Luegen auf Albanisch
Weile hörte sich Lula sagen: »Wir könnten zu Mister Stanley gehen.«
»Und dann?«, fragte Alvo. »Soll ich mich vorstellen? Hi, ich bin ein Freund Ihres Kindermädchens.«
Lula sagte: »Die werden schon schlafen. Aber wir müssen sehr leise sein.«
»Leise wie der Tod«, sagte Alvo. Lula fragte sich, ob es möglich war, buchstäblich vor Verlangen ohnmächtig zu werden. Wahrscheinlich nicht, solange man saß. Als Alvo den Motor wieder anließ, legte ihm Lula die Hand auf den Oberschenkel. Als sie seine Leistenbeuge streifte, bestätigten ihre Knöchel den erfreulichen Verdacht. Sie würde dafür sorgen müssen, dass Alvo verschwand, bevor Mister Stanley aufwachte.
Alvo stöhnte leise. »Warte. Es ist rutschig. Ich muss mich auf die Straße konzentrieren.«
Lula lehnte sich zurück und schloss die Augen. Der letzte doppelte Raki hatte ihr mehr zugesetzt, als ihr bewusst gewesen war. Vermutlich würde sie schlagartig einen klaren Kopf haben, sobald sie sich auf die vor ihr liegende Herausforderung konzentrierte: den leisesten Weg zu ihrem Zimmer zu finden und sich zu überlegen, was sie sagen würde, falls durch irgendeinen Zufall Mister Stanley und Zeke noch wach waren, um Santa dabei zu erwischen, wie er sich durch den Schornstein quetschte.
Alvo sagte: »Heute Nacht weiß ich, warum Gott den Allradantrieb erfunden hat.«
Der Alkohol überzeugte Lula fast, dass dies der richtige Moment wäre, das Thema auf Alvos Einbrüche in Mister Stanleys Haus zu lenken. Diesmal schleichen wir uns zusammen hinein, würde sie sagen.
Erst im letzten Moment besann sie sich eines Besseren. Angenommen, es war nicht Alvo gewesen? Er könnte seine Meinung ändern, sich nackt und schutzlos in einem Haus auszuliefern, in dem Stalker Geschichten aus dem Balkan auf Computern schrieben und uneingeladen duschten. Während Alvo über den vereisten Highway brauste, nahm sich Lula vor, genau zu beobachten, wie er sich in Mister Stanleys Haus verhielt, ob er sich irgendwie anmerken ließ, hier schon mal gewesen zu sein und den Weg zu ihrem Zimmer zu kennen, ohne dass sie ihm den zeigen musste.
Alvo nahm die Baywater-Ausfahrt, hielt dann an, und sie küssten sich erneut. Als er den Motor wieder anließ, waren Lulas Bedenken verflogen.
In Mister Stanleys Haus war alles dunkel bis auf das Außenlicht, das er für Lula hatte brennen lassen. Sie ließ Alvo hinter dem Baum warten und schlich sich seitlich zum Fenster, um sich zu vergewissern, dass niemand am Kühlschrank köstliches kaltes Wasser trank.
Alles in Ordnung! Mit hochgerecktem Daumen gab sie Alvo das Zeichen, schloss die Tür auf und schob ihn von sich, damit er nicht an ihr rumfummelte, bevor sie sicher in ihrem Zimmer waren. Verstohlenheit fiel Alvo leicht. So kräftig er auch war, er konnte sich so leise bewegen wie ein Kätzchen. Lula vergaß darauf zu achten, ob er den Weg kannte.
Sie öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Wonach roch es hier? Modrig, hefig, mit einem leichten Touch organischer Abfälle. In den Wänden von Tirana starben Mäuse. Passierte das auch in New Jersey? Natürlich. Aber warum jetzt, warum hier, warum ausgerechnet in dieser Nacht, wo sie doch endlich einen Typen gefunden hatte, den sie mochte und mit nach Hause brachte? Was würde Alvo von ihr denken? Vielleicht würde er es nicht bemerken. Sie zog ihn nach drinnen und schloss die Tür. Licht schien von der Straße herein. Lula ließ die Jalousie herunter und dimmte ihre Nachttischlampe auf niedrigste Stufe. Sie wusste, dass Männer gerne etwas sehen wollten. Im Dunkeln wären ihre teuren Dessous verschwendet gewesen.
»Was ist das für ein Geruch?«, fragte Alvo.
Lula sagte: »Das zahme Kaninchen von dem Jungen ist ausgerissen und hat in der Wand Babys gekriegt.«
Alvo sagte: »Ich hab mich schon immer gefragt, wie Karnickel so viele Babys kriegen können.«
»Lass es uns herausfinden«, sagte Lula.
»Nicht den Teil mit den Babys«, sagte Alvo argwöhnisch.
»Natürlich nicht«, sagte Lula.
Alvo setzte sich auf die Bettkante, spreizte die Knie und zog Lula zu sich heran. Alvos Küsse, so liebevoll und gekonnt, weckten in Lula große Hoffnung für die unmittelbare Zukunft. Natürlich waren da auch Furcht und Nervosität, das gehörte zum Rausch dazu. Der Seidenslip war eine geniale Idee. Eine nette Überraschung für Alvo.
Als Lula zum Luftschnappen auftauchte, war der Geruch stärker geworden.
»He, wo bist du?«, fragte Alvo.
»Direkt hier«, sagte Lula und führte vor, wie direkt sie
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