Ludlum Robert - Covert 03
neuester Stand.«
»Sie müssen einen Weg finden, Doktor«, beharrte der General. »Und zwar sofort.«
Dr. Chambord reagierte überhaupt nicht. Seine Finger huschten weiter über die Tastatur. Dann hielt er inne und sah besorgt auf den Bildschirm. Schließlich verkündete er erleichtert. »Sehr gut. Es ist geschafft. Ein neu programmiertes ICBM. Gezielt, scharf geschaltet und bereit, automatisch um Mitternacht zu starten.«
Er hatte dazu angesetzt, sich zu La Porte umzudrehen, hielt aber plötzlich wie gelähmt inne. Seine Stirn runzelte sich, und sein Blick wanderte beinahe im Zeitlupentempo zu seinem Bildschirm zurück. Von Angst gepeinigt, drückte er ein paar Tasten nieder und sah, wie die Antwort auf seine Frage auf dem Bildschirm erschien. Er hatte Recht.
Seine Hände zuckten von der Tastatur zurück, als ob er einen elektrischen Schlag bekommen hätte. Sein Stuhl wirbelte herum, und seine Stimme wurde lauter: »Auf diesem Flugkörper, den ich programmieren sollte, ist ein Atomsprengkopf! Der ist nicht entfernt worden. Die Rakete ist voll einsatzfähig! Deshalb die neuen Codes. Mein Gott! Wie konnten Sie einen solchen Fehler machen? Das ist ein Atomsprengkopf, General. Ein Atomsprengkopf! Das ist kein einfacher Raketenschlag, um unsere Fähigkeiten zu beweisen!«
Er drehte sich wieder zu seiner Tastatur um. Sein Atem ging stoßweise, Wut und Empörung funkelten in seinen Augen.
»Es ist noch Zeit«, murmelte er. »Ich muss das abschalten … noch ist Zeit …«
Eine Kugel pfiff an Chambords Ohr vorbei und spritzte Steinsplitter in sein Gesicht. »Was!« Er sprang auf, drehte sich um und sah die Pistole in der Hand des Generals.
La Portes Stimme klang ruhig und berechnend. »Weg von der Tastatur, Doktor.«
Dr. Chambord atmete scharf ein, hatte plötzlich Angst. Er war wütend, fing aber zugleich an zu begreifen, dass sein eigenes Leben in Gefahr war. »Sagen Sie mir, dass Sie diese teuflische Gemeinheit nicht beabsichtigt haben, General. Ein Atomangriff! Unglaublich!«
Auf seinem thronartigen Sessel sitzend, ließ La Porte die Pistole sinken. Seine dröhnende Stimme klang verschwörerisch. »Das war kein Fehler, Doktor. Ein konventioneller Sprengkopf hätte nicht den gewaltigen Schock geliefert, den Europa und Frankreich brauchen. Auf diese Weise kann es kein Zögern geben. Die werden sehen, dass wir einen neuen Anfang brauchen. Nach dem hier werden sie am Montag so abstimmen, wie ich das wünsche.«
In Dr. Chambords Gesicht spiegelte sich das blanke Entsetzen. »Aber Sie haben doch gesagt … Sie haben mir erklärt …«
La Porte seufzte sichtlich gelangweilt. »Ich habe einfach nur bestätigt, was Ihr bourgeoises Gewissen hören wollte. Sie sind immer noch von dieser albernen Bauernangst erfüllt, den letzten Schritt zu wagen. Lassen Sie sich von mir raten, Doktor: Scheuen Sie nie vor dem höchsten Wagnis zurück. Wer wagt, gewinnt, mein armer Chambord. Selbst die Engländer und die unergründlichen Amerikaner haben gelegentlich erkannt, dass darin die einzige Wahrheit liegt.«
Dr. Chambord war ein introvertierter Mensch und nicht gewöhnt, Gefühle auszudrücken. Er konnte weder richtig weinen noch lachen, ein Ausdruck von Gefühlskälte, über den sich seine Frau gelegentlich beklagt hatte. Jetzt fehlte sie ihm ungemein. Aber tatsächlich hatte er sie seit ihrem Tod ständig vermisst. Er hatte ihr immer erklärt, dass der Verstand ein unendlich kompliziertes System sei und dass er, selbst wenn er seine Gefühle nicht so gut ausdrücken konnte, ähnlich tief wie sie empfand.
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, spürte er, wie er ruhiger wurde. Ihm wurde klar, was er tun musste. »Mit diesem ICBM werden Sie mit einem Schlag wenigstens eine halbe Million ermorden. Und danach wird die Strahlung dann zahllose weitere Millionen töten. Damit verwüsten Sie …« Er hielt inne und starrte La Porte an.
Der General hatte seine Pistole wieder gehoben, sodass sie jetzt auf Chambords Herz gerichtet war. Wie er so mit arroganter Miene auf seinem hohen Sessel saß, drängte sich Chambord plötzlich der Eindruck auf, dass das wirklich kein Sessel, sondern ein Thron war.
» Das ist es! «, erregte sich Dr. Chambord empört. »Sie haben das von Anfang an so geplant. Deshalb haben Sie Omaha ausgewählt. Nicht bloß, weil dort das Hauptquartier des strategischen Kommandos der USA ist und damit ein viel wichtigeres Ziel als selbst das Pentagon. Und auch nicht, weil dort ein Knotenpunkt der Informationsdienste
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