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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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jemand, der eine ungeahnte Freiheit kostet, ich hatte das Gefühl, wirklich zu leben.
    Schließlich kam Gus mit den Gläsern.
    »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat, Lucy«, entschuldigte er sich. »Ich bin auf einen Haufen Leute aus Cavan gestoßen und...«
    »Schon gut«, unterbrach ich ihn und kletterte von meinem Faß herunter. Ich wollte unbedingt über unseren Rechtsbruch mit ihm sprechen, da störten seine Entschuldigungen nur.
    »Gus, machst du dir eigentlich keine Sorgen wegen der Polizei?« stieß ich hervor, die Augen rund vor entzücktem Entsetzen.
    »Nein«, sagte er. »Bestimmt können die sich gut um sich selbst kümmern.«
    »Das meine ich doch nicht«, kicherte ich. »Ich meine, hast du keine Angst, daß man uns festnehmen könnte?«
    Er tastete seine Jackentaschen ab, seufzte dann erleichtert auf und sagte: »Nein, Lucy, im Augenblick nicht.«
    Er nahm mich offensichtlich nicht ernst, und das ärgerte mich.
    »Nein, Gus«, beharrte ich. »Hast du keine Angst, daß sie eine Razzia machen, uns alle zusammenschlagen und festnehmen könnten?«
    »Aber warum sollten sie?« fragte er verwirrt. »Gibt es nicht genug Leute da draußen, die sie festnehmen können, wenn ihnen danach zumute ist? Hat man sich deswegen nicht das Gesetz gegen Stadt- und Landstreicherei einfallen lassen?«
    »Aber Gus«, sagte ich verzweifelt, »und was ist, wenn sie die Musik hier drin hören? Wenn sie merken, daß wir nach elf hier noch trinken?«
    »Aber wir verstoßen gegen kein Gesetz«, sagte Gus. »Auch wenn sie das früher nicht gehindert hat, trotzdem gegen uns vorzugehen.«
    »Aber ja«, beharrte ich. »Die Sperrstunde ist vorbei, es ist nach elf. Wir verstoßen gegen das Gesetz.«
    »Ach was.« Er lachte.
    »Doch.«
    »Lucy, jetzt hör mal zu! Der Laden muß erst um zwölf dichtmachen. Kein Mensch tut was, was er nicht sollte – abgesehen von dem blöden Hund hinter dem Tresen, der nicht mal dann ein Glas Bier ordentlich einschenken könnte, wenn es um sein Leben ginge!«
    »Schade.« Ich war wirklich enttäuscht.
    »Willst du damit sagen, daß all das streng gesetzmäßig und einwandfrei ist?« fragte ich niedergeschlagen.
    »Ja, natürlich.« Er lachte. »Du glaubst ja wohl nicht, daß ich mit dir irgendwo hingehen würde, wo du Schwierigkeiten kriegen könntest, oder?«
    »Äh... ich dachte nur...«
    Anschließend kam er mit mir nach Hause. Darüber wurde nicht gesprochen, es gab keine Peinlichkeiten und wirkte wie das Natürlichste von der Welt. Wir redeten nicht, es geschah einfach.
    Als wir das Pub und all die Menschen hinter uns ließen, die Gus kannte, war es für uns beide einfach selbstverständlich, ein Taxi nach Ladbroke Grove zu nehmen.
    Gus schlug nicht vor, mit zu ihm zu gehen, und auch mir kam der Gedanke nicht. Ich fand daran nichts Sonderbares. Vielleicht hätte ich es sonderbar finden sollen.

35
    A m Donnerstag bekam die ansonsten makellose Landschaft meines Glücks zwei Flecken.
    Zum einen erfuhren wir, daß Hetty gekündigt hatte. Das tat mir sehr leid. Nicht nur war sie die einzige von uns, die je arbeitete, sie würde mir auch fehlen.
    Außerdem haßte ich Veränderungen, und beklommen fragte ich mich, wer wohl für sie eingestellt würde.
    Zweitens sollte ich am Donnerstag nach Feierabend meine Mutter besuchen.
    Ich befand mich mit Gus in einer Phase, in der ich in jedem wachen Augenblick an ihn dachte. Ich quoll fast beständig über vor Glück (außer zwischen halb acht und zehn, und selbst das war besser geworden, vor allem, wenn Gus bei mir war, aber davon später mehr). Wenn ich schon nicht mit ihm zusammen war, wollte ich wenigstens über ihn reden, ganz gleich, mit wem. Ich wollte allen sagen, wie großartig er aussah, wie glatt seine Haut war, wie erregend er roch, wie grün seine Augen waren, wie seidenweich sein Haar, wie bezaubernd der Akzent, mit dem er sprach, wie faszinierend die Gespräche mit ihm oder wie schön seine Zähne (wenn man bedenkt, daß er auf einem abgelegenen Bauernhof aufgewachsen war). Auch mußte ich allen erzählen, daß sein Hintern so klein wie eine Briefmarke war, und ich brannte darauf, in allen Einzelheiten von den netten Dingen zu berichten, die er sagte und davon, was er mir geschenkt hatte.
    Ich war voller Glück und Adrenalin und wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß ich die größte Langweilerin auf Erden sein könnte. Ich liebte alle Menschen und hatte das Gefühl, daß sich alle ebenso über mein Glück freuten wie ich.
    Natürlich

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