Ludlum Robert - Covert 03
gewaltig.«
Henze nickte ernst. »Dann sehen Sie zu, dass es zu stinken aufhört, Colonel.«
»Ich werde mir Mühe geben, General.«
»Das will ich hoffen. Ich werde veranlassen, dass mein Stellvertreter bei der NATO, das ist General La Porte, mit Ihnen Verbindung aufnimmt. Er ist Franzose. Die Militärs hier machen sich natürlich Sorgen. Da das hier ja schließlich ihr Land ist, möchte das Weiße Haus, dass die französischen Freunde sich wohl fühlen, aber wir wollen denen nicht mehr geben, als absolut notwendig ist, klar? La Porte hat bereits wegen Ihnen und Dr. Zellerbach herumgeschnüffelt. Ich habe den Eindruck, er spürt, dass man ihn außen vor lässt – typisch Franzose eben. Ich habe ihm gesagt, dass Sie als ein Freund von Dr. Zellerbach hier sind, aber ich spüre, dass er mir das nicht ganz abnimmt. Er hat von dem Theater im PompidouHospital gehört, Sie sollten also auf ein paar recht persönliche Fragen vorbereitet sein. Aber bleiben Sie bei Ihrer Story!« Henze ging zur Tür, öffnete sie und streckte die Hand aus. »Bleiben Sie mit mir in Verbindung. Und wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie an. Sergeant Matthias wird Sie hinausbringen.«
Smith schüttelte die eiserne Hand. Der kleine, untersetzte Sergeant im Korridor schien nicht besonders erbaut davon zu sein, seinen Posten verlassen zu müssen. Er klappte den Mund auf, um dem General zu widersprechen – ganz offensichtlich ein langjähriger Master Sergeant –, überlegte es sich aber anders, als er Henzes Blick begegnete.
Wortlos begleitete er Smith die Treppe hinunter, vorbei an der Concierge, die hinter ihrer Theke eine Gitane rauchte. Als Smith an ihr vorbeiging, entdeckte er den Griff einer 9mmPistole im Bund ihres Rockes. Die Sicherheitsvorkehrungen für General Carlos Henze wurden offenbar recht ernst genommen.
Der Sergeant blieb an der Tür stehen und schaute Smith nach, bis dieser den Hof passiert hatte und durch den Bogengang auf die Straße hinausgetreten war. Dort blieb Smith neben einem Baum stehen und sah sich in dem dichten Verkehr um, musterte die wenigen Fußgänger … und hatte plötzlich das Gefühl, sein Herzschlag würde aussetzen. Er wirbelte herum.
Er hatte einen Blick auf ein Gesicht auf dem Rücksitz eines Taxis erhascht, als dieses von der Straße in den Innenhof einbog. Wie vom Blitz gerührt, zählte Smith bis fünf und huschte dann zurück, um zwischen den Büschen den Eingang zu der Pension sehen zu können.
Obwohl der Mann einen Hut trug, hatte Smith die dunklen Züge und den dicken Schnurrbart erkannt – und jetzt erkannte er auch die schlanke Gestalt. Das war der unechte Pfleger, der in dem Krankenhaus versucht hatte, Marty zu töten. Derselbe Mann, der Smith bewusstlos geschlagen hatte. Er hatte soeben die Tür der Pension erreicht. Dieselbe Tür, durch die Smith gerade herausgekommen war. Der Sergeant stand immer noch dort. Er trat höflich zur Seite, um den Killer eintreten zu lassen. Als echter Profi warf der Sergeant einen prüfenden Blick in die Runde, trat dann durch die Tür und schloss sie hinter sich.
7
Zwielicht legte sich wie eine dunkle Decke über Seine St. Denis im Norden von Paris jenseits des Boulevard Périphérique. Smith bezahlte seinen Taxifahrer und stieg aus. Metallischer Ozongeruch stieg ihm in die Nase. Die warme Luft war feucht, fast stickig, und man konnte den bevorstehenden Regen förmlich spüren.
Auf dem Bürgersteig stehend, schob er die Hände in die Taschen seines Trenchcoat und musterte den schmalbrüstigen, lehmfarbenen Ziegelbau, den Mike Kerns ihm als Adresse Thérèse Chambords genannt hatte. Der Bau wirkte mit seinem vorgezogenen Dach und den eingelegten Mosaikarbeiten altmodisch und malerisch und stand in einer Reihe ähnlicher Bauten, die wahrscheinlich Ende der Fünfziger- oder Anfang der Sechzigerjahre entstanden waren. So wie es von der Straße her aussah, beherbergte das Haus drei Wohnungen, eine pro Stockwerk. In jedem Stockwerk brannte Licht.
Er drehte sich um und sah sich auf der Straße um, wo eine Anzahl Fahrzeuge auf französische Art mit jeweils zwei Rädern auf dem Bürgersteig parkten. Ein sportlich wirkender Ford rollte vorbei; seine Scheinwerfer warfen weiße Lichtkegel in die beginnende Dämmerung. Die Straße war ziemlich kurz, überall waren die Außenbeleuchtung und die Straßenlaternen eingeschaltet, und an ihrem Ende, in der Nähe einer Hochbahnstation, ragte ein ultramodernes achtstöckiges, ebenfalls beige getünchtes Hotel auf, das man
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