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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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Geschäftsleben gekauft, sondern für den zukünftigen Lover. Kauf sie, und ein Mann wird auftauchen. Aber der Mann war nicht aufgetaucht. Vielleicht würde der Zauber wirken, wenn sie den Revolver des Süßen in ihre guten Dessous wickelte. War doch nett, wenn man sich plötzlich wünschen konnte, an Magie zu glauben.
    Unten schob Lula die Esszimmerstühle an ihren gewohnten Platz zurück. Aber die Möbel waren nicht das Problem. Wie konnten drei kleine Zigaretten so viel von sich zurücklassen? Kapuzenshirt und Ledermantel rauchten schwarze Zigaretten, die Lula an ihren Großvater erinnerten, der seinen Tabak selbst angebaut hatte. Alvo rauchte Camel. Der Heizkessel im Keller schnaufte und maulte, als Lula mit der Haustür wedelte, bis das ausgekühlte Haus wie der Bahnhof von Tirana mitten im Winter roch.
    Als Zeke um vier aus der Schule kam, war Lula in der Küche.
    »Du kochst?«, fragte er. »Was ist das für Zeug?«
    Lula blickte auf die Dampfblasen, die gezackte Krater in der dicken roten Paste hinterließen. Jeden Herbst kochte ihre Großmutter scheffelweise rote Paprika zu einer Art Ketchup ein, aus dem sie köstliche Sandwiches mit Frischkäse machte. Musste Schicksal gewesen sein, dass Lula gestern auf ihrem Heimweg von der Bücherei eine Kiste mit roten Paprika entdeckte hatte, vor dem Lebensmittelladen an der Ecke, der sonst nie Frisches verkaufte, bis auf ein paar verschrumpelte Zitronen und Gurken, die schon fast wie eingelegte aussahen. Vielleicht hatte Großmutter, wo immer sie war, Lula die Paprika mit deren hexenhaften Macht geschickt, Tabak zu überdecken.
    Zeke fragte: »Warum riecht es hier nach Zigaretten?«
    »Das ist Gas, kein Rauch. Streichhölzer. Ich musste die Brenner anzünden. Die Zündflamme war ausgegangen.«
    »Hast du zu rauchen angefangen? Ich würde es dir nicht übelnehmen, wenn du was gegen die Langeweile bräuchtest.«
    Langeweile? Wenn Zeke wüsste! Sie hatte ihren Tag mit Kerlen verbracht, für deren Bekanntschaft Zeke Geld bezahlen würde. Sie sagte: »Glaubst du, ich bin verrückt genug, mit dem Rauchen anzufangen, wenn Zigaretten fünfzehn Dollar die Schachtel kosten?«
    »Sieben Dollar. Ups. War das eine Fangfrage?«
    »Bitte rauch nicht«, sagte Lula.
    »Tu ich nicht«, sagte Zeke. »Eine Zigarette pro Woche.«
    »Das ist zu viel.«
    »Na gut. Eine Zigarette pro Monat.« Zeke griff nach der Zeitung. »Die Alte ist der Hammer.«
    An diesem Morgen hatte Lula beim Betreten der Küche die Zeitung bei einem Artikel aufgeschlagen vorgefunden, in dem es um eingeschworene albanische Jungfrauen ging, die sich wie Männer kleideten und lebten, um ihre verwitweten Mütter zu unterstützen. Der Vorwand für den Artikel war, dass der Brauch ausstarb, doch in Wirklichkeit ging es darum, das Foto eines albanischen Mannweibs in Cowboyklamotten zu bringen, die Knie gespreizt und ein Gewehr quer über dem Schoß.
    »Jedes Mal, wenn die Zeitung was über Albanien bringt, legt dein Dad sie mir zum Lesen hin«, sagte Lula.
    »Glaubst du, dass mein Dad in dich verknallt ist?«
    »Nein«, sagte Lula. »Ich glaube, er vermisst deine Mom.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Zeke. »Mom ruft hin und wieder an und bittet um Geld, und er schickt ihr einen fetten Scheck, wo auch immer sie gerade ist. Daher scheint er sie immer noch zu mögen oder ein schlechtes Gewissen zu haben. Oder sonst was. Kanntest du alte Frauen, die sich so verkleidet haben?«
    »Nein«, sagte Lula. »Aber ich hatte diese tolle Tante … einmal hat jemand unser Feuerholz geklaut, und sie hat auf ihn geschossen.«
    »Hat sie ihn umgebracht?«
    »Nein. Aber sie hat den Kerl in die Kniescheibe getroffen, aus zehn Metern Entfernung.« Das Feuerholz war ein guter Ansatz. Genau wie die zersplitterte Kniescheibe. Falls Zeke sie fragte, ob die Geschichte wahr sei, würde Lula gestehen, sie sich ausgedacht zu haben.
    Zeke fragte: »Wie lang ist ein Meter?«
    »Schau nach. Du bist in der Oberstufe. Habt ihr denn kein Mathe?«
    Zeke sagte: »Glaubst du, du hast ihre DNS ?«
    »Sie hat nie geheiratet. Niemand hat ihre DNS gekriegt.«
    »Weißt du denn gar nichts über DNS ? Ihr könntet beide die DNS von Dschingis Khan haben. Hast du denn kein Bio gehabt?«
    War es Kapuzenshirt oder Ledermantel gewesen, der gesagt hatte, alle Albaner hätten die gleiche DNS ? Wäre Sex mit Alvo Inzest?
    »Was ist los?«, fragte Zeke.
    »Wieso?«
    »Du hast gerade ganz komisch geschaut.«
    Lula sagte: »Es ist unfreundlich, jemandem ins Gesicht zu sagen, er

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