Lübeck
dieser Art an einem öffentlichen Gebäude in Deutschland und sollte mit Blech überdeckt werden.
Inzwischen lieben die Lübecker ihr Holstentor. Der weltbekannte Schutzbau dient der Stadt und dem Land als bedeutendes Wahrzeichen und identitätsstiftendes Denkmal. Eine überregionale Popularität erreichte es erstmals 1925 als Symbol des Deutschen Städtetages, später durch vier Briefmarkeneditionen, dann auf der Rückseite des 50-DM-Scheins und schlieÃlich mit der 2006er-Serie der deutschen 2-Euro-Stücke. Und auch ich habe â selbstverständlich nur aus Recherchegründen â einen Marzipanabguss des Holstentores mit Genuss verspeist. Schade nur, dass das berühmte Tor auf diesen Abbildungen immer wie ein Bodybuilder aussieht, der vor lauter Kraft nicht mehr laufen kann: niemals so schön schief und krumm, wie man es als Lübecker in sein nordisches Herz geschlossen hat.
Die an das Römische Reich erinnernde Abkürzung S. P. Q. L. sollte auf die überragende Bedeutung der freien Reichsstadt hinweisen. Etwas geschwollen bedeutet sie âSenatus populusque Lubecensisâ â âSenat und Volk von Lübeckâ. Der eingefleischte Lübecker kommentiert trocken: â S chlechtes P flaster q uält L übeckâ.
Nosferatu hauste in den Salzspeichern
Die Seite zur Altstadt ist prächtiger als die Ansicht für Fremde ausgefallen. Die Fassade ist durch zahlreiche Arkaden und drei Türmchen freundlich aufgelockert, und die Mauern sind lediglich 1 m dick. Sie diente der Zierde â und sollte im Notfall von den Lübeckern rückerobert werden können. Im obersten Turm wurde vorsorglich, wenn auch kaum erkennbar, eine Marienstatue als gutes Omen angebracht.
Das Holstentor , das flandrische Brückentore zum Vorbild hatte, ist neben dem Burgtor (â Spaziergang 4) eines von zwei erhaltenen Stadttoren.
Spaziergang 1: Holstentor, St. Petri und Dom
Museum Holstentor
Ehrlich gesagt: Es gibt spannendere Museen in Lübeck! Die Ausstellung im Holstentor hat etwas von einem sehr netten Heimatmuseum. Zwar ist es lustig, in diesem ungewöhnlich gebauten Wahrzeichen herumzulaufen, die (kleine) Ausstellung über âDie Macht des Handelsâ lässt einen aber nicht unbedingt aus den Latschen kippen. Sieben Räume (âDer Marktplatzâ, âDer Fernhandelâ etc.) empfangen die Besucher mit Originalexponaten und kurzen Erläuterungen. Der vielleicht attraktivste Raum befindet sich im zweiten Obergeschoss des Nordturms: Zwischen ehemaligen Galionsfiguren erfährt man einiges zur Seefahrerstadt Lübeck, z. B. über die Angst vor âSchiffeschlürfernâ oder unterschiedliche Schiffstypen und nautische Dinge, die während der Hansezeit von Bedeutung waren. Interessante Ausstellungsstücke sind ferner eine Reiseapotheke für fahrende Händler, ein Heringsahm (ein Eichmaà für den Fischhandel, auf das sich die Lübecker mit den Kaufleuten aus Stralsund, Wismar und Rostock verständigen konnten) und eine Radierung Edvard Munchs von 1903, auf der Holstentor und Salzspeicher zu sehen sind. Nett ist auch ein Nachttopf aus Steingut (âDen Teutschen zum Neujahrâ), der im Inneren Napoleon I. zeigt und während der französischen Fremdbesetzung von 1806 bis 1813 sehr beliebt war.
Wer mehr über das Holstentor als Bauwerk erfahren will, findet einige Details und Abbildungen aus seinen âaktivenâ Jahren in allen Räumen, v. a. aber im ersten Obergeschoss des Mittelbaus; im zweiten befindet sich ein groÃes Stadtmodell, das 1935 von Lübecker Schülern erstellt wurde. Weniger interessant ist die Folterkammer (im Holstentor gab es keinen derartigen Raum), obgleich die meisten Besucher dorthin selbstverständlich als Erstes strömen.
Im Holstentor,Holstentorplatz, Tel. 1224129, www.die-luebecker-museen.de . Jan.âMärz DiâSo 11â17 Uhr, AprilâDez. tägl. 10â18 Uhr. Eintritt 5 â¬, erm. 2,50 â¬, Kinder (6â18 J.) 2 â¬, unter 6 J. frei. Jeden Sonntag gibt es um 11 Uhr eine öffentliche Führung (Geschichte des Holstentors und Hintergründe zu Lübeck als Handelsmacht) für 7 ⬠pro Pers. Gruppenführungen (ab 2 Pers.) an anderen Terminen zu 50 ⬠plus Eintritt pro Pers., auch kurzfristig möglich (Tel. 1224273, Frau Lehna)!
Spaziergang 1:
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