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Luderplatz: Roman (German Edition)

Luderplatz: Roman (German Edition)

Titel: Luderplatz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Jäger
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gesagt hatte, sie sollte dicke Socken mit in den Kreißsaal nehmen, weil sie sonst kalte Füße bei der Geburt bekäme, die ihr also verschwiegen hatte, dass kalte Füße wahrlich das geringste Problem waren, das Isa unter der Geburt hatte. Sie hatte Todesangst. Warum hatte ihr niemand gesagt, wie brutal alles sein würde, wie blutig, wie unfassbar weh es tun würde.
    Jetzt lag sie da, in einer albernen Netzunterhose, die die riesigen Vorlagen hielt, die das viele Blut aufsaugten, von dem ihr auch niemand erzählt hatte und das aus jeder der Wöchnerinnen herauslief wie eine nie versiegende Quelle.
    Isa versuchte aufzustehen, sie stöhnte auf. Der Dammschnitt! Wiliam schaute sie besorgt an, sie lächelte. Die Schmerzen würden vergehen, ihr Junge würde eines Tages ganz sicher mit beiden Händen einen Ball fangen können.
    Als sie von der Toilette zurückkam, standen sie an ihrem Bettende. Sie schauten nicht auf, sie schauten nur auf ihn. Auf ihren Enkelsohn. Wiliam machte das einzig Richtige, er legte seinen Sohn in die Arme seiner Schwiegermutter. Wie lange habe ich sie nicht mehr so gesehen, dachte Isa und wusste die Antwort längst. Fünf Jahre lang. Fünf Jahre lang, in denen sie vergeblich darauf warteten, dass Florian klingeln würde, dass er nach Hause kommen, dass er in seinem mauligen Tonfall sagen würde: »Was gibt’s heute zu essen!«
    »Mama, Papa …« Isa wusste, dass es jetzt sein musste. Sie war es ihrem Jungen schuldig, der für nichts etwas konnte.
    Ihre Eltern schauten auf, Tränenschleier in den Augen.
    »Ich muss euch etwas sagen.«

 
    12. Kapitel
    Wirklich schön hier. Viktoria stand vor dem weißen mannshohen Eingangstor, das von geklinkerten Säulen eingerahmt wurde, in denen die blank polierte Gegensprechanlage aus Messing glitzerte. Der Grunewald war in ein herbstliches Rotgemisch getaucht. Wohin sie auch schau te, sie erblickte nur gepflegte Gärten, frisch gestrichene Gartentore. Menschen sah sie nicht. Die waren entweder nicht da, weil sie das viele Geld für ihre teuren Häuser verdienten, oder sie hockten in ihren warmen Villen. Nur ein paar Eichhörnchen hoppelten über den Weg.
    Sie hatte es endlich hinter sich. Das Gespräch mit Rudolfo Rose. Es war kurz gewesen und alles andere als herzlich. Doch sie hatte gesagt, was gesagt werden musste. Er hatte sie nicht hereingebeten, und dass sie überhaupt bis zur Haustür gelangen konnte, verdankte sie nur der jahrelangen, sehr rosefreundlichen Berichterstattung des Express . Die Reporterin wurde vorgelassen – schließlich wusch eine Hand die andere im Showgeschäft …
    Rudolfo hatte selbst geöffnet, was die Sache leichter machte. Er begriff schnell, was Viktoria ihm vorwarf, und seine Augen wurden genauso schnell zu schmalen Schlitzen. Ungeheuerlich seien ihre Behauptungen, haltlos, er würde sofort seinen Anwalt rufen und den Express wegen übler Nachrede verklagen.
    Doch Victory ließ sich nicht einschüchtern. Sie blieb freundlich und fuhr fort: »Herr Rose, wir beide wissen, dass Sie Ihre Frau geschlagen haben. Und es liegt an Ihnen, ob es bald auch noch zweihundertfünfzigtausend Leser wissen – oder ob es unter uns bleibt.«
    Er ließ sich nichts anmerken, doch sie erkannte eine gewisse Neugierde in seinem Blick.
    »Sie haben jetzt genau zwei Möglichkeiten.«
    Er schnaufte wütend und wollte gerade etwas erwidern, als sie ihn unterbrach.
    »Sie werden jetzt – in meinem Beisein – einen Termin mit diesem Therapeuten vereinbaren …« Viktoria zog eine Karte aus ihrer Manteltasche. »Mit ihm werden Sie ernsthaft an Ihrem Gewaltproblem arbeiten.«
    Roses Augenbrauen zuckten.
    »Sie werden bei keiner Sitzung fehlen. Und Sie werden Ihre Frau nie wieder schlagen. Sollten Sie eine dieser Bedingungen …«
    Rose schnappte nach Luft. »Sie wagen es, mir Bedingungen zu stellen?«
    Viktoria blieb ganz ruhig. »Sollten Sie eine der beiden Bedingungen nicht erfüllen, liefere ich meinem Chefredakteur eine Eins-a-Schlagzeile. Ich habe Zeugen, Fotos, jede Menge Material …«
    Er schnaufte. »Wer? Welches Schwein hat Ihnen …« Er ging einen Schritt auf Viktoria zu.
    »Herr Rose. Lassen Sie uns sachlich bleiben.« Viktoria lächelte und reichte ihm die Visitenkarte des Therapeuten und ihr Handy.
    Rose zögerte. Doch er tat es. Er tippte die Nummer widerwillig ein – und verabredete einen Termin.
    »Ich werde das kontrollieren«, sagte Viktoria. »Wenn Sie nicht regelmäßig zu Ihren Sitzungen gehen, dann …«
    »Das ist ein

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