Ludlum Robert - Covert 01
Saddam nicht passen, ist ein ganzes Stockwerk reserviert, wo sie gefoltert und hingerichtet werden. Andere Gefängnisinsassen können auf eine Station geschickt werden, wo sie offiziell nicht existieren. Nach ihnen darf niemand fragen und ihre Namen dürfen nicht erwähnt werden. Diese armen Kreaturen sind für immer verschwunden und verloren. Aber für mich persönlich geht es im untersten Stock des unterirdischen Gebäudes am grausamsten und unzivilisiertesten zu. Da gibt es nicht nur Gefängniszellen, sondern auch zweiundfünfzig Galgen.«
Jon unterdrückte sein Entsetzen. »Guter Gott. Zweiundfünfzig Galgen? Massenhinrichtungen? Er lässt zweiundfünfzig Menschen gleichzeitig aufhängen? Das hört sich alles nach einer wahren Hölle an. Dieser Mann ist ein Tier!«
»Genau. Erinnern Sie sich daran, dass es besser ist, die Waffe zu benutzen, als sich damit schnappen zu lassen. Im besten Fall werden Sie aufgrund der Verwirrung eine Chance haben.« Domalewski zögerte, faltete die Hände und blickte besorgt zu Jon auf. »Sie arbeiten unter einem falschen Namen, haben keinen offiziellen Auftrag und werden von niemandem beschützt. Die würden Sie verhaften, und wenn Sie sehr viel Glück haben, legen sie Sie gleich um.«
»Verstehe.«
»Wenn Sie immer noch weitermachen wollen, liegt heute noch eine Menge Arbeit vor Ihnen. Wir müssen sofort losfahren.«
Einen kurzen Augenblick lang sah Smith vor seinem geistigen Auge Sophias gepeinigtes Gesicht während ihres Todeskampfes. Den glänzenden Schweiß auf ihren geröteten Wangen, ihr herabhängendes, seidiges Haar und ihre zitternden Finger, die nach ihrer Kehle griffen, während sie nach Atem rang. Ihre Schmerzen mussten unbeschreiblich gewesen sein.
Während er Domalewskis ernstes Gesicht betrachtete, dachte er in Wirklichkeit an die einzige Frau, die er je geliebt hatte, und an ihren entsetzlichen, unerklärlichen und sinnlosen Tod. Für Sophia würde er es mit allen aufnehmen, selbst mit dem Irak und Saddam Hussein.
Er stand auf. »Lassen Sie uns gehen.«
27
10 Uhr 05 Bagdad
Smith saß allein im Fond der einzigen fahrtüchtigen Limousine der ehemaligen amerikanischen Botschaft und betrachtete die geschäftige Stadt. Angewidert nahm er die allgegenwärtigen Fotografien von Saddam Hussein wahr. Sie reichten von riesigen Postern über wandgroße Plakate bis hin zu kleinen, gerahmten Fotos in den Schaufenstern der schäbigen Läden. Überall sah man Saddams dichten schwarzen Schnurrbart und das Lächeln mit den entblößten Zähnen: Der Staatschef hielt ein Baby in den Armen, bot heroisch dem neuen amerikanischen Präsidenten Paroli, führte eine Familie oder eine Gruppe von Geschäftsleuten an oder salutierte vor im Stechschritt vorbeimarschierenden Truppen.
In diesem einst legendären Land der Bildung und Kultur regierte Hussein mit eiserner Faust und seine Macht war größer denn je. Er hatte den Kriegszustand, in dem sich sein Land offiziell befand, zur Basis seiner Macht gemacht und die Armut der Bevölkerung in patriotischen Stolz verwandelt. Während er das Embargo der Vereinten Nationen alhissar d afür verantwortlich machte, dass eine Million seiner Landsleute an den Folgen der Unterernährung starben, waren er und seine Kumpane auf schamlose Art und Weise reich und fett geworden.
Als sie die elegante Vorstadt Jadiriya erreicht hatten, wurde Jonathans Ekel noch stärker. Hier lebten viele Bodenspekulanten, Speichellecker und Kriegsgewinnler im Luxus. Jerzy Domalewski fuhr an protzigen Häusern, eleganten Cafes und glitzernden Boutiquen vorbei. An den Bordsteinen parkten auf Hochglanz polierte Mercedes-, BMW- und FerrariLimousinen und vor den kostspieligen Restaurants standen livrierte Wachposten. Von hier war die Armut verbannt worden, aber überall sah man Anzeichen menschlicher Gier.
»Das ist ja kriminell«, sagte Smith kopfschüttelnd.
Domalewski, der Mütze und Jackett eines Chauffeurs trug, erwiderte: »Wenn man bedenkt, wie es sonst in der Stadt aussieht, kommt es einem in Jadiriya so vor, als ob man auf einem anderen, extrem reichen Planeten gelandet wäre. Wie können diese Leute ihre Selbstsucht nur ertragen?«
»Sie sind gewissenlos.«
»Ganz meine Meinung.« Der polnische Diplomat hielt vor einem herausgeputzten, mit Stuck verzierten Haus mit blauem Dach. »Da wären wir.« Während der Motor im Leerlauf brummte, blickte Domalewski über die Schulter. Seine Miene wirkte düster und besorgt. »Ich werde auf Sie warten. Natürlich nur, wenn Sie
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