Ludlum Robert - Covert 02
schloss die Augen, stellte seine innere Soldatenuhr und ließ sich in einen langen, dunklen Tunnel hineinziehen. Er hatte das Gefühl, als würde er frei schwebend dahintaumeln, wie ein Astronaut, dessen Verbindungsleine zum Raumschiff abgerissen und der dazu verdammt war, endlos durch den Kosmos zu schweben. Dann spürte er, wie ihn etwas anstieß, fuhr erschreckt aus dem Schlaf und ertappte sich dabei, wie er nach der Pistole auf dem Nachttisch griff.
Smith duschte wieder und zog sich schnell an. Er war schon zur Tür unterwegs, als ihm einfiel, dass er die Anrufe auf seinem sicheren Handy nicht überprüft hatte. Schnell überflog er die Liste und entdeckte eine Textnachricht von Peter Howell. Etwas erwartete ihn auf seinem Computer.
Smith schaltete das Gerät ein, rief das Entschlüsselungsprogramm auf und lud die von Howell übermittelte Datei herunter.
Als er sie gelesen hatte, fühlte er sich noch benommen. Nachdem er eine Kopie hergestellt hatte, speicherte er den Text in einem sicheren Ordner und tippte dann eine knappe Textmitteilung, die Howell auf seinem Handy bekommen würde:
Saubere Arbeit - und mehr als das. Komm nach Hause. Die Drinks gehen auf mich. J.S.
Als der Morgen dämmerte, verließ Smith das Haus und fuhr durch die verlassenen Straßen zum Westtor des Weißen Hauses. Der Wachmann dort verglich seinen Ausweis mit der Computerliste und winkte ihn durch. Am Eingang eskortierte ihn ein Corporal von den Marines durch die stillen Korridore des Westflügels in ein kleines, mit zu viel Mobiliar angefülltes Büro, wo Nathaniel Klein sich erhob, um ihn zu begrüßen.
Smith war von Kleins Aussehen verblüfft. Der Leiter von Covert-One war unrasiert, und sein Anzug sah aus, als ob er darin geschlafen hätte. Mit einer müden Handbewegung deutete er auf einen Sessel. »Sie haben großartige Arbeit geleistet, Jon«, meinte er. »Viele Menschen müssen Ihnen dafür dankbar sein. Ich nehme an, Sie haben alles unversehrt überstanden?«
»Ein paar Blutergüsse, aber ansonsten bin ich noch intakt, Sir.«
Kleins fahles Lächeln verschwand. »Sie haben noch nichts gehört, oder?«
»Was gehört, Sir?«
Klein nickte. »Gut… das ist gut. Das bedeutet, dass die Nachrichtensperre hält.«
Er holte tief Luft. »Vor acht Stunden hat man Harry Landon, dem Mission Director in Cape Canaveral, gemeldet, dass es an Bord von Discovery eine Katastrophe gegeben habe. Als er schließlich wieder Sprechfunkverbindung herstellen konnte, erfuhr er, dass… dass die ganze Crew tot ist, mit Ausnahme eines Einzigen.«
Er sah Smith bedrückt an, und das Zittern in seiner Stimme ließ erkennen, wie sehr er unter dem Verlust litt. »Megan ist tot, Jon.«
Smith spürte, wie seine Muskeln sich verspannten. Er versuchte etwas zu sagen, fand aber keine Worte. Die eigene Stimme, die er schließlich horte, klang ihm völlig fremd.
»Was war es denn, Sir? Ein Feuer?«
Klein schüttelte den Kopf. »Nein. Der Orbiter funktioniert einwandfrei. Aber etwas in dem Shuttle hat die Mannschaft umgebracht.«
»Wer ist der Überlebende?«
»Dylan Reed.«
Smith hob den Kopf. »Der einzige Überlebende? Sind
wir sicher?«
»Reed hat das ganze Shuttle abgesucht. Er hat alle
anderen gefunden. Es tut mir Leid.«
Das war nicht das erste Mal, dass ein plötzlicher
gewaltsamer Tod Leute aus Smith’ Umgebung hingerafft hatte. Er wusste, dass seine Reaktion die typische Reaktion eines Überlebenden war: Seine Gedanken huschten zu dem letzten Mal zurück, als er Megan in jenem Coffee Shop in der Nähe des NASA Komplexes in Houston gesehen hatte.
Und jetzt gab es sie nicht mehr. Einfach so.
»Landon und die anderen bei der NASA raufen sich die Haare«, sagte Klein. »Sie können sich immer noch nicht vorstellen, was schief gelaufen ist.«
»Wieso hat Reed überlebt?«
»Er steckte in einem dieser Anzüge, die man für Weltraumspaziergänge benutzt. Offenbar war er gerade dabei, ein Experiment vorzubereiten.«
»Und der Rest der Crew trug normale Arbeitskleidung, ihre Overalls«, sagte Smith. »Keinerlei Schutz.«
Er hielt kurz inne. »Sie sagten, dass es kein Feuer gegeben, das etwas sie einfach hingerafft hätte.«
»Jon…«
»Megan hat Ihnen doch bestimmt gesagt, dass sie unmittelbar vor dem Start jemanden mit Reed zusammen gesehen hat«, fiel Smith ihm ins Wort. »Sie hatten doch bereits den Verdacht, dass es eine Verbindung zwischen Treloar und Reed gibt…«
Er überlegte. »Wie sahen die Leichen denn aus?«
»Landon sagt, Reed habe sie ihm
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