Ludlum Robert - Covert 03
schlafenden Freundes und machte sich Sorgen. Marty wirkte so verletzbar, und Smith spürte, wie ihm ein Kloß in die Kehle stieg.
Schließlich stand er auf, drückte Martys Hand noch einmal und versprach, wiederzukommen. Er verließ die Intensivstation, blieb aber im selben Stockwerk und ging zu der Feuertreppe zurück. Am Treppenabsatz suchte er nach irgendetwas, was der Mann mit der Maschinenpistole dort vielleicht zurückgelassen hatte, irgendetwas, das ihn weiterführen würde. Aber mit Ausnahme einer Blutspur am Treppenpfosten fand er nichts, damit aber immerhin einen Hinweis darauf, dass er dem Mann eine Verletzung zugefügt hatte; das könnte sich als nützlich erweisen, falls der Mann jemals wieder auftauchen sollte.
Immer noch auf der Treppe stehend, schaltete er sein Handy ein, das mit einem speziellen Zerhacker versehen war, und wählte. »Jemand hat versucht, Marty im Krankenhaus zu töten«, berichtete er.
Die Stimme von Fred Klein auf der anderen Seite des Atlantiks klang wie ein Knurren. »Wissen wir, wer es war?«
»Sieht nach einem Profi aus. Gut vorbereitet. Der Kerl war als Krankenpfleger verkleidet, und wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte er es vermutlich geschafft.«
»Die französischen Wachen haben nichts bemerkt?«
»Nein, aber vielleicht macht die Sûreté ihre Sache in Zukunft besser«, meinte Smith.
»Noch besser wird sein, wenn ich selbst mit den Franzosen rede und sie bitte, dass sie Soldaten ihrer Spezialeinheit schicken, um Zellerbach zu bewachen.«
»Das wäre gut. Noch etwas sollten Sie wissen. Der Mann hatte eine Mini-MP. Er trug sie unter einem Bündel Bettwäsche.«
Am anderen Ende trat kurz Stille ein. Klein wusste ebenso gut wie Smith, dass die Mini-MP ein entscheidend wichtiger Faktor war. Das veränderte die Situation. Damit wurde aus einem anscheinend ganz gewöhnlichen Mordversuch etwas wesentlich Komplizierteres. »Und was genau bedeutet das, Colonel?«, ließ Kleins Stimme sich schließlich vernehmen.
Smith hatte keinen Zweifel daran, dass Klein genau wusste, was er dachte, sprach es aber dennoch aus. »Er verfügte über die nötige Feuerkraft, um Marty von dort, wo er stand, zu töten. Dass ich da war, hätte ihn keinesfalls abgeschreckt, wenn er bereit gewesen wäre, mich und vielleicht alle anderen in der Intensivstation Anwesenden zu erschießen. Er hatte ursprünglich wahrscheinlich vor, die Tat mit einem Messer zu begehen, lautlos, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Maschinenpistole war bestimmt nur für den äußersten Notfall gedacht.«
»Und?«
»Das deutet darauf hin, dass ihm klar war, dass es wesentlich schwieriger gewesen wäre, aus dem Hospital zu entkommen, wenn er das Feuer eröffnet und dabei eine Hand voll von uns getötet hätte. Und das wiederum bedeutet, dass er das Risiko nicht eingehen wollte, dass er gefangen genommen wurde, lebend oder tot. Was schließlich nahe legt, dass es sich bei dem Bombenattentat nicht um eine zufällige Tat oder allenfalls eine Racheaktion eines entlassenen Angestellten gehandelt hat, sondern um den Teil eines sorgfältig ausgearbeiteten Plans von Leuten mit einem ganz bestimmten Ziel – Leuten, die sich einige Mühe geben, nicht entdeckt zu werden.«
Wieder herrschte auf Kleins Seite eine Weile Schweigen.
»Sie denken, jetzt sei es klar, dass Dr. Chambord das Ziel der Aktion war. Und demzufolge auch Marty, weil er mit Chambord zusammengearbeitet hat.«
»Hat irgendeine Gruppe oder eine Einzelperson sich zu dem Bombenattentat bekannt?«
»Bis jetzt nicht.«
»Dann wird das auch niemand tun«, entschied Smith.
Klein gab einen schwer definierbaren Laut von sich – ein zynisches Lachen vielleicht. »Ich war ja schon immer der Ansicht, dass Ihre Talente an die Medizin und die Forschung verschwendet sind, Jon. Schön, wir denken also dasselbe, aber bis jetzt pfeifen alle anderen noch im Dunkeln, um sich Mut zu machen, und in der Hoffnung, dass Chambords Tod nur ein Nebeneffekt des Bombenanschlags war, ein Zufall.«
Ein tiefes Seufzen war im Hörer von Smith’ Handy zu vernehmen. »Nun, das liegt jetzt in meiner Zuständigkeit. Sie müssen sich sofort auf die Suche machen und die Aufzeichnungen ausfindig machen – außerdem alles, was irgendwie dem Prototyp des von Chambord entwickelten Computers ähnelt.« Seine Stimme wurde hart. »Und wenn Sie die Sachen nicht in Ihren Besitz bringen können, müssen Sie sie vernichten. Das ist Ihre Aufgabe. Wir können unmöglich das Risiko eingehen, dass derartige
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