Ludlum Robert - Covert 03
zurück, hielt sein Glas in der Hand und bewunderte den Anblick. Sie war konservativ gekleidet, trug eine dunkle Hose und ein eng anliegendes Jackett und hatte das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Mit ihren lockeren Bewegungen und ihrer schlanken Gestalt sah sie aus wie ein Teenager. Jetzt kam sie mit schnellen Schritten auf ihn zu, und ihm wurde plötzlich bewusst, dass er aufgehört hatte, jedes Mal an Sophia zu denken, wenn er sie sah.
Gleich darauf stand sie vor seinem Tisch. »Du siehst aus, als ob du ein Gespenst gesehen hättest. Hast du dir Sorgen um mich gemacht? Sehr lieb, aber völlig unnötig.«
»Wo zum Teufel hast du gesteckt?«, knurrte er, lächelte dabei aber.
Sie setzte sich und sah sich nach einem Kellner um. »Ich werde dir gleich ausführlich berichten. Ich komme gerade aus Paris. Ich dachte, es würde dich interessieren, dass ich kurz bei Marty vorbeigeschaut habe …«
Er richtete sich unwillkürlich auf. »Wie geht es ihm?« »Er hat wieder geschlafen und hat Peter immer noch nichts gesagt.« Während sie ihn näher über Martys Befinden informierte, sah sie, wie seine blauen Augen sich besorgt
verdunkelten und sich Falten in seine Wangen gruben. Wenn die Dinge nicht so liefen, wie Jon das gern hatte, konnte er aussehen wie ein Raubtier, ganz besonders dann, wenn das mitten im Einsatz war, aber im Augenblick sorgte er sich einfach um seinen Freund. Mit seinem etwas zerzausten, dunklen Haar, der sorgengefurchten Stirn und den Kratzern im Gesicht, die noch an ihre gemeinsamen Erlebnisse in Madrid erinnerten, sah er eigentlich zum Liebhaben aus.
»Dass wir unsere Handys nicht benutzen können, macht alles nur umso schlimmer«, beklagte sich Jon. »Peter hätte mich sonst sicher angerufen, um mir das alles selbst zu erzählen.«
»Ja, ohne Handys und Modems wird unsere Arbeit wirklich erschwert.« Sie warf ihm einen warnenden Blick zu; der Kellner näherte sich ihrem Tisch. Sie unterbrachen ihr Gespräch, und Randi bestellte sich ebenfalls ein Chimay, aber Grand Reserve. Als der Kellner außer Hörweite war, fragte sie: »Konntest du etwas erfahren?«
»Ja, einiges.« Jon berichtete von seinem Treffen mit General La Porte und über das, was er Darius Bonnards Akte entnommen hatte. »La Porte weiß vielleicht gar nichts von der algerischen Verbindung, aber es kann natürlich auch sein, dass er Bonnard einfach deckt. Was hast du erfahren?«
»Vielleicht genau das, was wir brauchen.« Man sah ihr die Erregung an, als sie ihm von dem Gespräch mit Aaron Isaacs berichtete. Sie schloss mit dem Hinweis auf Dr. Akbar Suleimans Erkrankung. »Soweit mir bekannt ist, kann man Brustschmerzen und sogar Herzrhythmusstörungen auf chemischem Wege erzeugen.«
»Ja, das geht, und zwar sogar relativ leicht. Okay, wo ist dieser Bursche?«
»Er ist wissenschaftlicher Assistent und lebt in Paris. Der Mossad sagt, dass er sich immer noch in der Stadt aufhält. Ich habe seine Adresse.«
»Worauf warten wir?«
Randi lächelte schief. »Nur darauf, dass ich mein Bier austrinke.«
Irgendwo an der Küste Nordafrikas
Hie und da wehte eine kühle Brise durch den großen, weiß getünchten Raum der großen Villa im mediterranen Stil und bauschte die dünnen Vorhänge. Die Villa war so gebaut worden, dass auch die schwächste Brise Nutzen brachte. Durch die offenen Bögen, die die einzelnen Räume vom Eingangsflur des isoliert stehenden Küstenanwesens trennten, wehte ständig ein leichter Luftzug.
In einer Nische im Inneren des Hauses arbeitete Dr. Émile Chambord an den hauchdünnen Schläuchen und Verbindungsdrähten zwischen seiner Tastatur und der komplizierten Anordnung von Gelpacks in ihrem Behälter, der flexiblen Metallplatte, dem Monitor und dem elektronischen Drucker, die Mauritania und seine Männer mit großer Sorgfalt aus seinem Labor im Pasteur hierher geschafft hatten. Chambord hielt sich gern in dem Alkoven auf, weil er dort etwas von der ständigen Brise abgeschirmt war. Für seinen komplizierten Prototyp war es von entscheidender Wichtigkeit, dass die Umgebungstemperatur konstant gehalten wurde und das Gerät von jeglichen Vibrationen abgekoppelt war.
Chambord arbeitete konzentriert. Vor ihm lag sein Lebenswerk – sein Molekularcomputer. Während er arbeitete, dachte er über die Zukunft nach – sowohl in wissenschaftlichtechnischer als auch in politischer Hinsicht. Er glaubte, dass sein DNS-Computer Veränderungen auslösen würde, wie sie sich die meisten Menschen infolge
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