Ludlum Robert - Covert 03
sämtliche Boden-Luft-Radargeräte abgeschaltet, um eine Rückpeilung unmöglich zu machen, und sich ohne Positionslampen in nördlicher Richtung in Marsch gesetzt, um möglichst weit von der algerischen Küste entfernt zu sein und die unweigerlich zu erwartenden Proteste der arabischen Länder glaubwürdig zurückweisen zu können.
»Der ›Europäer oder Amerikaner‹ auf dem Schmugglerboot könnte Jon gewesen sein«, meinte Randi. »Das ist die Art von Booten, mit denen der Halbmondschild auf dem Mittelmeer operiert. Andererseits könnten die Terroristen natürlich auch Amerikaner in ihren Reihen haben.«
»Selbstverständlich war es Jon«, erklärte Marty. »Daran gibt es doch gar keinen Zweifel.«
»Warten wir ab, was meine Leute sagen, ja?«, schlug Peter vor.
Marty stand am Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Sein Verstand arbeitete fieberhaft. Es war ein Wettlauf mit der Zeit, und seine Gedanken rasten durch die Stratosphäre seiner Fantasie, während er nach einer Lösung suchte, wie sie Jon finden konnten. Er schloss die Augen und seufzte wohlig, als er vor seinem inneren Auge eine Vielzahl greller Blitze in unzähligen Farben sah und plötzlich das Gefühl hatte, leichter als Luft zu sein.
Als das Telefon klingelte, zuckte er zusammen und runzelte die Stirn.
Peter griff nach dem Hörer. »Jetzt bin ich dran.«
Er hatte Recht. Die Stimme am anderen Ende sprach mit knappem Londoner Akzent: Eine britisches Unterseeboot auf Tauchfahrt war wenige Augenblicke nach der Explosion keine zehn Meilen von der algerischen Villa entfernt aufgetaucht. Das Sonargerät des Bootes hatte die Schockwelle der Explosion aufgenommen und den Kapitän zum Auftauchen veranlasst. Das Unterseeboot hatte sein Radargerät auf die Villa gerichtet und einen kleinen Hughes-Scout-Hubschrauber identifiziert, der das Gelände etwa fünfzehn Minuten nach der Explosion verlassen hatte. Fünf Minuten später war das Boot wieder auf Tauchfahrt gegangen, da der Kapitän Sorge hatte, entdeckt zu werden.
Unterdessen hatte ein MI6-Informant auf dem Festland zwei Lkws entdeckt, die das Areal in Richtung Tunis verlassen hatten. Der Informant hatte das seinem Kontaktmann mitgeteilt in der Hoffnung, dafür bezahlt zu werden, was auch in gehörigem Maße geschah. Im Spionagegeschäft war es nicht vernünftig, knauserig zu sein. Schließlich hatte der Kapitän einer British-Airways-Maschine auf dem Flug von Gibraltar nach Rom einen kleinen Hubschrauber desselben Modells ausgemacht, der aus der allgemeinen Richtung von Oran zur spanischen Küste geflogen war, in einem Bereich, wo der Kapitän bisher nie einen Hubschrauber gesehen hatte. Aus diesem Grunde hatte er die Beobachtung in seinem Logbuch notiert. Eine schnelle Überprüfung durch MI6 ergab, dass in jener Nacht keine planmäßigen oder auch nur autorisierten Hubschrauberflüge von Oran gemeldet waren.
»Er lebt«, ließ sich Marty mit dröhnender Stimme vernehmen. »Daran gibt es jetzt keinen Zweifel mehr.«
»Nehmen wir an, dass das zutrifft«, sagte Peter. »Damit bleibt immer noch das Problem, wie wir mit ihm Verbindung aufnehmen, um entscheiden zu können, wie wir weiter vorgehen? Gehen wir dem nicht autorisierten Hubschrauberflug nach Spanien oder dem Schmugglerboot mit dem möglichen amerikanischen Passagier nach?«
»Beides«, entschied Randi. »Wir dürfen nichts unbeachtet lassen.«
Unterdessen hatte Marty sich wieder wonniglich in die fruchtbaren Felder seiner Fantasie zurückgezogen. Er konnte spüren, wie eine Idee Gestalt annahm. Sie war fast körperlich erfassbar, so als könnte er mit den Fingern darüber streichen und sie mit der Zungenspitze schmecken. Seine Augen weiteten sich, und er ging im Zimmer auf und ab, rieb sich erregt die Hände. Dann beendete er seinen Marsch plötzlich und fing an, auf der Stelle zu tanzen, und sein schwerfälliger Körper wirkte plötzlich leichtfüßig wie ein kleiner Kobold. »Wir hatten die Antwort ständig dicht vor Augen. Eines Tages werde ich das Wesen des Bewusstseins studieren müssen. Ein faszinierendes Thema. Ich bin sicher, dass ich dabei das eine oder andere lernen kann …«
»Marty!«, unterbrach Randi seinen Redeschwall. »Was ist das für eine Idee?«
Er strahlte. »Wir sind dumm gewesen. Wir werden tun, was wir vorher getan haben – eine Nachricht auf die AspergerWebsite setzen – OASIS. Wie konnte Jon nach dieser widerlichen Hades-Geschichte vergessen, dass wir auf diese Weise miteinander in Verbindung geblieben sind? Es
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