Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luderplatz: Roman (German Edition)

Luderplatz: Roman (German Edition)

Titel: Luderplatz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Jäger
Vom Netzwerk:
bist.«
    »Charly! Du weißt genau, dass ich andere Möglichkeiten habe, Männer klarzumachen.«
    »Ja, schon. Leider. Deshalb bist du ja auch die Beste.«
    »Du hast es erfasst.«
    Charly tat zerknirscht und warf ihr ein Papierkügelchen an den Kopf. »So, Baby, genug gelobhudelt. Ich brauche jetzt ’ nen Schokoriegel, sonst unterzuckere ich. Du auch?« Charly zog seine berühmt berüchtigte Süßigkeitenschublade auf, in der auch der eine oder andere hochprozentige Drink gelagert wurde, und kramte zwischen Mars, Twix und Snickers.
    Viktoria schüttelte den Kopf. »Ne, lass mal. Sonst krieg ich ’ nen Zuckerschock.« Und noch während sie es sagte, spürte sie, wie sich irgendetwas in ihrem Hirn regte. Extrem niedriger Blutzuckerspiegel … Das waren die Worte gewesen, die ihr jetzt wieder einfielen.
    Sie öffnete die Website des Verlagsarchivs und suchte nach einer ganz bestimmten Geschichte mit einem ganz bestimmten Zitat. Da sie wusste, dass es eine Gerichtsreportage gewesen war und es um den fast perfekten Mord eines Altenpflegers an einer sehr alten Frau gegangen war, gab sie den Namen der Gerichtsreporterin e in und dazu das Stichwort perfekter Mord . Zack – die Suchmaschine zeigte einen Treffer. Die Zeile lautete: »Tatwaffe Insulin – ein fast perfekter Mord«. Sie überflog den Text. Da war das Zitat, nach dem sie gesucht hatte.
    »Die Leiche wies einen extrem niedrigen Blutzuckerspiegel auf«, so der Sachverständige vor Gericht. Viktoria atmete tief ein. Sie las weiter. Nur weil das Testament so stümperhaft gefälscht war, kam die Wahrheit ans Licht. Der Pfleger hatte der Dreiundneunzigjährigen eine Überdosis Insulin gespritzt. Niemand hatte bei der Leichenschau das Einstichloch der Nadel entdeckt.
    »Niemand sucht bei einer Dreiundneunzigjährigen ernsthaft danach«, hatte der Staatsanwalt vor Gericht gesagt. Doch wenn ein Pfleger als Alleinerbe eingesetzt ist, dessen Schrift eindeutig mit der Schrift identisch ist, in der das Testament verfasst ist, schaut man natürlich genauer hin«, so der Staatsanwalt.
    Insulin. Extrem niedriger Blutzuckerspiegel. In Viktorias Schläfen pochte es. Während sie Professor Metzgers Nummer wählte, sah sie ihn vor sich, wie er die Zuckerstücke in den Kaffee fallen ließ und von Nana Oppenkamps niedrigem Zuckerwert im Augenwasser sprach.
    »Metzger.«
    »Latell.«
    »Oh, welch schöne Überraschung.«
    »Könnte jemand Nana Oppenkamp mit Insulin getötet haben?«
    »Oh, Sie kommen aber schnell zur Sache.«
    »Haben Sie den Körper wirklich genau untersucht?«
    »Danke, mir geht es gut. Und Ihnen? Immer mit der Ruhe, Frau Latell. Was ist denn los? Brauchen Sie in Berlin dringend ein Verbrechen?«
    »Ganz bestimmt nicht, wir haben mehr als genug davon. Tut mir leid, Herr Professor.«
    Metzger ließ sich besänftigen und dachte über die Frage nach. »Ich habe den Körper genau untersucht. Aber …«
    »Aber?«
    »Rein theoretisch kann ich natürlich auch mal etwas übersehen, obwohl ich das nahezu ausschließen kann. Ich mach das ja nicht erst seit gestern.« Er dachte eine Weile nach, räusperte sich. »Ein Einstichloch ist klein, aber ich bin mir fast sicher, dass da nichts war.«
    »Fast sicher? Mehr nicht? Und jetzt?«
    »Nichts und jetzt . Es besteht für mich kein Anlass zu glauben, dass Nana Oppenkamp durch Fremdeinwirkung zu Tode kam. Was haben Sie nur mit dieser Frau?«
    »Nichts, gar nichts. Ich finde es nur beunruhigend, dass Sie als erfahrener Rechtsmediziner letztlich nicht zu hundert Prozent einen Mord ausschließen können.«
    »Tja, damit muss ich wohl leben. Und Sie auch, fürchte ich.«
    »Das kann doch nicht sein. Haben Sie denn gecheckt, ob Nana Oppenkamp vielleicht an Diabetes litt?«
    »Haben wir.«
    »Und?«
    »Ihr Arzt, Doktor Westmark, hat uns heute Morgen bestätigt, dass sie vielleicht darunter litt.«
    Viktoria klappte den Mund auf, doch es kam kein Ton heraus. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Sie räusperte sich.
    »Doktor Westmark hat gesagt, dass Nana Oppenkamp Diabetes hatte?« Sie klang schrill.
    »Haben könnte. Sie habe ihm gegenüber über die typischen Symptome geklagt. Also Müdigkeit, Abgeschlagenheit, übergroßer Durst, Heißhunger und gleichzeitig Untergewicht, doch sie sei nicht von ihm behandelt worden. Und offensichtlich auch nicht von einem anderen Arzt. Und deshalb ist es wahrscheinlich, dass Nana Oppenkamp an Unterzuckerung gestorben ist.«
    »Aha.« Ihr fiel nichts mehr ein.
    »Frau Latell?

Weitere Kostenlose Bücher