Lucy & Olivia - Das Vampirgeheimnis
und schloss das Fenster. Sie schlängelte sich durchs Haus nach unten, wobei sie in der Küche Halt machte, um sich einen Keks zu nehmen.
Am Eingang zu ihrem Zimmer blieb sie stehen und begutachtete den Schaden. Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten, überlegte sie und schüttelte lächelnd den Kopf, aber Olivia hat mein Zimmer noch mehr durcheinandergebracht!
»Viele glauben, es gibt kein großes, dunkles Geheimnis in Franklin Grove«, sagte Serena Star, als der Fernseher im Wohnzimmer anging. Olivia ließ sich aufs Sofa sinken, erleichtert, dass sie die Morgennachrichten nicht verpasst hatte. Nach der gestrigen Party auf dem Friedhof war sie lange aufgeblieben, um ihre Hausaufgaben zu machen, und hatte verschlafen.
»Sie behaupten«, fuhr Serena fort, als die Kamera ihr die Hauptstraße entlang folgte, »dass die Grufti-Kultur hier nicht schädlicher sei als American Football.« Olivia fiel auf, dass Serena Star denselben kamelfarbenen Wildlederanzug trug wie gestern. Er sah sogar fast so aus, als hätte sie darin geschlafen. Auch ihr Make-up wirkte ein bisschen schludrig.
»Und vielleicht haben sie recht«, schloss Serena Star plötzlich.
Echt? Olivia wurde munter.
»Ich hatte gehofft, dir heute Morgen die Antworten präsentieren zu können, Amerika. Aber«, Serenas ernster Gesichtsausdruck wich einem Lächeln »wir waren alle schockiert und überglücklich von der Top-Nachricht
gestern Abend! Richtig, ich spreche von der überraschenden Hochzeit der Filmpreisträgerin und ehemaligen Miss America Charlene Costa mit dem Countrymusik-Schwarm Manny Shucker. Schalten Sie heute Nachmittag wieder ein und sehen Sie exklusives Videomaterial der Brautjungfer, das letzte Wort zu Franklin Grove und andere heiße Storys in einer Sonderausgabe von Der Morgenstern !«
Serena Star setzte ihr Markenlächeln auf und ging auf die Kamera zu. »Denn der Stern der Wahrheit muss leuchten! Mein Name ist Serena Star. Wach auf, Amerika!«
Ein Lächeln breitete sich auf Olivias Gesicht aus, als sie den Fernseher ausschaltete. Da ist sie ja endlich, die Ablenkung, auf die wir gewartet haben, dachte sie, als sie die Treppe hochlief, um sich für die Schule fertig zu machen. Wahrscheinlich sitzt Serena Star schon im nächsten Flieger nach Kalifornien, um über die Sache mit Charlene Costa zu berichten!
Lucy ging auf dem Weg zur ersten Stunde den Gang entlang, als sie sah, wie die Bluthunde in einer Ecke die Köpfe zusammensteckten. Mit ihnen stimmte etwas nicht, aber es dauerte einen Moment, bis sie dahinterkam, was es war: Keiner von ihnen lachte. Die hecken was Ernstes aus, war sie sich sicher.
Charlotte Brown ging mit ihrem Häschen-Fanclub vorbei. Garrick hob den Kopf, und Lucy stellte fest, dass er immer noch dasselbe Interna-3-T-Shirt trug, das er schon die ganze Woche angehabt hatte.
»Charlotte«, rief er, »warte mal!« Er ließ seine Freunde stehen und lief zu ihr hinüber.
Lucy versteckte sich hinter einer Schulflagge und hoffte mitzubekommen, worüber Garrick und Charlotte sich unterhielten, aber sie konnte nicht verstehen, was sie sagten. Sie sah allerdings, wie Charlottes Häschenaugen aufleuchteten und wie sie nickte, als hätte Garrick ihr eine ausgedehnte Shoppingtour versprochen. Dann lief Charlotte quiekend zu ihren Freundinnen Katie und Allison zurück. »Wisst ihr was?« Lucy hörte sie aufgeregt kichern, als sie gemeinsam den Gang entlang verschwanden.
Garrick schlurfte zu seinen Freunden zurück. Auf seinem Gesicht klebte ein widerlich fieses Grinsen. Lucy stellte sich ihm in den Weg. »Was hast du vor?«, wollte sie wissen.
»Vega«, sagte Garrick, »bist du heute Morgen schon wieder falsch rum in deiner Kiste aufgewacht?«
Lucys Augen wurden schmal. »Meinst du nicht, du solltest mal dein T-Shirt wechseln?«, provozierte sie ihn. »Das könnte inzwischen schon von alleine aus einem Sarg klettern.«
»Hey«, gab Garrick zurück. »Die ganze Werbung, mit der ich die Leute bombardiert habe, hat mir einen erstklassigen, brandneuen Gratis-Interna-3 eingebracht. Und du fandest es eine schlechte Idee, aus diesem Sarg zu springen! Da sieht man mal, wie viel Ahnung du hast.«
Lucy verdrehte die Augen. »Was läuft da zwischen dir und Charlotte Brown?«
»Das geht dich nichts an«, antwortete er.
Lucy durchbohrte ihn mit ihrem Todesblick.
Garricks Mund verzog sich zu einem unheilvollen Grinsen. »Ich, äh, mache ein Interview mit ihr für meinen Film.« Er hob die Augenbrauen und drückte die
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