Ludlum Robert - Covert 03
verfolgt wurden. Dann blieben alle wie erstarrt stehen, als sie Émile Chambord neben seinem Schreibtisch auf dem Teppich liegen sahen. Er lag auf dem Gesicht, als ob er vornüber aus seinem Sessel gefallen wäre.
Thérèse griff sich mit beiden Händen ins Gesicht. »Papa! Oh, nein!« Sie rannte zu ihm.
»Oh, du meine Güte, oh, du meine Güte.« Marty folgte ihr, tätschelte ihr die Schulter.
Thérèse ging schluchzend in die Knie und rollte ihren Vater auf die Seite. Seine Brust zeigte zwei Einschüsse, und sein Hemd war von Blut durchtränkt.
»Lebt er, Jon? Sagen Sie mir, ob er lebt!«
Während Jon sich neben sie kauerte, sah er auf die Uhr.
»Mart! Der Computer. Es sind nur noch zwei Minuten bis Mitternacht!«
Marty schüttelte den runden Kopf, wie um Klarheit in seine Gedanken zu bekommen. »Okay, Jon.« Er ließ sich in Émile Chambords Sessel fallen und machte sich an der Tastatur zu schaffen.
Peter rannte zur Tür. »Komm, Randi. Jemand muss ihnen Deckung geben.«
Sie nickte und lief ihm nach. Ihre dunkle Kleidung ging in den langen Schatten des Treppenflurs unter.
Jon hatte die Finger an Dr. Chambords Puls. »Anscheinend haben beide Kugeln Ihren Vater im Herzen getroffen. Es tut mir Leid, Thérèse. Er war sofort tot.«
Sie nickte, und Tränen flossen ihr über die Wangen.
Jon schüttelte den Kopf, stand auf und trat hinter Marty, um diesem bei Bedarf helfen zu können. Gleichzeitig wanderte sein Blick durch die alte Waffenkammer mit ihren mittelalterlichen Rüstungen, Schilden und Waffen, die an den Wänden hingen und in den Ecken standen. Es war ein ziemlich großer Raum, mit einer Menge Mobiliar, alles altes massives Holz. Die Decke war hoch und die elektrische Beleuchtung unzureichend, um den Raum gründlich zu beleuchten. Tatsächlich schien es ihm, als ob wenigstens drei Viertel des großen Saals ohne Licht waren. Die Fassungen waren nur in diesem Teil in der Nähe der Tür angebracht. Dennoch konnte Jon weit genug sehen, um Stapel von Holzkisten zu erkennen, die vermutlich Munition enthielten.
»Schneller, du Monstrum«, redete Marty auf die stumme Apparatur ein. »Du willst dich wohl dem Meister widersetzen, wie? Du kannst den Paladin nicht besiegen. So, das ist besser. Aha! Du kannst dich winden und wegducken, wie du willst, aber du kannst dich nicht verstecken und …«, er zuckte zusammen und verstummte.
»Was ist denn, Marty?«, fragte Jon schnell. »Was siehst du?« Er starrte auf die Ziffern, Symbole und Buchstaben, die Zeile für Zeile über den Bildschirm zogen. Obwohl er über rudimentäre Programmierkenntnisse verfügte, hatte er keine Ahnung, was diese Zeichen zu bedeuten hatten.
Marty fuhr von dem Sessel hoch, als wäre er plötzlich glühend heiß. »Schlange! Drachen! Du kannst den Helden nicht besiegen, den Ritter, den Krieger. Ruhig … ruhig … so … ja … ah! Ich habe dich, du schmutziges Gewürm, du … oh Gott!«
»Irgendetwas ist passiert, Marty. Sag mir, was es ist!«
Marty blickte zu Jon auf, sein pausbäckiges Gesicht war leichenblass. »Émile hat ein einsatzfähiges russisches ICBM ausgewählt. Es ist scharf geschaltet. Mit einem Nuklearsprengkopf. Und jetzt ist es … ist es … gestartet worden!« Er stöhnte und fuhr fort, die Symbole und Ziffern auf dem Bildschirm zu interpretieren. »Der Flugkörper ist in der Luft. Er ist gestartet!«
Jon hatte das Gefühl, dass sich eisige Hände um seine Brust spannten. Sein Mund wurde trocken. »Wo fliegt es hin, Mart? Das Ziel?«
Marty riss die Augen auf. »Omaha.« Er starrte auf den Bildschirm und sah dann wieder Jon an, und in seinen Zügen mischte sich Leid und tiefes Entsetzen. »Wir kommen zu spät.«
40
Air Force One, im Landeanflug auf Omaha
Präsident Castilla saß allein in seiner Kabine, das machtvolle Dröhnen der vier Düsenaggregate in den Ohren, und starrte sein Spiegelbild im Fenster an, als die Räder von Air Force One sanft auf der Piste aufsetzten. Bald würden er und seine Leute hier auf dem Luftwaffenstützpunkt Offutt in den schwer befestigten unterirdischen Bunkern des strategischen Kommandos der USA – STRATCOM, wie es alle nannten – untergebracht sein. STRATCOM war so etwas wie das Herz der Landesverteidigung, ein Stützpunkt, der für die Planung und den Kriegseinsatz aller strategischen Streitkräfte des Landes zuständig war. Während NORAD den Himmel überwachte, koordinierte STRATCOM sämtliche Vergeltungsschläge.
Er sah zum Fenster hinaus: Ja, eine Maschine, die wie ein Zwilling von Air
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