Ludlum Robert - Covert 02
herumhuschten.
»Ratten. Dort unten ist vermutlich genug Wasser, dass der Sturz Sie nicht umbringt. Aber die Tierchen werden das besorgen - sehr langsam.«
Er zog den Mann zurück.
Der Soldat leckte sich die Lippen. »Sie würden mich doch nicht…«
Howell starrte ihn an. »Sie sind verwundet. Ihr Partner ist über alle Berge. Geben Sie mir das, was ich brauche, dann verspreche ich Ihnen, dass Sie nicht zu leiden brauchen. Hören Sie das?«
Howell stieß ihn zu Boden, ging dann zu der reglos daliegenden Leiche Franco Grimaldis hinüber und hob sie auf. Er trug sie zu der Öffnung und kippte sie ohne zu zögern in den Abgrund. Im nächsten Augenblick war ein lautes Klatschen zu hören, und gleich darauf das schrille Pfeifen der Ratten, die sich auf ihr Opfer stürzten.
Der Soldat verdrehte entsetzt die Augen.
»Name?«
»Nichols. Travis Nichols. Master Sergeant. Mein Partner heißt Patrick Drake.«
»Special Forces?«
Nichols stöhnte, als er nickte.
»Wer hat Sie auf mich angesetzt?«
Nichols starrte ihn an. »Ich kann nicht…«
Howell packte ihn und riss ihn zu sich heran. »Jetzt hören Sie mir zu. Selbst wenn Sie überleben würden, wären Sie bloß noch ein Faden, der darauf wartet, dass jemand ihn abschneidet. Besonders wenn bekannt wird, dass ich nicht tot bin. Ihre einzige Chance ist jetzt, mir die Wahrheit zu sagen. Wenn Sie das tun, tue ich das, was ich für Sie tun kann.«
Nichols sackte gegen den Betonring. Die Worte sprudelten ihm in hellroten Blasen über die Lippen. »Drake und ich gehörten zu einer Sonderstaffel. Schmutzige Arbeit. Streng geheime Kommunikation. Einer von uns bekam einen Anruf - falsch verbunden, nur dass es das natürlich nicht war. Und dann gingen wir zum Postamt, wo wir ein Schließfach gemietet hatten. Und dort fanden wir dann unsere Anweisunge n.«
»Schriftlich?«, fragte Howell skeptisch.
»Auf Notizzetteln. Bloß ein Name oder ein Ort. Anschließend trafen wir uns dann mit einer Kontaktperson, und von der haben wir Einzelheiten erfahren.«
»In diesem Fall war der Kontakt Grimaldi. Wie lautete Ihre Anweisung?«
»Sie zu töten und die Leiche zu beseitigen.«
»Warum?«
Nichols blickte zu Howell auf. »Sie und ich machen denselben Job. Sie wissen, dass niemand für solche Dinge Gründe angibt.«
»Wer ist ›niemand‹?«
»Die Anweisungen hätten von einem Dutzend Orten kommen können: dem Pentagon, dem Geheimdienst der Army in Frankfurt, der NSA. Sie können sich’s aussuchen. Aber bei schmutziger Arbeit wissen Sie, dass es von ganz oben gekommen sein muss, ich meine wirklich ganz weit oben. Hören Sie, Sie können mich zu den Ratten hinunterwerfen, aber deshalb kriegen Sie auch keinen Namen. Sie wissen, wie diese Dinge laufen.«
Das wusste Howell.
»Sagt Ihnen der Name Dionetti etwas?«
Nichols schüttelte den Kopf. Seine Augen waren glasig.
Howell war klar, dass niemand außer Dionetti - der Mann, der ihm sein Haus geöffnet und ihn Freund genannt hatte - von seiner Reise nach Palermo wusste. Dionetti… mit dem er ein kleines Plauderstündchen halten würde.
»Wie sollten Sie über den erfolgreichen Abschluss dieses Einsatzes berichten?«, fragte Howell.
»Eine Nachricht in einem Postschließfach - spätestens morgen Mittag. Nummer 67. Jemand wird kommen… Herrgott, das tut weh!«
Howell beugte das Gesicht dicht über Nichols Lippen. Er brauchte noch eine letzte Auskunft von Nichols und betete darum, dass der Soldat genügend Kraft hatte, ihm die zu geben. Er spitzte die Ohren, als der Soldat schließlich sein wertvollstes Geheimnis preisgab. Dann hörte er das leise Gurgeln seines Todes.
Howell ließ die Lampe, wo sie war, und nahm sich einen Augenblick Zeit, sich zu fassen. Dann stemmte er die Leiche hoch und kippte sie in die Tiefe. Schnell, um das Pfeifen der Ratten nicht mitzubekommen, schob er den schweren Deckel über die Öffnung und sicherte ihn.
10
Auf den ersten Blick hätte man den Bioaparat Komplex für den Campus eines kleinen College halten können. Die roten Ziegelbauten mit ihren Schieferdächern waren miteinander durch Plattenwege verbunden, die Türen und Fenster weiß lackiert. Unter den altmodischen Kutschenlampen schimmerte im Gras frischer Tau. Ein paar quadratisch abgegrenzte Flächen waren mit Steinbänken und vorfabrizierten Betontischen versehen, damit die Angestellten dort ihr Mittagessen einnehmen oder vielleicht auch miteinander Schach spielen konnten.
Am Tag freilich, wenn man den Stacheldraht auf der dreieinhalb Meter hohen Betonwand
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