Ludlum Robert - Covert 01
folgte, bewegte er sich hin und her. Er begann den Sinn der Karten und ihre Verbindung untereinander zu verstehen. Es war faszinierend. Fast hätte er fühlen können, wie die Lichter im gleichen Rhythmus wie sein Gehirn pulsierten…
Jon berührte seine Schulter. »Mart?«
»Nein!« Marty wirbelte herum, als ob er gebissen worden wäre. »Nie werde ich diesen Raum verlassen. Nie! Niemals!«
Jon versuchte seinen Freund fest zu halten, während dieser sich wand und um sich trat. »Er muss sofort sein Medikament nehmen«, sagte Smith zu Howell.
Wie wild holte Marty mit den Fäusten aus, während er unzusammenhängend fluchte. Jon umfasste ihn mit einer ungestümen Umarmung, hob ihn hoch und trug ihn von der Konsole weg. Marty trat weiterhin um sich und brüllte.
Peter runzelte die Stirn. »Für solche Eskapaden haben wir keine Zeit.« Er trat vor Marty und versetzte ihm einen Kinnhaken.
Mit weit aufgerissenen Augen sank Marty bewusstlos in Jons Armen zusammen.
Der drahtige Howell kehrte in den Flur zurück. »Bring ihn aber mit.«
Jon seufzte, weil er den Eindruck hatte, dass seine beiden Freunde nicht gut miteinander auskommen würden. Jetzt war der Ausdruck von Martys rundlichem Gesicht wieder friedlich. Er legte ihn sich über die Schulter und folgte dem ehemaligen SAS- und MI6-Agenten durch die Hintertür in eine Küche und dann in eine Garage.
Dort stand ein mittelgroßes Wohnmobil.
»Es gibt noch eine Straße«, begriff Jon. »Natürlich, es muss so sein. Schließlich lebt man nicht an einem Ort, wo man in der Falle sitzt.«
»Stimmt genau. Es muss immer zwei Fluchtwege geben. Die zweite Straße ist nicht asphaltiert und auf der Karte nicht verzeichnet. Sie ist zwar nicht besonders gut in Schuss, aber es wird reichen. Bring Marty in das Wohnmobil.«
Jon legte Marty auf eines der drei Etagenbetten. Das Innere glich dem jedes anderen Wohnmobils - es gab eine kleine Koch- und Essnische und ein Bad. Anders verhielt es sich mit dem Wohnzimmer, dem Herzstück des Wohnmobils. Es war eine kleine Kopie des Karten- und Computerraums aus dem Blockhaus. Auch hier gab es Wandkarten, eine Konsole und kleine, farbige Lämpchen, die gerade aufleuchteten, als Jon die technische Ausrüstung betrachtete.
»Ich lade die Batterien auf«, sagte Peter, als Jon wieder in die Garage trat. Der Engländer hatte die Batterie des Wohnmobils mit der Stromversorgung des Hauses verbunden.
Während der nächsten Stunde trugen sie Lebensmittel, Whiskey, Waffen und Munition zum Wagen. Jon verstaute die Sachen und Peter arrangierte alles für die Reise. Schließlich begann Marty auf dem Bett zu stöhnen und einen Arm zu bewegen. Im selben Augenblick hörte Jon das sich nähernde Motorengeräusch eines niedrig fliegenden Flugzeugs.
Mit gezückter Beretta rannte er ins Haus.
»Immer mit der Ruhe«, sagte Howell.
Gemeinsam standen sie vor dem Haus und suchten den Gebirgshimmel ab. Eine einmotorige Cessna dröhnte im Tiefflug über das Blockhaus und warf über der Lichtung ein kleines Stahlrohr ab. Ein paar Augenblicke später kehrte Peter damit zurück.
»Die Medizin für den kleinen Mann.«
Im Wohnmobil setzte Jon den stöhnenden Marty auf dem Bett auf und reichte ihm sein Medikament und ein Glas Wasser. Dann beobachtete er, wie sein Freund die Pille einnahm, wobei er die ganze Zeit über vor sich hin knurrte. Anschließend legte er sich wortlos wieder hin und starrte an die Decke. Er sprach nur selten über seine Niedergeschlagenheit, aber manchmal erlebte Jon ihn in einem dieser ungeschützten Augenblicke, in denen er vor sich hin starrte, als ob er sich fragte, was die anderen Menschen dachten und fühlten und was ein »normales Leben« bedeutete.
Peter steckte den Kopf durch die Tür. Seine Miene war düster. »Wir haben Besuch.«
»Bleib da liegen, Marty.« Jon klopfte seinem Freund auf die Schulter und eilte dann in die Garage.
An Peters Hals baumelte ein Fernglas und er hielt seine frisch gesäuberte Heckler & Koch-Maschinenpistole in einer Hand. Mit der anderen reichte er Jon das Enfield-Gewehr. Sein faltiges, braun gebranntes Gesicht schien von einem seltsamen inneren Feuer erleuchtet zu sein, als wäre plötzlich seine eigentliche Persönlickeit hervorgebrochen, das, was ihm wirklich gefiel, was sein Blut in Wallung brachte.
Jon atmete tief durch und spürte die angenehme Stimulation durch Aufregung und Angst, die ihm einst so wichtig gewesen war.
Hinter Peter ging er durch das Haus, dann traten sie gemeinsam auf die vordere Veranda, wo sie
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