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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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mit. So unerfahren war sie in Liebesdingen, daß sie annahm, sie würden ihre Beziehung fortsetzen, nur weil er mit ihr ins Bett gegangen war.
    »Aber... aber«, sagte sie. »Was ist mit gestern abend? Bedeutet dir das ni...?«
    »NEIN, Charlotte«, fiel ihr Simon ungeduldig ins Wort. »Es hat mir nichts bedeutet. ’ne Nummer ist ’ne Nummer. Jetzt zieh dich an, laß dir auf dem Personalbüro deine Papiere geben und verschwinde.«
    »Und das Schlimmste ist, Lucy«, klagte sie anschließend, »ich weiß immer noch nicht, warum er mit mir Schluß gemacht hat.«
    »Warum denn nicht?« fragte ich.
    »Ich hab vergessen, ihn zu fragen.«
    »Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?« fragte ich überrascht. »Ach, sag’s mir lieber nicht, ich kann es mir denken.«
    »Ich bin zu jung, um eine alte Jungfer zu sein«, klagte Charlotte.
    »Dazu ist man nie zu jung«, belehrte ich sie voll Lebensweisheit.

55
    M egan sollte in jener Woche ihre neue Arbeitsstelle antreten, aber es kam zu Komplikationen. Eigentlich war es nur eine Komplikation, nämlich Frank Erskines Geisteszustand.
    Der Generaldirektor billigte das Verhalten eines seiner Direktoren nicht.
    Er hielt Franks Ansinnen, eine neue Stelle für eine Shorts tragende anziehende gebräunte junge Frau zu schaffen, für einen peinlichen Ausrutscher eines Mannes in mittleren Jahren, der es hätte besser wissen müssen. Gerüchtweise hörte man in der Firma, er leide an einer Mischung aus Midlife-crisis und Nervenzusammenbruch und sei zu rationalen Entscheidungen nicht imstande.
    Man brachte ihn – meinen Quellen in der Personalabteilung zufolge durchaus mit Nachdruck – dazu, sich aus Gesundheitsgründen längere Zeit zurückzuziehen. Zum Glück entschloß sich seine Frau, zu ihm zu stehen, und es gelang, die Presse aus der Sache herauszuhalten.
    Die Unternehmensleitung erklärte, sie sei gern bereit, nach seiner Rückkehr – an der allgemein gezweifelt wurde – mit Megan über ihre Beförderung zu sprechen.
    Bis dahin aber blieb sie dazu verdammt, in der Abteilung Kreditüberwachung zu schmoren. Meredia hätte sich vor Schadenfreude fast übergeben.

56
    U ns allen dreien war das Herz schwer. Die Wohnung hätte mit schwarzen Tüchern ausgeschlagen gehört, und man hätte ein schwarzes Kreuz an die Eingangstür nageln müssen, als hätte die Pest uns alle miteinander niedergestreckt. Um uns herum war Trübsal, Krankheit und Tod.
    Jedesmal wenn ich heimkam, erwartete ich vom Dachboden herab Orgelklänge zu hören, einen Totenchoral.
    »Seit wir in diesem Haus wohnen, ist uns das Leben vergällt«, sagte ich, und die beiden anderen stimmten mir gramvoll zu. Dann fragte mich Charlotte, was »vergällt« bedeutet.
    Obwohl noch Hochsommer war, herrschte bei uns trostloser liebeleerer Winter, sobald man den Fuß über die Schwelle setzte.
    Eines Sonntagmittags gingen Karen und Charlotte in ein Pub, um sich zu betrinken und verspritzten Gift darüber, daß Simons und Daniels Penisse in Wahrheit ausgesprochen klein gewesen, es mit ihnen im Bett beschissen gewesen sei, keine von beiden je einen Orgasmus gehabt habe und sie ihn immer nur vorgetäuscht hätten.
    Ich wäre liebend gern mit ihnen gegangen, doch hatte ich mir selbst Hausarrest gegeben.
    Allmählich machte ich mir Sorgen über die Ausmaße, die mein Trinken während und nach der Gus-Zeit angenommen hatte, und ich versuchte dem zu entkommen.
    Damals las ich gerade ein erstklassiges Buch über Frauen, die zu sehr lieben. Ich hatte es in einem Gebrauchtwarenladen gefunden und war erstaunt, daß es mir nicht schon früher in die Finger gefallen war, denn es trieb sich immerhin seit einem guten Jahrzehnt auf dem Markt herum. Es stammte also aus der Zeit, als ich gerade erst in die Welt der Erwachsenen eingetaucht und noch Anfängerin auf dem Gebiet der Neurosen gewesen war.
    Das Telefon klingelte.
    »Daniel«, sagte ich – denn er war es – »und was ist dein Begehr, alter Schürzenjäger?«
    »Ist sie da, Lucy?« fragte er mit Verschwörerstimme.
    »Wer?« fragte ich kalt.
    »Karen.«
    »Nein. Ich sag ihr aber gern, daß du angerufen hast. Mach dir aber keine zu großen Hoffnungen, daß sie dich zurückruft.«
    »Sag ihr nichts von meinem Anruf«, bat er mich. Es klang besorgt. »Ich möchte mit dir sprechen.«
    »Ich aber nicht mit dir«, gab ich zurück.
    »Bitte, Lucy!«
    »Vergiß es!« stieß ich hervor. »Ich weiß, wem ich Treue schulde. Du kannst nicht einfach mit meiner Freundin rummachen, ihr das Herz

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