Luegen auf Albanisch
Lebensunterhalt verdiente? Und, na gut, ein bisschen unerhebliches Stalking.
Schaute Alvo zu ihr? Sie konnte es nicht erkennen. Sie beobachtete, wie sich seine Reihe heranschlängelte, bis er ihr gegenüber war. Er sah sie. Sie schauten sich an. Das war’s. Nichts musste besprochen werden, nicht mal in ihrem Kopf. Lula gefiel es, wie die Stimme der Lust alle anderen Stimmen übertönte, das Nagen der Vernunft und des gesunden Menschenverstands, der Schüchternheit und des Zögerns. Verlangen und Unvermeidbarkeit waren die einzigen verbliebenen Stimmen, und ihre interessanten Fragen beschränkten sich auf: Wie und wann? Wann und wo? Würde es locker sein oder unbeholfen?
Alvo und Lula tanzten aneinander vorbei und ließen sich auch danach nicht aus den Augen, ganz egal, wer ihnen zuschaute. Alvos Reihe bog um die Ecke, sodass er ihr den Rücken zuwandte, und Lula spähte durch die Tänzer zwischen ihnen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als weiterzutanzen.
Schließlich endete die Musik. Die Sängerin rief: » Falemenderit . Vielen Dank, vielen Dank, vielen Dank«, und ein Sturm von Luftküssen regnete herab auf die Tänzer, die bedauernd die Hände der anderen losließen, damit sie applaudieren konnten.
Alvo fand Lula, legte seinen Arm um ihre Schultern und führte sie zum Ausgang. Er zog Geld und den Aufbewahrungsschein heraus und reichte sie dem Garderobenmädchen, das spürte, dass dies nicht der Moment war, Lula eines weiteren konkurrierenden Ganzkörperchecks zu unterziehen. Sie traten hinaus in die kalte Nacht, die sich erwärmte, als Alvo Lula packte und sie direkt vor der Eingangstür küsste. Die Türsteher pfiffen und johlten. Alvo übergab den Parkschein, zog Lula dann in den Schatten und küsste sie mit solcher Inbrunst, dass der Mann vom Parkservice mehrmals hupen musste, damit sie sich lange genug voneinander lösten, um in den SUV einzusteigen.
Bevor er sich herüberbeugte und sie erneut küsste, hatte Alvo fürsorglich auf die Knöpfe für die Sitzheizung gedrückt, und die Wärme von unten floss in Lulas innere Wärme ein. Es musste zu schneien begonnen haben, denn Lula nahm schwach das Seufzen der Scheibenwischer wahr.
»Fröhliche weiße Weihnacht«, sagte Alvo.
»Auch für dich fröhliche weiße Weihnacht«, sagte Lula.
Alvo schüttelte sich wie ein nasser Hund, als er sich von Lula löste. Während er fuhr, zupfte er mit einem schüchternen, verlegenen Lächeln an seiner Kleidung, als hätte er ein Geheimnis, das, wie Lula fröhlich schloss, ein massiver Ständer sein musste. Nach ein paar Blocks fuhr er an den Straßenrand und parkte auf der vorher so unheimlich erschienenen Industriestraße, die ihr jetzt abgeschieden und romantisch vorkam.
Sie küssten sich und drückten sich so eng aneinander, wie es die Konsole zwischen ihnen erlaubte. Als Lula eine Atempause machte, beobachtete sie aus einem momentanen Abstand, wie sich die Leidenschaft ein hitziges Gefecht mit ihrer vernunftbedingten Abneigung lieferte, zum ersten Mal mit Alvo in einem Auto zu schlafen, auch wenn es ein so geräumiges war wie dieses. Es war schon schwierig genug im Bett, wo dir eine gewisse Behaglichkeit über die verschiedenen Hürden hinweghalf, über Reißverschlüsse und BH -Haken und den ersten Anblick der nackten Körper.
»Nicht hier«, murmelte ihr süßer Lancelot.
»Nein, nicht hier«, stimmte Lula zu.
»Bei mir«, sagte Alvo. Dann schlug er sich vor die Stirn und sagte: »Da siehst du mal, wie du mich durcheinandergebracht hast. Ich hab die Vettern aus Vlora vergessen.«
Lula hatte ihn durcheinandergebracht. Sein Verlangen nach ihr – nach ihr! – hatte die Vettern vollkommen ausgelöscht. Lula wartete darauf, dass Alvo ein Hotel vorschlug. Es durfte nicht nach ihrer Idee klingen, auch wenn es ihre war. Sie wollte nicht wie eine heruntergekommene Nutte wirken, die so was ständig tat.
Alvo tippte auf dem GPS herum und sagte: »Sie wird ein Hotel für uns finden.« Dann sagte er: »Verdammte Scheiße. Ich hab keine Kreditkarte dabei. Einem Freund von mir wurde in einem Club der Geldbeutel geklaut. Fünf Hin- und Rückflüge in die Domrep wurden abgebucht, bevor er seine Karte sperren ließ. Daher nehme ich jetzt immer nur Bargeld und meinen Führerschein mit. Ich könnte es dir zurückzahlen …«
»Ich habe keine Kreditkarte«, sagte Lula. »Ich hab nicht mal Bargeld.«
»Dann haben wir ein Problem«, sagte Alvo und küsste sie erneut, als würde sich das Problem dadurch lösen. Nach einer
Weitere Kostenlose Bücher