Ludlum Robert - Covert 03
werde alles tun, was in meiner Kraft steht, um dich zu retten, Papa. Aber ich muss dich auch an dieser schrecklichen Tat hindern.«
Chambord blieb einen Augenblick lang unbewegt stehen, aber sie sah ihn nicht wieder an. Er ging aus dem Zimmer, sperrte die Tür hinter sich ab.
37
Sie hielten erneut an, diesmal an einer kleinen Tankstelle an der Ortseinfahrt von Bousmelet-sur-Seine. Der Tankwart nickte auf Jons Frage: » Oui, bien, der Graf ist in Château la Rouge. Ich habe heute Mittag seine Limousine aufgetankt. Wir freuen uns alle, weil wir diesen großen Mann nicht mehr so oft zu sehen bekommen, seit er die NATO übernommen hat. Und wer würde sich dafür besser eignen, frage ich Sie?«
Jon lächelte und nahm stumm zur Kenntnis, dass der Lokalpatriotismus La Porte in der Kommandostruktur der NATO um eine Stufe befördert hatte.
»Ist er alleine?«, fragte er.
»Ja, wie traurig.« Der Tankwart nahm die Mütze ab und bekreuzigte sich. »Die Gräfin ist vor vielen Jahren verstorben.« Er sah sich verstohlen um, obwohl weit und breit sonst
niemand da war. »Eine Weile war da eine junge Dame in der Burg, aber seit einem Jahr hat man die nicht mehr gesehen. Manche sagen, dass das gut ist. Dass der Graf ein Beispiel geben muss. Aber ich sage immer, schließlich haben die Grafen dort oben seit Jahrhunderten Frauen genommen, die nicht ihre Frauen waren. Und was ist mit den Bauernmädchen? Schließlich war es eine Gerberstochter, die den großen Herzog Willhelm zur Welt gebracht hat. Außerdem denke ich, ist der Graf einsam, und er ist noch jung. Eine große Tragödie, ja?« Und dann lachte er brüllend.
Randi lächelte und sah ihn mitfühlend an. »Soldaten sind oft mit dem Militär verheiratet. Ich bezweifle, dass Hauptmann Bonnard seine Frau mitgebracht hat.«
»Ah, der. Der hat für niemanden Zeit, nur für den Grafen. Er ist seiner Durchlaucht ganz ergeben. Es wundert mich, dass er überhaupt verheiratet ist.«
Als Jon bezahlte, musterte der Tankwart ihn und die Insassen des Wagens. »Sie haben nur wenig Benzin gebraucht. Was wollen Sie denn vom Grafen?«
»Er hat uns eingeladen, dass wir ihn auf der Burg besuchen sollen, falls wir einmal in die Gegend kommen.«
»Da haben Sie Glück. Er ist wirklich nicht oft hier. Seltsam übrigens. Vor etwa einer Stunde hat noch jemand nach ihm gefragt. Ein großer Schwarzer. Er hat gesagt, dass er mit dem Grafen und mit Hauptmann Bonnard in der Legion gedient hat. Das stimmt ja wahrscheinlich. Er hat das grüne Käppi getragen, nur nicht ganz richtig, wissen Sie, eher so wie die Engländer ihre Mützen tragen. Irgendwie arrogant, der Bursche. Er hatte seltsame grüne Augen. Ich habe an einem Schwarzen noch nie solche Augen gesehen.«
»Was trug er denn sonst noch?«, erkundigte sich Jon.
»Was Sie auch tragen, Hosen, ein Jackett.« Der Tankwart sah Randi an. »Bloß, dass die seine neu aussah.«
»Danke«, nickte Jon, und dann stiegen er und Randi wieder in den Wagen. Als Peter anfuhr, fragte Jon ihn und Marty: »Habt ihr das gehört?«
»Ja«, nickte Peter.
»Ist der Schwarze Abu Auda?«, fragte Marty.
»Den Augen nach wahrscheinlich, ja«, nickte Randi.
»Und das könnte darauf hindeuten, dass der Halbmondschild auch glaubt, dass Bonnard und Chambord hier sind. Vielleicht sind sie auf der Suche nach Mauritania.«
»Ganz zu schweigen, dass sie wahrscheinlich immer noch hinter dem DNS-Computer her sind«, vermutete Peter, »und außerdem, um sich an Chambord und Hauptmann Bonnard zu rächen.«
»Wenn der Halbmondschild hier ist, kompliziert das die Dinge«, überlegte Jon, »aber es könnte sich auch als nützlich erweisen.«
»Inwiefern?«, wollte Randi wissen.
»Ablenkung. Wir wissen nicht, wie viele seiner ehemaligen Legionäre La Porte bei sich hat, aber ich wette, dass es nicht zu wenige sind. Es wäre gar nicht schlecht, wenn jemand anderer die beschäftigen würde.«
Sie fuhren schweigend etwa zehn Minuten durch die Mondscheinnacht; die Straße schlängelte sich vor ihnen wie ein fahles Band durch die Landschaft. Außer ihnen waren jetzt keine anderen Fahrzeuge mehr unterwegs. Die Lichter von Bauernhäusern und der einen oder anderen Herrschaftsvilla funkelten gelegentlich hinter Apfelhainen und den Hütten und Scheunen hervor, in denen vermutlich die eine oder andere Schwarzbrennerei hausgemachte Konkurrenzprodukte zu dem Calvados herstellte, für den die Region berühmt war.
Schließlich deutete Randi nach vorn. »Dort ist es.«
Marty, der, seit sie die
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