Ludlum Robert - Covert 03
gut. Und, Peter … versuchen Sie so wenig Leute wie möglich einzuweihen, ja?«
Peter legte auf. Aufgeblasener Esel. Er war seinen Sternen dafür dankbar, dass er es immer geschafft hatte, eine Beförderung auf eine Kommandoposition zu vermeiden. So etwas stieg selbst dem vernünftigsten Menschen in den Kopf und behinderte die Sauerstoffzufuhr, den Fortschritt und das Erzielen von Ergebnissen. Wenn man es sich genau überlegte, bemühten sich vernünftige Menschen nur in den seltensten Fällen um solche Positionen und bekamen sie deshalb auch nicht. Man musste wirklich ein vollendeter Idiot sein, um sich einer derartigen Qual auszusetzen.
»Meine Güte.« Hinter ihm war eine zittrige Stimme zu vernehmen. »Peter … Peter Howell? Bist du das, Peter?«
Peter sprang wie von der Tarantel gestochen auf und trat neben Martys Bett.
Marty blinzelte ein paar Mal und rieb sich die Augen. »Bin ich denn … tot? Ja, das muss es wohl sein. Ja, wahrscheinlich bin ich in der Hölle.« Er blickte besorgt in Peters Gesicht.
»Sonst würde ich doch nicht Luzifer sehen. Ich hätte es wissen sollen. Wo sonst sollte ich diesem unerträglichen Engländer begegnen, wenn nicht in der Hölle?«
»Das gefällt mir schon besser.« Peter grinste breit. »Hallo, Marty, alter Schwachkopf. Hast uns ganz schön Kummer gemacht.«
Marty sah sich besorgt in dem Krankenzimmer um. »Sieht ja ganz angenehm aus, aber mich kann man nicht täuschen. Das ist eine Illusion.« Er tat so, als würde er frösteln. »Hinter diesen unschuldigen Wänden sehe ich Flammen. Orange, gelb, rot. Höllenfeuer! Es blendet mich! Bildet euch bloß nicht ein, dass ihr Marty Zellerbach hier festhalten könnt!«
Er stieß die Bettdecke von sich, und Peter packte ihn an den Schultern.
Mit aller Kraft bemüht, Marty im Bett festzuhalten, schrie Peter: »Wache! Holen Sie die Schwester! Und den verdammten Doktor! Irgendjemand!«
Die Tür flog auf, der Posten schaute herein und sah sofort, was da im Gange war. »Bin gleich wieder da!«
Marty wehrte sich gegen Peters Hände und setzte die ganze Kraft seines übergewichtigen Körpers ein, um sich zu befreien. »Arroganter Luzifer! Ich werde mich aus deinen Klauen befreien, ehe du es richtig bemerkst. Wirklichkeit und Illusion … Zum Donnerwetter, mit wem glaubst du eigentlich, dass du es zu tun hast? Oh, es wird mir bestimmt Spaß machen, mich mit dem Erzfeind anzulegen. Du kannst gar nicht gewinnen. Ich werde auf den Schwingen eines rotschwänzigen Falken hier wegfliegen. Unmöglich … nein … nein …«
»Schsch, Junge«, versuchte Peter ihn zu beruhigen. »Ich bin nicht Luzifer. Wirklich nicht. Erinnerst du dich nicht an den alten Peter? Wir hatten doch großen Spaß zusammen, oder?«
Aber Marty ließ sich nicht beruhigen, hing in den Fängen der extrem manischen Phase seines Asperger-Syndroms. Die Schwester kam ins Zimmer gerannt, Dr. Dubost dicht hinter ihr. Während sie und Peter Marty festhielten, injizierte der Arzt ihm eine wässrige Lösung von Mideral, dem Medikament, mit dem man diese manische Phase steuern konnte.
»… ich muss wegfliegen … Satan darf mich nicht überlisten! Nicht mich! Ich will …«
Während Peter und die Schwester weiterhin Marty umklammert hielten, nickte der Arzt zustimmend. »Versuchen Sie, ihn so ruhig wie möglich zu halten. Er war lange Zeit im Koma, und wir können uns keinen Rückfall leisten. Die Wirkung des Mideral wird bald einsetzen.«
Peter redete leise auf Marty ein, der weiterhin von der Illusion besessen war, sich in Plutos Unterwelt zu befinden, um dort einen Kampf mit dem Teufel selbst gewinnen zu müssen. Doch bald ließen seine Kräfte nach, und er wurde ruhiger; und schließlich trübte sich sein Blick, die Lider sanken ihm herunter, und er begann einzunicken.
Die Schwester lächelte Peter zu und trat von dem Bett zurück. »Sie sind wirklich ein guter Freund, Mr. Howell. Eine Menge Leute wären schreiend aus dem Zimmer gerannt.«
Peter sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Tatsächlich? Die haben wohl nicht viel Rückgrat.«
»Oder Herz.« Sie klopfte ihm auf die Schulter und ging hinaus.
Zum ersten Mal bedauerte es Peter, nicht über elektronische Kommunikationsmittel zu verfügen oder wenigstens mit einem Handy ein Satellitengespräch führen zu können. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als Jon und Randi die gute Nachricht über Marty zukommen zu lassen – und zugleich sollte er auch seine Kontaktleute im Süden Frankreichs und entlang der Costa Brava und an all den
Weitere Kostenlose Bücher