Ludlum Robert - Covert 02
»Ich werde den Rest des Teams morgen rufen. Ich weiß, dass einige von Ihnen noch unter Jetlag leiden, also sollten wir vielleicht für heute Schluss machen und uns morgen, bevor Sie abfliegen, noch einmal zusammensetzen.«
Alle nickten dankbar, und der Raum leerte sich schnell, bis nur noch Reed und Megan zurückblieben.
»Sie sind Chef des biomedizinischen Forschungsprogramms, Dylan«, sagte sie ruhig. »Sie und Treloar haben eng zusammengearbeitet. Was haben Sie für ein Gefühl dabei, dass ich an Bord sein werde?«
»Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, könnte ich nicht behaupten, dass ich Adam sonderlich gut gekannt habe. Sie wissen ja, wie er war - schweigsam und verschlossen, ein wenig eigenbrötlerisch. Ganz und gar nicht der Typ, mit dem man nach der Arbeit ein Bier trinkt oder am Wochenende zum Football geht. Aber er war Mitglied des Teams - ein wichtiges Mitglied -, und ich werde ihn vermissen.«
Er ließ eine kurze Pause eintreten. »Und was Sie betrifft, so könnte ich mir dort oben keinen besseren Ersatz wünschen.«
Megan versuchte ihre miteinander im Widerstreit liegenden Gefühle in Einklang zu bringen. Ein Teil von ihr ging bereits in Gedanken all die Details durch, die jetzt vor ihr lagen: die Vorbereitungen am Cape, die Integration in das Team und die Startprozedur. Sie wusste, dass die Crew unter normalen Umständen sieben Tage vor dem Start unter Quarantäne gestellt wurde, auch wenn man in letzter Zeit diese Periode etwas verkürzt hatte. Trotzdem musste sie sich noch einer gründlichen Untersuchung unterziehen, um ganz sicherzustellen, dass sie nicht irgendwelche Erreger in sich trug.
Ein anderer Teil von ihr konnte das Bild des so seltsam wirkenden Treloar einfach nicht aus ihren Gedanken verdrängen. Reed hatte Recht: Treloar war so etwas wie ein Einzelgänger gewesen. Dass sie ihn persönlich nicht näher gekannt hatte, machte es leichter, seinen plötzlichen Tod zu bewältigen. Trotzdem schauderte sie bei dem Gedanken, wie er ums Leben gekommen war.
»Alles in Ordnung?«, fragte Reed.
»Ja. Ich versuche bloß, das alles zu verarbeiten.«
»Kommen Sie. Ich bringe Sie zu Ihrem Wagen. Sehen Sie zu, dass Sie sich gründlich ausschlafen. Und morgen legen Sie dann einen guten Start hin.«
Megan bewohnte ein kleines Apartment in einer Wohnanlage, in der hauptsächlich kurzfristig nach Houston versetztes NASA-Personal untergebracht war. Nach einer unruhigen Nacht, in der sie sich ständig hin und her gewälzt hatte, stand sie schließlich auf und ging zum Pool, bevor sie dort jemand antreffen würde. Als sie dann zu ihrem Apartment zurückkam, klebte ein Zettel an ihrer Tür.
Nachdem ihre Verblüffung sich gelegt hatte, zog Megan sich schnell an und fuhr mit dem Aufzug nach unten. Ein paar Minuten später erreichte sie das kleinen Imbisslokal, das nur eine Straße entfernt war. In Anbetracht der frühen Stunde war das Lokal fast leer. Sie hatte keine Mühe, ihn zu entdecken.
»Jon!«
Er erhob sich von einem Tisch in der Ecke. »Tag,
Megan.«
»Du meine Güte, was machst du denn hier?«, fragte sie
und schob sich ihm gegenüber auf die schmale Bank. »Das werde ich dir gleich sagen.«
Er hielt kurz inne. »Ich habe gehört, dass man dich für
die Mission eingeteilt hat. Du hast diesen Einsatz verdient,
ganz gleich, welche Umstände dazu geführt haben.« »Danke. Mir wäre natürlich auch lieber, wenn es nicht so
gekommen wäre, aber…«
Die Kellnerin trat an ihren Tisch, und sie bestellten. »Ich wünschte, du hättest angerufen«, meinte sie dann.
»Ich fliege in ein paar Stunden nach Cape Canaveral.« »Ich weiß.«
Sie musterte ihn scharf. »Du bist doch nicht bloß hierher
gekommen, um mir zu gratulieren - obwohl mich das
natürlich beeindrucken würde.«
»Ich bin wegen dem hier, was mit Treloar passiert ist«,
erklärte Smith.
»Warum? Nach den Berichten im Fernsehen und den
Zeitungen kümmert sich die Mordkommission in
Washington D.C. doch um den Fall.«
»Ja, das tut sie. Aber Treloar war der leitende
medizinische Offizier, ein wichtiges Mitglied des NASATeams. Man hat mich hierher geschickt, um herauszubekommen, ob es in Treloars Vergangenheit oder seiner
Tätigkeit irgendetwas gibt, das uns Hinweise darauf
liefern könnte, weshalb er getötet worden ist.«
Megans Augen verengten sich. »Das verstehe ich nicht.« »Megan, hör mir gut zu. Du übernimmst seinen Platz bei
dieser Mission. Du musst mit ihm zusammengearbeitet
haben. Alles, was du mir über ihn sagen kannst, würde
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