Ludlum Robert - Covert 03
schluckte. Er hasste jede Art von Gewalt, aber sein sonst so sanft blickendes, rundes Gesicht zeigte Entschlossenheit, als er den Korridor bewachte, während die anderen die Leichen in einen leeren Raum zerrten. Die Tür schloss sich, und die vier eilten weiter, bis Jon, der jetzt die Spitze übernommen hatte, an einer Ecke stehen blieb und Schweigen gebietend die Hand hob.
Er winkte den anderen zu. Sie rückten leise nach und blieben stehen. Vor ihnen stand ein einzelner Posten vor einer der üblichen eisenbeschlagenen Holztüren. Er lehnte träge an der Steinmauer und rauchte eine Zigarette. Sein Blick war ganz auf die Tür konzentriert, die er offenbar bewachen sollte, sodass er die vier nicht bemerkte. Der Mann trug Zivilkleidung, Armeestiefel und eine dunkelgrüne Baskenmütze, die er über das linke Ohr gezogen hatte. Sein FAMAS-Sturmgewehr hing über seiner Schulter. Offenbar auch ein französischer Legionär.
Während der Posten einen langen Zug aus seiner Zigarette nahm und dann herzhaft gähnte, winkte Jon den anderen erneut zu. Sie warteten, während er sich lautlos hinter den Mann schlich und ihm dann mit dem Lauf seiner Uzi einen heftigen Schlag gegen die Schläfe versetzte. Der Mann sackte bewusstlos und ohne einen Laut von sich zu geben zu Boden. Peter und Jon zerrten ihn in einen leeren Raum, knebelten ihn und fesselten ihn anschließend mit seinem eigenen Gürtel. Randi durchsuchte seine Taschen und entdeckte darin einen überdimensionierten eisernen Schlüssel. Jon nahm das FAMAS-Sturmgewehr und die Munition aus den Taschen des Mannes an sich, und dann kehrten sie zu der Tür zurück, die er bewacht hatte.
Peter lauschte. »Drinnen bewegt sich jemand«, flüsterte er. Er versuchte, die Tür zu öffnen und schüttelte den Kopf. Abgesperrt. »Chambord würden die nicht bewachen.«
»Höchstens zu seinem Schutz«, meinte Randi.
»Wovor würden die ihn denn schützen wollen?«, fragte Marty.
»Den Männern vom Halbmondschild, die dort unten angreifen«, erklärte Randi.
»Sehen wir doch nach.« Jon schob den Schlüssel ins Schloss. Es war frisch geölt, der Schlüssel ließ sich daher fast lautlos drehen.
Randi schob die Tür ein Stück auf und zwängte sich in den Raum. Peter schlüpfte nach ihr hinein, während Jon und Marty draußen Wache hielten.
In dem Raum war es wärmer als in den meisten anderen, die sie bisher durchsucht hatten, weil in einem großen offenen Kamin ein Feuer loderte. Der Raum war mit einer eigenartigen Mischung aus schweren mittelalterlichen Stücken und ein paar modernen Möbeln eingerichtet und wirkte leer. Randi und Peter ließen ihre Waffen im Halbkreis durch den Raum wandern, ohne ihren Standort an der Tür zu verlassen. Als sie niemanden sahen, rückten sie vorsichtig weiter.
Thérèse Chambord erhob sich wie ein weißes Gespenst hinter einer langen, massiven Kommode, sie hielt einen schweren Kerzenhalter in der Hand. »Agent Russell?«, fragte sie dann mit überrascht klingender Stimme.
»Wo ist Ihr Vater?«, wollte Randi wissen. »Der DNSComputer?«
»In der Waffenkammer. Ich kann Sie hinbringen.« Sie legte den Kerzenhalter weg und zupfte an einer Decke, die sie sich über die Schultern gelegt hatte. Darunter trug sie immer noch ihr inzwischen fast völlig zerfetztes weißes Abend-Outfit. »Ich habe Schüsse gehört. Waren das Sie? Sind Sie gekommen, um La Porte und meinen Vater an ihrem schrecklichen Plan zu hindern?«
»Ja, aber diese Schüsse, das sind nicht wir. Da draußen ist der Halbmondschild.«
»Du meine Güte.« Thérèse sah sich schnell um. »Jon? Ist er …«
Jon trat in das Zimmer. »Für wann ist der Angriff geplant?« »Mitternacht. Wir haben nicht viel Zeit.«
»Acht Minuten«, nickte Jon finster. »Sagen Sie uns alles, was Sie wissen.«
»Nach dem, was mein Vater angedeutet hat und was ich mitgehört habe, wollen die eine Rakete auf die Vereinigten Staaten abschießen. Das genaue Ziel kenne ich nicht.«
»Das reicht für den Augenblick. Da, nehmen Sie das.«
Er gab ihr das Sturmgewehr, das er dem Posten abgenommen hatte, und sie rannten aus dem Zimmer.
Air Force One, im Luftraum über Iowa
Im Konferenzraum lauschte Präsident Castilla dem gleichmäßigen Dröhnen der vier Düsenaggregate und warf dann einen Blick auf die Uhr an der Wand. Sie war mit der Atomuhr im Naval Observatory synchronisiert, die ihrerseits mit achtundfünfzig Atomuhren in Reihe geschaltet und deshalb phänomenal genau war – auf zehn Nanosekunden genau. Während der
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