Ludlum Robert - Covert 01
ihre Stimme hören wollte. Ihr Gespräch war aber unterbrochen worden, weil sie durch einen anderen Anruf gestört worden waren. Sie sollte sofort ins Labor kommen und einen Virus identifizieren, der in Kalifornien aufgetreten war. Es war gut möglich, dass Sophia die nächsten sechzehn oder vierundzwanzig Stunden durcharbeiten musste. Vielleicht würde es im Labor so spät werden, dass sie morgen früh noch gar nicht aufgestanden war, wenn er mit ihr frühstücken wollte. Smith seufzte enttäuscht. Das einzig Gute an der Sache war, dass sie zu beschäftigt sein würde, um sich um ihn Sorgen zu machen.
Er könnte eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen, dass er einen Tag später zurückkommen würde und dass sie sich nicht beunruhigen solle. Ob sie es Kielburger erzählte oder nicht, war ihre Sache.
Und das Ganze lohnte sich für ihn auch noch. Die Verzögerung betrug zwar nur ein paar Stunden, aber das gab den Ausschlag: Er konnte sich noch mit Tom treffen. Tom Sheridan war der Chef des U.K.-Microbiological-ResearchEstablishment-Teams, das an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen alle Hantaviren arbeitete. Am heutigen Abend würde er sich nicht nur Toms Vortrag anhören, sondern ihn auch überreden, mit ihm essen zu gehen und einige Drinks zu nehmen. Er würde die Interna und Details seiner Forschungsarbeit aus ihm herauspressen, die Tom noch nicht veröffentlichen wollte, und es so deichseln, dass er ihn morgen - vor seinem abendlichen Rückflug - zu einem Besuch nach Porton Down einlud.
Nickend und beinahe lächelnd sprang Smith über eine Pfütze und riss die Tür des schwarzen Taxis auf, das neben ihm gehalten hatte. Er nannte dem Fahrer die Adresse, wo die Konferenz der WHO abgehalten wurde.
Doch als er sich zurücklehnte, verschwand sein Lächeln. Er zog den Brief von Bill Griffin aus der Tasche und las ihn erneut, weil er hoffte, Hinweise zu finden, die ihm bei der ersten Lektüre entgangen waren. Am bemerkenswertesten war, was nicht in dem Brief stand. Die Furche zwischen seinen Augenbrauen wurde tiefer. Während er über die Vergangenheit nachdachte, versuchte er herauszufinden, was geschehen sein mochte, dass Bill plötzlich auf diese Art und Weise Kontakt zu ihm aufnahm.
Wenn Bill Hilfe in wissenschaftlicher Hinsicht oder irgendeine Form der Unterstützung durch das US AMRIID brauchte, hätte er sich an die offiziellen Regierungskanäle gehalten. Mittlerweile war Bill Spezialagent des FBI und stolz darauf. Wie jeder andere Agent würde er den Direktor des USAM-RIID um seine, Smith’, Dienste bitten.
Wenn es andererseits um etwas Privates ging, wäre das geheimnisvolle Getue überflüssig gewesen. In diesem Fall hätte er im Hotel anrufen und eine Telefonnummer hinterlassen können, damit Smith zurückrief.
In dem kühlen Taxi zuckte Smith mit den Achseln. Dieses Treffen war nicht nur inoffiziell, sondern geheim, und zwar sehr geheim. Das bedeutete, dass Bill das FBI, das USAMRIID und alle Regierungsbehörden übersprang.
Offenbar hoffte er, ihn in diese geheime Angelegenheit hineinziehen zu können.
2
Sonntag, 12. Oktober, 9 Uhr 57 Fort Detrick, Maryland
Fort Detrick lag in Frederick, einer von den grünen Hügeln des westlichen Maryland umgebenen Kleinstadt, und war die Heimat des United States Army Medical Research Institute for Infectious Diseases, kurz USAMRIID oder einfach »das Institut« genannt. In den Sechzigerjahren hatte das Institut zur Erforschung von Infektionskrankheiten wie ein Magnet gewalttätige Proteste angezogen, weil damals dort im Auftrag der Regierung chemische und biologische Waffen entwickelt und getestet wurden. Als Präsident Nixon diese Programme 1969 beendete, verschwand das USAMRIID aus dem Scheinwerferlicht und wurde zu einem wissenschaftlichen Zentrum, wo Therapiemethoden entwickelt wurden.
Dann kam das Jahr 1989. Der hochgradig ansteckende EbolaVirus schien für den Tod einiger Affen verantwortlich zu sein, die in einer Quarantäneeinrichtung in Reston in Virginia gestorben waren. Militär- und zivile Ärzte sowie Veterinärmediziner des USAMRIID waren herbeigeeilt, um eine Gefahr einzudämmen, die sich zu einer furchtbaren Epidemie unter den Menschen hätte ausweiten können.
Noch besser aber war, dass sie beweisen konnten, dass der in Reston aufgetretene Virus in genetischer Hinsicht minimal andersartig war als der tödliche Ebola-Virus, den man im damaligen Zaire und im Sudan identifiziert hatte. Am wichtigsten aber war, dass sich der Virus für
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