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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Fliesner, unsere Bildredakteurin. Birnbaum, der Anfang, höchstens Mitte dreißig war, hätte ihr Sohn sein können, im Extremfall sogar ihr Enkelsohn. Aber wir waren uns alle darin einig, dass die Fliesner nie in ihrem Leben etwas getan hatte, das zu einer Schwangerschaft hätte führen können. »Wenn ich das schon höre: Sexy, trendy – nicht mal deutsch können die ja heutzutage noch!«
    Und unsere Textchefin Isolde König näselte: »Wenn der mir den Paule verbietet, dann kündige ich.« Frau König hatte sich unter Frau Zimperich das Privileg erworben, ihren Dackel mit zur Arbeit nehmen zu dürfen, einen betagten Rüden mit Namen Paule, der unter dem Tisch lag und leise schnaufte.
    »Birnbaum brächte es bestimmt übers Herz, so ein armes kleines Hundetier aus der Redaktion zu verdammen«, sagte Marianne, die das Ressort Aktuelles und Reportagen leitete und damit meine direkte Vorgesetzte war. »Paule ist ihm garantiert nicht sexy und trendy genug.«
    Marianne konnte eine ziemliche Schleimschnecke sein, wenn sie wollte: Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie das »arme kleine Hundetier« noch als vermaledeite Töle bezeichnet, weil es einen ihrer Pradapumps angeknabbert hatte. Überhaupt herrschte zwischen den »drei Fossilien«, wie wir Blume, Fliesner und König nannten, und dem Rest der Redaktion sonst kein so einvernehmliches Verhältnis. Aber die Abneigung gegen Birnbaum schien alle zu einen.
    »Er hat gesagt, mein Kaffee sei ungenießbar«, stimmte Carla in das allgemeine Klagelied ein. »Als ob ich hier zum Kaffeekochen angestellt sei!«
    »Und dann kommt er noch nicht mal pünktlich«, sagte Anke Klostermann, genannt Klosterfrau, die bisher den Posten der stellvertretenden Chefredakteurin innegehabt hatte und außerdem die Gesundheitsseite betreute, ein Doppelposten mit großer Verantwortung. Die Klosterfrau durchlebte zur Zeit ihre Wechseljahre und konnte sich nie so richtig entscheiden, zu welchem Lager sie gehörte: zu den Fossilien oder zu uns. Sicherheitshalber war sie daher zu allen gleichermaßen grantig.
    Die große Uhr an der Wand zeigte genau zehn Uhr an.
    Ich warf einen kurzen Blick in die Runde und stellte fest, dass niemand außer Cordula Roth vom Ressort Kosmetik, Fitness und Diät ein fröhliches Gesicht machte. Und Cordula zählte nicht, weil sie sich mit Permanent-Make-up ein stetes Lächeln um den Mund hatte tätowieren lassen. Nicht absichtlich, übrigens: das Schmerzensgeldverfahren lief noch.
    Bevor der Zeiger der Uhr auf eine Minute nach zehn rücken konnte, erschien Birnbaum.
    Nach der Begrüßung – Sie erinnern sich: Ich: »Guten Morgen«, die anderen: »gmmmh« – wollte er wissen, was wir für die Märzausgaben von Annika bereit hielten. »Denken Sie bei allem, was Sie mir präsentieren, immer an unser Motto: jung, trendy, aktuell und sexy. Ach ja, und ich weiß nach dem ersten Tag noch nicht genau, welches Gesicht zu welchem Namen gehört, also stellen Sie sich bitte noch einmal vor.«
    Den Anfang machte die Klosterfrau mit ihrer Gesundheitsseite. Normalerweise redete ihr hier niemand rein, jahrelang hatte sie sich ungestört über Bandscheibenprobleme und Osteoporoseprophylaxe auslassen können, aber Birnbaum setzte dem nun ein Ende. Er wollte ihren Artikel zu Einschlafstörungen keinesfalls bringen, obwohl die Klosterfrau betonte, dass es nichts mit seniler Bettflucht zu tun habe. Auch gegen das Thema »Rund um den Beckenboden« hatte er etwas einzuwenden. Übrig blieben nur doch ein Bericht über eine Antibabypille, die gleichzeitig Pickel bekämpfte, und etwas über natürliche Hilfe bei Menstruationsbeschwerden. Die Klosterfrau guckte finster. Das Thema Beckenboden hatte ihr sehr auf der Seele gebrannt.
    Nach ihr erzählte uns Cordula vom Kosmetikressort etwas über Tricks und Tipps bei feinem Haar, Crèmes mit Fruchtsäuren und die Apfelessig-Diät Teil 2 und 3, und alle lauerten wir auf Birnbaums Kommentar dazu.
    Aber offensichtlich erkannte er die Alterlosigkeit dieser Themen an, denn er nickte nur, wenn auch eine Spur resigniert. Cordula lächelte, aber das tat sie ja permanent.
    Nach ihr war Steffi an der Reihe, die das Ressort Haushalt und Kreativität leitete, wenn auch nur noch aus weiter Ferne. Seit sie schwanger war, weigerte sie sich nämlich strikt, sich mit Gewürzen, Gebratenem oder Gesottenem zu beschäftigen, und sei es nur in der Theorie, das Gleiche galt für Farben, Lacke, Leim und Klebstoff. Den Bereich Kochen hatte sie komplett an eine

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