Luegen auf Albanisch
Zeitverschwender.«
»Zeitverschwendung«, sagte Lula.
Dunia zuckte die Schultern. »Dann schau mal, wohin dich perfekte Grammatik gebracht hat. Also, lass uns eines klarstellen: Du willst Mr. Psycho signalisieren, dass er dich bumsen kann, wenn er will. Glaub mir, das will er.«
»Du brauchst gar nicht so große Reden zu schwingen«, sagte Lula. »Du hattest auch ein paar recht seltsame Freunde.«
Dunias perlmuttbestäubte Lider flatterten. Lula fragte sich, ob ihre Freundin an den zähen kleinen Börsenmakler dachte, der sich weigerte, es im Bett zu machen und Dunia immer errötet und verträumt aus dem Männerklo und den Gassen um das La Changita zurückbrachte.
»Lenk nicht vom Thema ab«, sagte Dunia. »Halt hier an, Jorge! Vergiss das Machoparken zwei Schritte vor dem Eingang.« Sie stieß die Tür auf und stöckelte über den Parkplatz davon. Lula musste sich beeilen, sie einzuholen. Lief Dunia vor ihr davon? Vermutlich vor der Vorstellung von Lulas Romanze mit Alvo. Wahre Liebe und heißer Sex, selbst die Chance auf wahre Liebe und heißen Sex, waren das Einzige, was mit dem Lebensstandard wetteifern konnte, der zu Dunias langweiliger Ehe mit Steve gehörte. Liebe, oder sogar die Hoffnung auf Liebe, verschaffte einem Ansehen. In gewisser Weise.
Aber selbst wenn dem so war, entging dieser geringe Vorteil den Verkäuferinnen, die Lula und Dunia von den verspiegelten Festungen der Kosmetikabteilung entgegenschauten. Unter ihren prüfenden Blicken verwandelte sich Lulas Mantel in das Fetzengewand eines Narren, in dem sie hinter Dunia herhüpfte und ihre Freundin von den angestammten Rechten der Verkäuferinnen nach ihrer Aufmerksamkeit ablenkte. Sie musterten Lula und schauten weg, als sei sie verunstaltet. Dann richteten sie ihre Komm-zu-mir-Blicke auf diejenige in den Straußenlederstiefeln.
»Ich brauche was zum Anziehen«, sagte Lula. »Etwas, das sexy, aber elegant ist.«
»Parfüm«, wies Dunia sie an. »Vertrau mir. Vergiss die Klamotten, den kurzen Rock, die Netzstrümpfe, die aufgeknöpfte Bluse, die Stöckelschuhe. Noch mehr Verschwendung an Zeit und Geld. Tupf etwas Teures auf ein paar geheime Stellen, und ihr Testosteron läuft auf Hochtouren. Steve hat mir eine Studie aus einer Medizinzeitschrift mitgebracht. Gewisse Düfte erhöhen die Blutzufuhr der Kerle und verleihen ihnen massive Ständer. Besser als Viagra. Da muss man den Arzt rufen, wenn die Erektion länger als vier Stunden anhält. Das Problem ist, dass Düfte auf jeden anders wirken. Also führt Steve seine eigene Forschung durch und bringt dieses Millionen teure Fläschchen mit Öl an, vermutlich illegal, von dem er behauptet, es sei aus Mohnblumen gewonnen worden, die in den Küchengärten afghanischer Warlords wachsen. Gott weiß, wo es wirklich herkommt. Wenn ich es dahin tupfe, wo er es haben möchte, krieg ich einen üblen Ausschlag. Also muss ich jetzt wie eine Nutte riechen und vorgeben, Zotiges auf Albanisch zu sagen. Wie viel Spaß macht das denn?«
War den Verkäuferinnen, die hinter ihren glitzernden Theken die beiden Frauen anlächelten, wohl klar, dass sich die Reiche über ihr Sexleben beschwerte?
»Pheromone«, sagte Lula. »Wie bei den Insekten. Dieser komische Geruch, wenn man einen Käfer zerdrückt. Für einen anderen Käfer ist das ein unwiderstehlicher Sexgeruch.«
»Der Geruch des Todes«, sagte Dunia. »An dem Tag, als ich Steve auf dem Flugplatz kennenlernte, trug ich einen ganzen Eimer von Chanel No. 5.«
Lula sagte: »Wie angenehm für die Person, die neben dir im Flugzeug saß.«
»Niemand saß neben mir im Flugzeug«, sagte Dunia. »Es gab kein Flugzeug. Ich dachte mir, ich sollte es besser auflegen. Wenn ich versucht hätte, es mit nach Albanien zu nehmen, hätte es irgendein Zöllner am Flugplatz für seine Freundin geklaut.«
Dunia schlenderte an den Theken entlang, beäugte Flaschen, beflügelte und zerstörte die Hoffnungen der Verkäuferinnen, die den Tag damit verbracht hatten, einen leeren Kaufhausgang zu verführen. Dunia packte Lulas Arm und sagte: »Konzentrier dich. Denk an diesen Typen. Sei er. Stell dir vor, was ihm gefallen würde. Lass dich von deinem Instinkt leiten.«
Jetzt schauten alle Verkäuferinnen sie an. Wie selbstsicher es Dunia und Lula machte, ins Gespräch vertieft dazustehen, verloren in Zeit und Raum, ohne sich gedrängt zu fühlen, ihre Einkäufe fortzusetzen. Allein hätte Lula diesen Mut nicht aufgebracht. Das schaffte niemand. Wie sehr sie ihre Freundin brauchte
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