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Ludlum Robert - Covert 03

Ludlum Robert - Covert 03

Titel: Ludlum Robert - Covert 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Paris-Option
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gab es in der Burg außer den dicken Teppichen auf den Steinböden und den Gobelins an den Steinwänden nur wenig Komfort. In dem großen offenen Kamin loderte ein Feuer, das aber die Kälte nicht verdrängen konnte, die die Wände des höhlenähnlichen Raums ausstrahlten. Die Luft roch feucht und muffig.
    Thérèse würdigte ihn keines Blickes. Sie sah zum Fenster hinaus, beobachtete die Sterne. Er trat neben sie, aber sie blickte zu Boden. Draußen fiel gelbes Mondlicht auf das Land und zeigte das dunkle Gras in dem Burggraben und dahinter die flachen Hügel der Normandie mit ihren Weiden und Wäldern. Ein in Schatten gehüllter Hain mit alten knorrigen Apfelbäumen schmiegte sich an die Burg.
    »Es ist beinahe so weit, Thérèse«, sagte er. »Fast Mitternacht.« Endlich blickte sie zu ihm auf. »Mitternacht wollt ihr es also tun. Ich hatte gehofft, ihr würdet noch zu Vernunft kommen,
    und dass du hier bist, um mir zu sagen, dass du dich geweigert hast, diesen gewissenlosen Männern zu helfen.«
    Chambord wurde wütend. »Warum kannst du eigentlich nicht erkennen, dass uns das, was wir tun, retten wird? Wir bieten Europa eine neue Morgendämmerung. Die Amerikaner erdrücken uns mit ihrer vordergründigen kulturellen Wüste. Sie besudeln unsere Sprache, unsere Ideen und unsere Gesellschaft. Wenn sie den Ton angeben, hat die Welt keine Vision und nur wenig Gerechtigkeit. Für die Amerikaner gibt es nur zwei Werte: Wie viel kann ein Mensch um den höchstmöglichen Preis konsumieren, und wie viel kann er für den niedrigstmöglichen Lohn produzieren?« Seine Oberlippe kräuselte sich angewidert.
    Thérèse fuhr fort, ihn anzustarren, als ob er ein Insekt unter einem seiner Mikroskope wäre. »Was auch immer für Fehler sie haben mögen, sie sind keine Massenmörder.«
    » Doch , das sind sie! Wozu hat den ihre Politik in Afrika, Asien und Lateinamerika geführt?«
Sie überlegte kurz. Dann schüttelte sie den Kopf und lachte bitter. »Das ist euch doch gleichgültig. Was euch leitet, ist nicht Selbstlosigkeit. Ihr wollt bloß ihre Macht. Und du bist genau wie General La Porte und Hauptmann Bonnard.«
»Ich will, dass Frankreich wieder groß wird. Europa hat das Recht, über sein eigenes Schicksal zu bestimmen!« Sie wandte sich ab, damit sie den Schmerz in seinen Augen nicht sehen konnte. Sie war seine Tochter … weshalb konnte sie nicht verstehen, was ihn bewegte?
Thérèse blieb stumm. Schließlich nahm sie seine Hand, und ihre Stimme wurde weich. »Ich wünsche mir auch eine einzige Welt, aber eine Welt, in der Menschen einfach nur Menschen sind, und nicht eine, in der einer die Macht über alle anderen hat. ›Frankreich?‹ ›Europa?‹ ›Die Vereinigten Staaten?‹« Sie schüttelte bedrückt den Kopf. »Das sind alles anachronistische Begriffe. Was ich will, ist eine geeinte Welt. Eine Welt, in der niemand einen anderen im Namen Gottes, seines Landes, seiner Kultur, seiner Rasse, seiner sexuellen Orientierung oder was weiß ich noch alles hasst oder ermordet. Wir sollten die Unterschiede, die es zwischen uns gibt, feiern, statt sie zu bekämpfen. Weil sie Stärken sind und nicht Schwächen.«
»Glaubst du denn, dass die Amerikaner diese eine Welt wollen, Thérèse?«
»Willst du sie denn, du und dein General?«
»Jedenfalls hast du dafür mit Frankreich und Europa eine bessere Chance als mit ihnen.«
»Erinnerst du dich, wie uns die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau geholfen haben? Uns allen haben sie geholfen, den Deutschen und den Japanern auch. Sie haben den Menschen auf der ganzen Welt geholfen.«
So weit konnte Chambord nicht gehen. Sie wollte einfach die Wahrheit nicht erkennen. »Um einen Preis«, herrschte er sie an. »Im Austausch gegen unsere Individualität, unsere Humanität, unseren Geist, unsere Seele.«
»Und nach dem, was du mir sagst, könnte dein Preis heute Nacht Millionen von Leben sein.«
»Du übertreibst, Kind. Was wir tun, wird für die Welt eine Warnung sein und ihr klar machen, dass Amerika sich nicht einmal selbst verteidigen kann, und die Zahl der Opfer wird relativ niedrig sein. Darauf habe ich bestanden. Und wir befinden uns im Krieg mit den Amerikanern. Wir müssen jede Minute, jeden Tag kämpfen, sonst überwältigen sie uns. Wir sind nicht wie sie. Wir werden wieder groß sein.«
Thérèse ließ seine Hand los und starrte wieder zum Fenster hinaus, auf die Sterne. Als sie wieder zum Reden ansetzte, klang ihre Stimme niedergeschlagen, aber klar. »Ich

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