wäre sie am Ertrinken. »Oh, mein Gott, Jeff. Du hast vergessen, das Ringen zu erwähnen!«
»Oh ja, stimmt.« Jeff nickte und sah beeindruckt aus. »Ich bin auch Ringer.«
Charlottes Augen wurden schmal. Dann streckte sie den Arm aus, schnappte sich den letzten Bissen von Lucys Burger von ihrem Teller und schob ihn sich mit einer dramatischen Geste in den Mund, während sie Jeff beim Kauen dämlich angrinste. Katie und Allison waren ernstlich entsetzt.
Das klappt ja besser, als ich mir je hätte träumen lassen!, dachte Lucy. Charlotte Brown verschluckt sich buchstäblich an ihren eigenen Worten!
Olivia genoss es, nach der Mittagspause den Gang zu den Labors entlangzutrotten. Jetzt, wo sie sich an Lucys Stiefel gewöhnt hatte, fühlte sie sich bei jedem Schritt richtig stark – als könnte sie mitten durch eine Menschenmenge laufen und alle würden ihr Platz machen. Mit zusammengekniffenem Mund linste sie hinter einem Vorhang aus Haaren hervor auf die anderen Schüler. Ein Grufti-Mädchen murmelte im Vorbeigehen: »Hi, Lucy.«
»Hi«, antwortete Olivia, ohne stehen zu bleiben. Sie gab sich Mühe, nicht das kleinste Lächeln zu zeigen, aber sie konnte es nicht verhindern.
Gruftisein ist dermaßen cool!, dachte sie.
Die Mittagspause in der Bücherei war geradezu verflogen. Zuerst hatte sich Olivia geärgert, dass sie vergessen hatte, Dreimal gebissen , das neueste Graf-Vira-Buch, mitzubringen. Aber dann war ihr wieder eingefallen, dass sie etwas über eine alte französische Kurzgeschichte gelesen hatte, die – nach dem, was sie auf einer Fan-Site über Vampirbücher gefunden hatte – eine der ersten Vampirgeschichten überhaupt sein sollte. Sie hatte beschlossen, nachzusehen, ob es sie hier gab.
»Der Horla und andere Schauergeschichten von Guy de Maupassant. Sieht so aus, als würdest du dieses Buch nicht zum ersten Mal ausleihen, Lucy«, sagte die Bibliothekarin, als sie auf den Computer-Bildschirm sah.
Olivia hatte stumm mit den Achseln gezuckt, wie es vermutlich auch Lucy gemacht hätte, das Buch entgegengenommen und zu lesen begonnen … Die Geschichte
hatte so genial angefangen, dass es, ehe Olivia sich versah, bereits zum Ende der Mittagspause läutete. Jetzt hatte sie es eilig, wieder zu den Toiletten zu kommen und von Lucy zu erfahren, wie die Sache mit Charlotte Brown gelaufen war.
Olivia bog um die Ecke und rannte geradewegs in einen Grufti! Das Buch flog ihr aus der Hand und schlidderte über den Fußboden. Sie sah sich den Jungen an, als er sich bückte, um ihr Buch aufzuheben. Er war schlank und hatte breite Schultern. Er trug eine schwarze Cargohose und ein schwarzes Hemd. Sein blasses Gesicht wurde von zerzausten dunklen Locken umrahmt. Er kam ihr bekannt vor, wahrscheinlich aus einem ihrer Kurse.
»Alles okay?«, fragte er besorgt.
»Mir geht’s gut«, sagte Olivia. »Tut mir leid. Ich schätze, meine Stiefel waren schneller als ich.«
Der Junge hielt Olivia das Buch hin, und ihr fiel schließlich ein, welchen Kurs sie zusammen hatten.
»Ich kenne dich«, sagte sie mit einem Nicken. »Wir haben zusammen Sozialkunde.«
Der Junge sah sie komisch an. Er runzelte die Stirn, was ihn süß aussehen ließ, wenn man auf düstere Typen stand. »Lucy«, sagte er langsam, »wir haben schon seit drei Jahren zusammen Sozialkunde.«
»Äh…«, stammelte Olivia. »Klar. Ich hab bloß Spaß gemacht.« Sie versuchte, eine freundliche Grimasse zu schneiden.
Er warf einen Blick auf den Umschlag ihres Buches. »Sieht interessant aus«, sagte er und reichte es ihr.
Sie wusste, dass sie eigentlich am besten einfach das Buch genommen hätte und weitergegangen wäre, aber sie fand, dass wirklich mehr Leute diese Geschichte lesen sollten. »Das ist es auch. Der Horla handelt von diesem Typen, der glaubt, er würde von einem Vampir verfolgt. Das ist, äh, echt grottig.«
»Ja?«, fragte der Junge, eindeutig neugierig geworden.
»Ja. Es ist in Tagebuchform geschrieben, und der Typ befürchtet, langsam verrückt zu werden«, erklärte Olivia.
Er nickte. »Das muss ich auch mal lesen.«
»Das solltest du tun«, sagte sie. Dann entdeckte sie Lucy am anderen Ende des Gangs.
Wow, sie sieht wirklich sagenhaft aus in diesem Rock!, dachte Olivia.
Der Junge fragte: »Was liest du sonst gerne?«
Über die Schulter sah Olivia, wie Lucy stehen
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