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Lucy

Lucy

Titel: Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Gonzales
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Du kannst dich in den Baumkronen schneller fortbewegen als sie mit ihren Autos. Der Straßenverkehr wird sie ausbremsen. Und dann kommst du hierher. Ich werde dich |287| beschützen. Ich habe spezielle Orte, an die sie nicht gelangen können.«
    »Ich soll durch die Bäume hierherkommen?«, fragte Lucy.
    »Ja«, sagte Jenny. »Du musst den Weg immer in den Bäumen zurücklegen.«
    »Geht das denn?«, fragte Amanda.
    »Das geht«, erwiderte Jenny. »Die ganze Strecke entlang stehen Bäume. Donna und ich haben es bereits überprüft. Wenn wir wieder zu Hause sind, zeige ich es euch auf Google Earth.«
    »Manchmal musst du allerdings Umwege machen«, erklärte Donna. »Am besten durch Wohngebiete. Aber es gibt überall genug Wasser. Zu essen brauchst du nicht unbedingt etwas. Es dauert höchstens drei Tage.«
    »Wow, ihr habt das schon richtig durchdacht, was?« Amanda war beeindruckt.
    »Ja«, sagte Jenny. »Mir war klar, dass wir einen Plan brauchen für den Fall, dass es zum Schlimmsten kommt.«
    »Erwähnt den Plan nicht am Telefon oder in E-Mails «, fuhr Donna fort. »Auch nicht in SMS.   Wenn der Notfall eintritt, werden Jenny und ich eine Zeit lang keinen Kontakt haben. Amanda, sie werden dich und Jenny beobachten und hoffen, dass ihr sie zu Lucy führt. Ihr müsst also einfach abwarten. Jenny und ich haben einen Code ausgemacht, mit dem wir im Internet über Craigslist-Anzeigen kommunizieren werden.«
    »Das ist ja echt unheimlich«, sagte Amanda. »Wie seid ihr bloß auf all das gekommen?«
    »Donna hat in Forschungszentren des Militärs mit Primaten gearbeitet, bevor sie hierherkam«, erklärte Jenny.
    »Ja. Es war richtig übel. Ich konnte nicht ertragen, wie sie die Tiere behandelt haben. Und all die Experimente. Ich bin |288| gegangen, als sie zur Erforschung biologischer Waffen anfingen, Schimpansen mit
Yersinia pestis
zu infizieren.«
    »Was ist
Yers…,
wie hieß das gleich?«, fragte Amanda.
    »Es ist die Pest«, sagte Lucy. »Die Beulenpest.«
    »Oh, wie furchtbar!«, rief Amanda.
    »Es war grauenhaft. Aber ich habe eine Menge gelernt.« Donna hielt kurz inne, so als müsste sie eine schwierige Entscheidung treffen. Dann sagte sie zu Amanda: »Ich habe immer noch Kontakte zum Militär. Sagen wir also einfach, ich weiß, dass sie sich Lucy schnappen wollen.«
    »Aber warum bleibt Lucy dann nicht gleich hier?«, fragte Amanda. »Als Vorsichtsmaßnahme.«
    »Weil wir nicht wissen, wann es so weit ist«, erwiderte Donna. »Ich kann nicht mal sagen, wer es ist oder wie sie vorgehen werden. Und wenn Lucy jetzt einfach so aus ihrem normalen Leben verschwindet, werden sie nach ihr suchen.«
    »Vielleicht passiert ja auch gar nichts«, warf Jenny hoffnungsvoll ein.
    Donna reichte Lucy eine Visitenkarte, auf der ihr voller Name stand: Donna W.   Feather.
    Lucy sah die Karte an. »Wohin wirst du mich denn dann bringen? Wenn ich komme.«
    »Das erzähle ich dir jetzt lieber noch nicht.« Donna umarmte Jenny. Lucy und Amanda schüttelte sie die Hand. »Auf Wiedersehen. Passt gut auf euch auf«, sagte sie, und dann drehte sie sich ohne viel Federlesens um und ging am Pinguingehege vorbei davon.
    Sie blickten ihr hinterher und sahen sie wieder über die Holzbrücke gehen und im Wald verschwinden.
    »Mom, warum hast du mich gerade jetzt hierhergebracht?«
    »Ich weiß nicht. Ich hatte so ein Gefühl, dass wir uns besser rechtzeitig vorbereiten sollten.«
    |289| »Ja, ich auch. Es ist etwas im Großen Strom.«
    »Meinst du, sie hat recht?«, fragte Amanda. »Wollen sie sich Lucy wirklich schnappen?«
    Sie sahen einander an. Jenny dachte daran, dass die U S-Regierung im irakischen Gefängnis Abu Ghraib sogar zehnjährige Kinder in Käfigen gefangen hielt. Und das einzig und allein, weil sie den falschen Vater hatten. Lucy war des gleichen Verbrechens schuldig. Seit der Abschaffung des Rechts auf Haftprüfung konnten sie wen auch immer sie wollten wo auch immer sie wollten festhalten. Jenny fürchtete, dass Donna nur allzu recht hatte.
    Doch sie sagte nur: »Fahren wir nach Hause, Mädchen.«
     
    Die Mädchen sahen sich
Harry und Sally
im Fernsehen an und lackierten sich gegenseitig die Fußnägel, als Jenny abends ausging. Harry kam sie zum Essen abholen, und als sie aus der Haustür trat, sah sie, dass er mit dem Motorrad und einem zusätzlichen Helm gekommen war. »Na, da bin ich aber froh«, sagte Jenny, »dass ich nicht beim Friseur war oder Stöckelschuhe trage.«
    »Nun, wenn wir ins Charlie Trotter’s gehen

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