Ludlum Robert - Covert 01
ist«, sagte al-Hassan schließlich. »Wir konnten nur so mit ihr verfahren, ohne Verdacht zu erregen.«
Griffins Schweigen verbarg seine Verwirrung. Nie hätte er voraussehen können, dass Jon in diese Sache verwickelt werden würde. Er hatte seinen Freund zu warnen versucht, aber alHassan hatte ihn in Washington von Maddux verfolgen lassen, bevor er auch nur eine Chance gehabt hatte, über Flucht nachzudenken. So hatte Jon zwar erfahren, dass seine Warnung ernst gemeint war, aber nach dem Anschlag auf Sophia würde er nicht klein beigeben. Wie zum Teufel sollte er seinen alten Freund jetzt retten?
Er und al-Hassan hatten darauf gewartet, dass die anderen Jon Smith wiederfanden, als ihr Spion beim USAMRIID, die falsche Adele Schweik, al-Hassan auf dessen Handy angerufen hatte. Die Bewegungsmelder, die sie in Sophia Russels Büro und Labor angebracht hatte, hatten sie alarmiert und als sie die versteckte Videokamera eingeschaltet hatte, hatte sie Sophia aus ihrem Büro stolpern sehen. Sie war nach Fort Detrick geeilt, aber als sie dort angekommen war, war Sophia bereits verschwunden.
»In ihrem Zustand kann sie nicht fahren«, hatte Schweik alHassan berichtet. »Also habe ich ihre Personalakte überprüft. Sie hat nämlich eine Eigentumswohnung in der Nähe von Fort Detrick.«
Sie waren sofort zu dem Haus gefahren, aber als sie dort eintrafen, waren die Notärzte schon da gewesen und sämtliche Anwohner von dem Aufruhr geweckt worden. Sie hatten keine Möglichkeit gehabt, in das Haus zu gelangen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
»Wie auch immer«, sagte Bill Griffin. »Wenn sie reden kann und Smith zu viel erzählt, wird der Boss gar nicht zufrieden sein. Sehen Sie sich das an.«
Vier Notärzte kamen mit einer Bahre durch den Hauseingang nach draußen. Jon Smith ging neben der Trage und hielt Sophias Hand, während er sich über sie beugte und zu ihr sprach. Von dem, was um ihn herum vorging, schien er nichts zu bemerken.
Er redete pausenlos.
»Wir hätten von dieser Wohnung wissen müssen«, fluchte al
Hassan auf Arabisch.
Bill Griffin musste die Chance ergreifen und dafür sorgen,
dass al-Hassan ihn noch mehr hasste, als er es ohnehin schon tat. Er hoffte, dass der Araber dann vielleicht einen Fehler begehen würde. »Wir wussten es aber nicht und jetzt reden sie miteinander. Sophia lebt. Sie haben die Sache vermasselt, alHassan, und dafür wird man Ihnen bei lebendigem Leib das Fell abziehen. Also - was sollen wir tun?«
»Wir folgen ihnen zum Krankenhaus«, erwiderte al-Hassan leise. »Dort werden wir sie kaltmachen, und ihn auch.« Er wandte sich um und starrte Griffin an.
Griffin war klar, dass al-Hassan ihn beobachtete, weil er feststellen wollte, ob es auch nur den leisesten Hinweis darauf gab, dass ihm der Gedanke, Jon würde ermordet werden, nicht behagte. Er durfte kein bisschen erstarren, zusammenzucken oder erschaudern.
Stattdessen wies Griffin auf den Notarztwagen. Sein Gesichtsausdruck war eiskalt. »Wenn es nötig ist, werden wir die Typen da auch umlegen. Vielleicht haben sie gehört, was Dr. Russel gesagt hat. Ich hoffe, dass Sie darauf vorbereitet sind. Sie werden doch nicht etwa schlappmachen und weich werden?«
Al-Hassan war beleidigt. »An die Notärzte hatte ich nicht gedacht. Natürlich werden wir sie umlegen, falls es nötig sein sollte.« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Durchaus möglich, dass Jon Smith bereits mit einer Leiche redet«, sagte er nach einer kurzen Pause. »Liebe macht auch aus den intelligentesten Männern Narren. Wir werden ja sehen, ob sie auch so stirbt. Wenn dies der Fall sein sollte, müssen wir nur Jon Smith kaltmachen. Das erleichtert uns die Arbeit ein wenig, nicht?«
8
5 Uhr 52
Frederick, Maryland
Sophia lag auf der Intensivstation und schnappte keuchend
nach Luft, obwohl sie künstlich beatmet wurde. Sie war an alle Maschinen angeschlossen, die ein modernes Krankenhaus aufzubieten hatte, und wurde von Apparaten gefangen gehalten, denen es gleichgültig war, wer sie war oder was mit ihr nicht stimmte. Smith hielt ihre fiebrige Hand und hätte die Maschinen am liebsten angebrüllt: Das ist Sophia Russel. Wir reden, lachen und arbeiten zusammen. Wir lieben uns. Wir leben! Im nächsten Frühling ist unsere Hochzeit. Bald wird es ihr wieder gut gehen und wir werden in ein paar Monaten heiraten. Wir werden zusammenleben, bis wir alt und grau sind, und auch dann werden wir uns immer noch lieben.
Er beugte sich dicht über sie. »Du wirst wieder
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