Ludlum Robert - Covert 03
getan.« Aber ihr Vater blickte nicht auf, als er das sagte, wich ihrem Blick aus.
Sie starrte ihn weiter an, versuchte seine Gefühle, seine Gedanken zu ergründen, versuchte herauszubekommen, was in ihm vorging. »Aber das wirst du tun. Du wirst sie zwingen, mich gehen zu lassen, bevor du ihnen bei dem hilfst, was sie tun wollen.«
Chambord blieb eine Weile stumm. Dann sagte er leise: »Ich werde nicht zulassen, dass sie dich ermorden.«
»Ist das nicht meine Entscheidung?«
Jetzt fuhr ihr Vater in seinem Sessel herum. »Nein! Es ist meine Entscheidung.«
Hinter Thérèse waren leise Schritte zu hören. Sie zuckte zusammen, als Mauritania unter dem Bogen erschien und zuerst sie, dann ihren Vater und dann wieder sie ansah. Finster blickend, war hinter ihm Abu Auda aufgetaucht.
Mauritania wirkte ernst. »Sie irren, Mademoiselle Chambord. Wenn unser Vorhaben abgeschlossen ist, brauche ich Ihren Vater nicht mehr. Wir werden der Welt unseren Triumph bekannt geben, damit der große Satan erfährt, wer seinen Untergang bewirkt. Uns kann dann gleichgültig sein, was Sie oder Ihr Vater über uns sagen können. Niemand wird sterben, es sei denn, man weigert sich, uns bei der Verwirklichung unserer Absichten zu helfen.«
Thérèse verzog das Gesicht. »Ihn können Sie vielleicht täuschen, aber mich nicht. Ich erkenne eine Lüge, wenn ich sie höre.«
»Es schmerzt mich, dass Sie uns nicht vertrauen, aber ich habe keine Zeit, um Sie zu überzeugen.« Mauritania sah Chambord an. »Wie lange wird es noch dauern, bis Sie fertig sind?« »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich zwei Tage brauche.«
Mauritanias kleine Augen verengten sich. »Die sind fast verstrichen.« Er hatte seit seinem Erscheinen die Stimme nicht erhoben, aber das konnte einen nicht über die Drohung, die in seinen Augen loderte, hinwegtäuschen.
Paris
Der Tour Montparnasse mit den eleganten Gebäuden am Boulevard Montparnasse blieb langsam hinter ihnen zurück, als Smith, Randi und Hakim Gatta – ein verstört wirkender Laborassistent aus dem Institut Pasteur – durch die Seitenstraßen von Paris gingen, wo die neuen Bohemiens zwischen den Geistern der alten arbeiteten und lebten. Die Sonne war untergegangen und hatte am Himmel ein düsteres, graugelbes Leuchten hinterlassen. Allmählich legten sich schwarze Schatten über die von Pflanzen und Büschen überwucherten Gärten und das Kopfsteinpflaster der Straßen. Eine Fülle von Gerüchen – Alkohol, Marihuana und Ölfarbe – mischte sich in das linde Frühlingslüftchen.
»Das ist die Straße«, murmelte der nervöse kleine Laborgehilfe Hakim. »Darf ich … darf ich jetzt gehen?« Er war knapp über einen Meter fünfzig groß, mit dichtem, lockigem braunem Haar, weicher olivbrauner Haut und ständig ängstlich herumhuschenden schwarzen Augen. Er lebte in der Wohnung über Dr. Akbar Suleiman.
»Nein, noch nicht«, erklärte ihm Randi. Sie zog ihn in den Schatten einer Eingangstür, und Jon folgte den beiden mit drei schnellen Schritten. »Welches Gebäude ist es?«
»N … nummer fünfzehn.«
»Welches Apartment?«, fragte Jon.
»Z … zweiter Stock. Hinten. Sie haben versprochen, dass Sie mir Geld geben und dass ich dann gehen kann.«
»Und der einzige andere Ausgang führt auf die Seitengasse?« Hakim nickte heftig. »Der Vordereingang oder die Gasse. Andere Ausgänge gibt es nicht.«
Jon sah Randi an. »Nimm du die Gasse, ich gehe vorne rein.« »Seit wann hast du das Kommando übernommen?« Hakim versuchte, sich zu entfernen; Randi packte ihn am
Kragen und ließ ihn ihre Waffe sehen. Er zuckte zusammen und erstarrte.
Jon sah zu. »Tut mir Leid. Hast du eine bessere Idee?« Randi schüttelte widerstrebend den Kopf. »Du hast Recht, aber das nächste Mal solltest du fragen. Erinnerst du dich an
unser Gespräch neulich über Höflichkeit? Wir sollten uns jetzt besser in Bewegung setzen. Wer weiß, wie lange er noch da sein wird, sobald er erfährt, dass wir uns im Pasteur nach ihm erkundigt haben. Hast du dein Walkie-Talkie?«
»Aber sicher.« Jon klopfte auf die Tasche seines schwarzen Trenchcoats und eilte dann über die schmale Gasse. Die beleuchteten Fenster der drei-, vier- und fünfstöckigen Wohngebäude strahlten wie Leuchtfeuer über dem tiefen Tal der Straße. Vor Nummer fünfzehn angelangt, lehnte er sich an die Hauswand und sah sich um. Männer und Frauen schlenderten in die Bars und Bistros und vielleicht auch nach Hause. Einige Pärchen, jung wie alt, hielten sich an der Hand und
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