Luegen auf Albanisch
wird und denkt, ich hätte mich mit einem Lover getroffen. Genau wie das Leben während des Kommunismus. Okay, ich weiß, dass es nicht wie Kommunismus ist. Das Shoppen ist besser. Der Sex ist schlechter.«
»Ein Fahrer!«, sagte Lula.
Dunia lächelte anzüglich. »Jorge. Dominikaner. Zweiundzwanzig. Verdammt gut aussehend.«
»Ich kann nicht mal fahren«, sagte Lula. »Meistens sitze ich hier fest. Außer ich nehme den Bus.«
»Ich hab’s dir ja gesagt«, sagte Dunia. »Zehn Meilen von der Innenstadt, wenn du schwimmst.«
Lula sagte: »Du hast immer noch einen Akzent. Wie gefällt das dem amerikanischen Steve?«
Dunia verzog das Gesicht. »Er redet gern beim Sex. Dann gefällt ihm der Akzent. Er mag es sogar, wenn ich Albanisch spreche. Er denkt, ich würde sagen: Fick mich, bis mir die Sinne vergehen! Wobei ich in Wirklichkeit sage: Morgen muss ich Gladys, das Hausmädchen, daran erinnern, den Kühlschrank zu putzen. Außerhalb des Bettes gefällt ihm der Akzent nicht so sehr. Er sagt, je mehr Amerikanisch ich spreche, mit je mehr Amerikanern ich rede, desto amerikanischer klinge ich.«
Lula sagte: »Hier ist es genau das Gegenteil. Alle wollen, dass ich an meinen Wurzeln festhalte. Sie mögen die Märchen und Sprüche und Volkslieder und solchen Scheiß. Weißt du was? Ich habe angefangen, kleine Geschichten über zu Hause zu schreiben.«
»Du warst schon immer kreativ. Diese Phantasie! Ich weiß noch, wie du einmal nach Schichtende im La Changita betrunken warst und dir irgendwelchen verrückten Scheiß ausgedacht hast, dass dein Dad dir beigebracht hatte, Madonna ins Herz zu schießen. Was ist eigentlich aus dem Kellner Franco geworden? So richtig süß war der nicht, aber trotzdem …«
»Das mit Madonna stimmte«, sagte Lula. »Ein Foto von Madonna.«
Dunia sagte: »Du hast mir gefehlt. Aber hör zu, shoppen gehen wir heute nicht. Ich habe nicht so viel Zeit, wie ich dachte. Der Putzmann kommt, um die Wohnzimmergardinen abzuholen. Außerdem muss ich nach Hause und mit Gladys über das Essen sprechen.« Dunia küsste ihre Fingerspitzen. »Brathühnchen. Sie hat schon für Steve gearbeitet, bevor ich kam.«
Einen Ort zu haben, an dem man sein musste, war ein Zeichen von Macht. Im selben Artikel, in dem der weibliche CEO dazu geraten hatte, schicke Dessous zu kaufen, hatte eine andere erfolgreiche Unternehmerin gesagt, ihr Geheimnis sei, immer den Eindruck zu erwecken, sogar noch weniger Zeit zu haben, als sie tatsächlich hatte. Lula hatte auch einen Ort, an dem sie sein musste – genau hier –, und jemanden, der sie brauchte: Zeke.
»Wir haben Estrelia«, sagte Lula.
Dunia schlüpfte wieder in ihren Mantel. »Ruf mich an. Ruf mich bald an. Bis dahin kannst du aufhören, dir Sorgen zu machen, dass ich als Sexsklavin in Dubai bin.«
Sie umarmten und küssten sich, dann umarmten sie sich noch einmal. Und dann war Dunia fort, hinterließ Lula mit dem Gefühl, hoffnungsvoller und weniger allein zu sein, aber körperlich so erschöpft, dass sie ins Wohnzimmer stolperte, auf die Couch sank und dort sitzen blieb, bis die letzte Spur von Dunias Parfüm ihr aus dem Haus gefolgt war.
Sie freute sich über Dunias Sicherheit und Glück, und doch war ihr Besuch wie ein Schwall Eiswasser, der Lula aus dem Koma weckte, in das sie bei Mister Stanley gesunken war. Wach auf! Mädchen fanden reiche Ehemänner oder heirateten Männer, die sie liebten. Sie versteckten sich nicht in einem Vorort in New Jersey und träumten davon, dass Alvo irgendeine Macho-Bauarbeiter-Sprache fände, in der er Lula versicherte, er denke genauso viel an sie wie sie an ihn.
An Zekes Computer zu sitzen, war eine willkommene Ablenkung. Würde jemand auf eine Geschichte über einen Mann abfahren, der versuchte, ein Wohnhaus zu bauen, das immer wieder zusammenbrach, bis er träumte, die Lösung wäre, seine geliebte Frau in das Fundament einzumauern? Das Haus blieb stehen, aber das Fundament war immer feucht, durchtränkt von den Tränen der Frau. Mister Stanley und Don Settebello glaubten anscheinend, dass die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt wurden, sobald man die albanische Grenze überquerte. Zum Glück hatte Lula erwähnt, dass sie Dichtung und Wahrheit vermischen würde. Wenn sie genug für ein Buch zusammenhatte, würden sie alles noch einmal durchschauen, aber im Moment konnten ihre beiden amerikanischen Schutzengel über den angeblichen Wahrheitsgehalt von Lulas Geschichten glauben, was sie wollten.
Lula schrieb an dem
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