Lügen haben hübsche Beine
Aussehen. Sein Gesicht war markant, das Kinn kantig und unter den Bartstoppeln entdeckte sie ein kleines Grübchen darin.
Selbst im spärlichen Mondlicht war nicht zu übersehen, dass er einen durchtrainierten, aber nicht übertrieben muskulösen Körper hatte. Insgesamt wirkte er sehr attraktiv und anziehend, und Jill konnte sich vorstellen, dass ihm die Frauen scharenweise hinterher liefen.
Als er sich zu ihr drehte, senkte sie schnell den Blick.
»Magst du noch eine Runde schwimmen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht sollten wir besser zurückfahren, bevor uns jemand vermisst. Außerdem sollte ich bald schlafen gehen, Harriet wird uns morgen bestimmt wieder kräftig strapazieren.«
»In Ordnung«, stimmte er zu, stand auf, reichte ihr dann die Hand und zog sie vom Boden hoch.
Fürsorglich legte er ihr das Handtuch um die Schultern, und wortlos liefen sie nebeneinander her zum Wagen.
Wie auf der Hinfahrt gab Craig reichlich Gas, doch er fuhr sicher, und Jill kuschelte sich entspannt in ihren Sitz. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, gingen sie schweigend ins Haus und stiegen zusammen die Treppe hinauf.
»Morgen Abend wieder?«, fragte Craig leise, und Jill nickte.
»Ja. – Gute Nacht.«
»Gute Nacht«, murmelte er und schaute ihr mit einem kleinen Lächeln nach, bis sie in ihrem Zimmer verschwunden war.
12
» A ufwachen du Schlafmütze, wenn wir nicht pünktlich zum Training unten sind, dreht Harriet uns den Hals um«, riss Mandys Stimme Jill unsanft aus dem Schlaf.
Müde blinzelte sie auf den Wecker, es war fast halb neun.
»Oh Mist«, entfuhr es ihr überrascht.
Hastig sprang sie auf und zog ihre Sportkleidung an.
»Jaja, wer sich nachts herumtreibt, kommt morgens nicht aus dem Bett«, zog Mandy sie unterdessen auf.
»Ich hab mich nicht herumgetrieben, ich war schwimmen«, erklärte Jill verlegen.
Mandy lächelte. »Du warst aber nicht im Pool.« Jill runzelte die Stirn, und sie fügte hinzu: »Keine Angst, ich behalte das für mich. Ich bin zufällig wach geworden und war kurz auf dem Balkon, habe dich allerdings unten nicht gesehen.«
»Ich war am Strand«, gab Jill zögernd zu.
»Bist du mitten in der Nacht alleine zum Strand gelaufen?«, fragte Mandy verwundert.
»Mandy, bitte frag nicht, ich kann dir das nicht erklären. Und versprich mir, dass du niemandem etwas davon sagst, ich möchte nicht, dass es hier irgendwelchen Ärger gibt.«
Eindringlich schaute Jill sie an.
»Nein, ich werde nichts verraten, versprochen«, nickte Mandy ernst, dann lächelte sie wieder. »Ich werde dich auch nicht fragen, wer es ist.«
»Wir sollten jetzt besser nach unten gehen«, murmelte Jill ausweichend.
Kurz darauf standen sie im Trainingsraum. Wie bereits am ersten Trainingstag wurden die vier kräftigeren Mädchen erneut dazu verdonnert, mit Craig im Geräteraum zu trainieren. Jill, Mandy und der Rest quetschen sich seufzend in die hochhackigen Pumps und verbrachten Stunden damit, unter Harriets kritischen Blicken auf und ab zu laufen.
Nach einem kurzen Mittagsimbiss ging es weiter, und gegen sechzehn Uhr waren sie endlich erlöst. Erschöpft ließen sie sich im Wohnraum auf die Couch fallen. Fast gleichzeitig war auch die andere Gruppe fertig, und da es Samstag war, beratschlagten die Mädchen quietschend und aufgeregt, was sie abends unternehmen wollten.
Schließlich einigten sie sich darauf, nach Oceanview zu fahren und die einzige Disco dort unsicher zu machen. Völlig überdreht stürzte die ganze Meute nach oben, um sich aufzubrezeln.
»Sieht so aus, als wäre hier heute Abend wenigstens Ruhe«, seufzte Mandy erleichtert, und Jill grinste. »Ja, Gott sei Dank, dann haben wir das Wohnzimmer wohl für uns.«
Sie stand auf. »Ich gehe erstmal duschen, und später können wir es uns ja ein bisschen gemütlich machen und einen Film anschauen.«
Mandy nickte, und Jill verschwand. Ihr war eingefallen, dass sie sich die ganze Woche nicht einmal bei Walter gemeldet hatte.
»Hoffentlich macht er sich nicht bereits Sorgen«, dachte sie mit schlechtem Gewissen und drückte rasch die Kurzwahltaste mit seiner Handynummer. Zwar war es Samstag, doch er würde sicher froh sein von ihr zu hören und es ihr nicht übel nehmen, wenn sie seine Wochenendruhe störte.
Tatsächlich meldete er sich Sekunden später und war zunächst erleichtert, dass es ihr gut ging.
»Und, wie läuft es? Hast du schon etwas herausgefunden?«, wollte er dann wissen.
Kurz berichtete sie ihm, was sie bisher beobachtet hatte, erwähnte jedoch
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