Lucy & Olivia - Allerliebste Vampirschwester: Band 1 (German Edition)

zu Asche«-Cheer. Während der letzten beiden Tage im Bett war ihr ein Trick eingefallen, der ihr beim Lächeln half: Sie stellte sich die vier Bluthunde auf einem Friedhof vor mit nichts weiter am Leib als rosa Unterhosen, auf denen stand: »Ich bin doof«. Es funktionierte wie ein Zauberspruch.
    »Super, Lucy!« Als sie fertig war, stieß Olivia einen Anfeuerungsschrei für sie aus. »Das war schon viel besser! Du hast sogar gelächelt!«
    »Danke«, erwiderte Lucy leicht verlegen.
    Olivia klopfte ihr auf den Rücken und sagte: »Hast du Lust, eine Kombination aus Überschlägen für einen neuen Cheer einzuüben?«
    »Okay«, sagte Lucy. Sie stellten sich näher ans Haus und drehten sich zu einer Reihe von Dornbüschen am anderen Ende des Gartens um. Olivia zählte auf drei, dann nahmen sie beide Anlauf und sprangen in die Luft.
    Eins, zwei, drei Überschläge. Aus den Augenwinkeln sah Lucy, wie Olivia nach ihrem letzten Sprung wieder aufkam. Lucy wollte sie noch übertrumpfen und stützte sich mit einer Hand auf dem Boden auf, um einen doppelten Handstandüberschlag zu machen. Aber sie rutschte mit der Handfläche auf dem regennassen Gras aus, ihr Arm glitt unter ihr weg und plötzlich flog sie unkontrolliert weiter. Das Dornengestrüpp kam wie die Bilder eines Kaleidoskops auf sie zugewirbelt.
    »Auuu!«, heulte Lucy, als sie mitten in den Dornen landete.
    Olivia kam angerannt. »Lucy!«
    »Alles in Ordnung«, rief Lucy und kam sich wie eine totale Niete vor. Sie krabbelte aus dem Dornengestrüpp und klopfte ihre Trainingsklamotten ab. »Das hab ich davon, weil ich angeben wollte.«
    »Du bist verletzt!«, rief Olivia aus.
    Lucy blickte an sich herab und sah, dass ihr linker Arm blutüberströmt war. Zwei tiefe Kratzer zogen sich
über die ganze Länge. Sie war unvorsichtig gewesen. Normalerweise sah sie immer gleich nach, ob sie offensichtliche Verletzungen hatte. Das hätte sie dieses Mal auch tun sollen, aber jetzt war es zu spät. Instinktiv bedeckte sie die Kratzer mit der Hand, um sie vor ihrer Schwester zu verbergen. Aber noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, stand Olivia neben ihr und versuchte ihre Hand wegzuziehen.
    »Lass mal sehen«, sagte Olivia beruhigend. »Ich hab letzten Sommer im Rahmen meines Babysitterkurses Erste Hilfe gelernt.«
    Olivia bog Lucys Finger auf und tupfte die Stelle vorsichtig mit einem kleinen Tuch ab, das sie aus ihrem Hosenbund gezogen hatte. Das Blut tränkte Olivias Tuch, aber die Kratzer waren weg – genau wie Lucy erwartet hatte!
    »Du hast geblutet«, sagte Olivia und drehte Lucys Arm auf der Suche nach einer Verletzung hin und her. »Du hast doch eben noch geblutet«, sagte sie noch mal verwirrt.
    Lucy sah zu Boden und fragte sich verzweifelt, was sie sagen sollte.
    Olivia schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Tut es weh?«, fragte sie.
    »Nein, alles okay. Ich, äh …«, stammelte Lucy. Wie konnte sie Olivia das erklären?
    »Du hast dich doch nicht noch woanders geschnitten, oder?«, fragte Olivia und bückte sich, um Lucys Beine zu untersuchen. »Komisch«, murmelte sie, während sie das blutige Tuch in ihrer Hand zerknüllte.
    Lucy merkte, wie Olivia versuchte, ihr in die Augen zu sehen.
    »Lucy?«, sagte Olivia mit völlig verwirrter Stimme. »Was ist da gerade passiert? Hast du … hast du dich selbst geheilt ?«
    Ich sollte Olivia die Wahrheit sagen , dachte Lucy. Ich will sie nicht anlügen. Sie ist meine Zwillingsschwester.
    »Lucy, sag was!«, verlangte Olivia aufgebracht.
    Ich muss es ihr sagen, beschloss Lucy.
    »Olivia«, begann Lucy langsam und sah ihrer Schwester in die Augen. »Ich werde dir jetzt ein Geheimnis verraten.«
    »Okay«, erwiderte Olivia zurückhaltend.
    »Es ist was Ernstes«, erklärte Lucy ihr und nahm ihre Hand. »Du musst mir versprechen, dass du es niemandem weitererzählst.«
    Olivia musterte Lucys Gesicht. »Was für ein Geheimnis?«
    »Es ist das geheimste Geheimnis, von dem du in deinem Leben je hören wirst«, sagte Lucy einfach.
    Olivia holte tief Luft. »Ich schwöre bei unseren gemeinsamen Eltern«, sagte sie schließlich.
    Lucy zog Olivia in den Schatten des Dornengestrüpps. Dann hob sie langsam die Hände ans Gesicht und nahm vorsichtig ihre beiden Kontaktlinsen heraus.
    Olivia schlug die Hände vor den Mund. »Deine Augen sind ja purpurfarben!«
    »Sie sind lila«, berichtigte Lucy. Sie versuchte zu lächeln. »Olivia«, sagte sie, »ich bin ein Vampir.«
    Olivia stemmte die Hände in die Hüften. »Bist du