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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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oder beides zusammen oder die Frage, ob ich schwanger oder einfach nur überernährt sei?
    Aber Birnbaum überraschte mich.
    »Ich habe Ihre Kolumnen gelesen, Johanna Rübenstrunck«, sagte er (und Marianne kicherte schrill.) »Sie sind witzig. Ich mag besonders die über Männer im Straßenverkehr. Und die über sonntägliche Kuchenschlachten bei den Eltern.«
    Ich konnte nicht anders, ich freute mich über sein Lob. Möglich, dass ich an dieser Stelle gelächelt habe, aber sicher nicht wie ein Honigkuchenpferd, wie Carla behauptete. So übel konnte Birnbaum gar nicht sein, wenn er meine Kolumnen gut fand.
    Verständlicherweise gebauchpinselt stellte ich meine Idee zum Thema Internetliebe vor: »Wir könnten etwas über Zufallsbekanntschaften im Chat bringen. Ich meine, Dating-Line und Flirtroom sind ja schön und gut, aber da geht man mit eindeutiger Absicht hinein, nicht wahr? Und eigentlich ist das nicht so romantisch, all diese verzweifelt baggernden Typen, die sich dort anpreisen und gegenseitig abschleppen …«
    »Hm«, machte Birnbaum.
    »Hm, hm«, machte Marianne.
    »Wenn sich zwei Menschen aber in einem ganz anderen Kontext treffen, dann ist das wie im wirklichen Leben, und es ist auch viel origineller«, fuhr ich eifrig fort. »Ich meine, das ist wie der Unterschied, jemanden in der Disco anzugraben oder aus Versehen – äh – seine Katze anzufahren.«
    »Ja, das leuchtet ein«, sagte Birnbaum, und Marianne, die alte Tierfeindin, sagte: »Das mit der Katze muss ich mal ausprobieren.«
    »Ich möchte daher über eine Frau schreiben, die ihren Traummann in einem Testchat kennen lernt«, sagte ich.
    »Testchat?«, wiederholte Birnbaum gedehnt.
    »Ja, so was gibt es tatsächlich«, versicherte ich ihm. »Dort kann man einfach mal üben, wie man chattet. Das ist ja auch eine Wissenschaft für sich. Und man kann sozusagen testweise flirten. Ich finde, es ist ein origineller Ort, um jemanden kennen zu lernen.«
    »In der Tat«, sagte Birnbaum. »Und Sie haben dort jemanden kennen gelernt?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich meine, nein. Aber einer Freun … äh meiner Schwester ist genau das passiert. Sie hat in einem Testchat geflirtet. Ich dachte, das gibt eine witzige Geschichte. Überschrift: Es sollte nur ein Test sein …«
    »Bei Ihrer Freundin«, sagte Birnbaum.
    »Meiner Schwester«, verbesserte ich.
    Birnbaum betrachtete mich eine Weile stirnrunzelnd. »Nun, das ist ja als solches noch keine Story«, sagte er schließlich. »Wie ging es denn weiter?«
    »Sie haben sich für den nächsten Abend verabredet, selbe Zeit, selber Chatroom.«
    »Und dann?«
    Und dann? Woher sollte ich das wissen? Unter Birnbaums wartendem Blick wurde mir ganz mulmig zumute. Ganz offensichtlich ging er davon aus, dass die Story noch nicht zu Ende war.
    »Und dann haben sie ihre E-Mail-Adressen ausgetauscht«, improvisierte ich stotternd. »Und dann – äh, nach etlichen E-Mails, in denen sie sich gegenseitig ihre intimsten Geheimnisse anvertraut und herausgefunden hatten, dass sie vieles gemeinsam hatten, trafen sie sich im wirklichen Leben. In einem Café.«
    »Und da hat sich dann herausgestellt, dass er ein fetter, kleiner Glatzkopf mit riesigen Ohrmuscheln war?«, fragte Birnbaum spöttisch.
    »Hey, ist deine Schwester nicht die mit den vielen Kindern?«, fragte Carla.
    Ich ignorierte sie, so gut ich konnte. »Nein, es war viel romantischer«, sagte ich hastig. »Sie hatten ein Erkennungszeichen ausgemacht, etwas Unauffälliges und doch Unverwechselbares. Ein – äh – eine – äh – ein bestimmtes Buch, das sie beide mochten, und – äh –, meine Schwester saß also in diesem Café, mit dem Buch auf dem Tisch, und sie war extra beim Friseur gewesen und hatte ihr Konto überzogen, um ein umwerfendes Kleid zu kaufen, aber Bo- äh, aber, um es kurz zu machen, der Typ kam nicht.«
    »Nicht?« Birnbaum sah enttäuscht aus.
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor«, murmelte Marianne.
    »Ja, das ist ja genau wie in ›E-Mail für dich‹«, sagte Leroy händeklatschend. »Die arme Meg Ryan sitzt da im Café und wartet …«
    Oh Schreck, ja, da hatte er Recht. Ich spürte leichte Panik in mir aufsteigen. »Ähm, ja, so war es aber tatsächlich«, sagte ich. »Auch wenn ich den Film nicht gesehen habe. Also, jedenfalls war meine Schwester natürlich total enttäuscht, und deshalb hat sie sich auch nach einer Stunde Warterei von den beiden netten Männern am Nachbartisch zu einem Glas Wein einladen lassen. Sie haben den

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