Ludlum Robert - Covert 02
neben einer schnittigen Düsenmaschine parkte.
»Hello, Jon«, sagte Generalmajor Kirov und sah zu, wie zwei Marines eine Tragbahre aus dem Lieferwagen zogen.
»Ist alles planmäßig gelaufen?«, erkundigte sich Smith.
»Ja«, nickte Kirov. »Diese Männer« - er deutete auf die beiden Marines - »sind pünktlich auf die Minute bei Ihrem Haus eingetroffen. Sie waren sehr schnell und sehr effizient.«
Smith sah zu Iwan Beria hinüber, der bis zum Kinn in eine Decke gehüllt vorbeigerollt wurde.
»Bei ihm alles in Ordnung?«
»Die Tranquilizer haben perfekt gewirkt«, erwiderte Kirov.
Smith nickte.
Während die Bahre in den Jet gerollt wurde, meinte Kirov: »Ich bin Ihnen dankbar - und natürlich auch Mr. Klein -, dass Sie mir Gelegenheit gegeben haben, hier mitzuhelfen. Ich wünschte nur, ich könnte noch mehr tun.«
Smith schüttelte dem Russen die Hand. »Ich bleibe mit Ihnen in Kontakt, General. Ich glaube, wir haben alles aus Beria herausbekommen, was er wusste, aber falls er doch noch etwas Interessantes mitteilen sollte…«
»Werden Sie der Erste sein, der es erfährt«, versicherte ihm Kirov. »Wiedersehen, Jon Smith. Ich hoffe, wir sehen uns das nächste Mal unter angenehmeren Begleitumständen.«
Smith wartete, bis Kirov an Bord und die Luke geschlossen war. Als der Jet dann die Startpiste hinunterraste, saß er bereits wieder in seinem Wagen und wurde von den Posten am Eingang zum Stützpunktgelände durchgewinkt. Während er in Richtung auf die Fernstraße rollte, wanderten seine Gedanken zu den Dingen, die jetzt vor ihm lagen.
In Moskau war tiefe Nacht, aber in den Büros der Bay Digital Corporation brannte noch Licht.
Im Konferenzraum war Randi Russell mit ihrer vierten Tasse Kaffee beschäftigt und sah Sascha Rublijev dabei zu, wie der sich bemühte, dem Laptop, den Jon Smith gebracht hatte, seine Geheimnisse abzuringen. Von einem ganzen Arsenal von Hardware umgeben, die mit einem Gewirr von Leitungen mit dem Laptop verbunden war, arbeitete Sascha jetzt schon seit über sieben Stunden an seiner Tastatur, wobei er gelegentlich eine Cola in sich hineinschüttete, um sein Energieniveau aufrecht zu erhalten. Randi hatte ihm schon dreimal vorgeschlagen, für heute Schluss zu machen, aber Sascha hatte das jedes Mal mit einer unwilligen Handbewegung abgetan. »Ich bin nahe dran«, hatte er gemurmelt. »Bloß noch ein paar Minuten.«
Randi war inzwischen für sich zu dem Schluss gelangt, dass Sascha die Zeit nach anderen Kriterien maß als gewöhnliche Sterbliche.
Sie leerte ihre Tasse, starrte trübsinnig auf den Bodensatz und sagte dann: »Okay, jetzt ist Schluss. Und diesmal meine ich das wirklich so.«
Sascha hob die linke Hand und versuchte mit der anderen weiter zu tippen. »Warten Sie…«
Er hieb triumphierend auf eine Taste und sackte dann in seinen Sessel. »Schauen Sie mal«, verkündete er stolz.
Randi konnte ihren Augen nicht trauen. Der große Bildschirm, der den ganzen Abend lang mit einem Gewirr unverständlicher Symbole bedeckt gewesen war, veränderte plötzlich sein Aussehen und lieferte eine ganze Reihe dechiffrierter E-Mails.
»Sascha, wie…?«
Randi schüttelte den Kopf. »Schon gut. Ich würde es ja doch nicht verstehen.«
Sascha strahlte über das ganze Gesicht. »Die Person, der dieser Computer gehört, hat CARNIVORE benutzt, das neueste Chiffrierprogramm Ihres FBI.«
Er sah sie verschmitzt an. »Ich hatte gedacht, dass niemand außerhalb Amerikas dazu Zugang hatte.«
»Ich auch«, murmelte Randi.
Mit Hilfe der Maus überflog sie dann die E-Mails und wollte einfach nicht glauben, was sie da las.
Was in aller Welt ist der Cassandra-Plan?
Als Jon Smith nach Bethesda zurückgekehrt war, bereitete er sich einen kleinen Imbiss zu und nahm ihn mit in sein Arbeitszimmer. In dem Haus hing noch der schwache Geruch von Medikamenten - und von der Angst eines Mannes, den sie gebrochen hatten. Smith öffnete ein Fenster und setzte sich mit den Akten davor, die Nathaniel Klein ihm gegeben hatte.
Travis Nichols und Patrick Drake… beides Sergeants in der US Army. Beide aus derselben Kleinstadt in Texas, wo junge Männer entweder auf die Ölfelder oder zum Militär gingen, beides kampferprobte Veteranen, die in Somalia, am Golf und in jüngster Vergangenheit in Nigeria eingesetzt gewesen waren.
Smith’ Interesse erwachte, als er ihre Beurteilung von der Advanced Warfare School in Fort Benning, Georgia, las: Nichols und Drake hatten das Training dort als Erster und Zweiter ihrer Klasse
Weitere Kostenlose Bücher