Luegen haben huebsche Beine
ganze Hunde-Trainer-Ding war am Ende gar nicht so übel gewesen, wie ich zu Anfang gedacht hatte. Ich fühlte mich allerdings noch nicht imstande, dabei solo zu sein.
»Hört sich gut an.« Meine Seiten und meine Waden schmerzten höllisch; ich musste nach Hause und in die Badewanne. Wenn ich zu häufig mit Philippe losging, war ich am Ende diejenige, die Physiotherapie brauchte, nicht er. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Schwester Lust verspürte, ihn an meiner statt auf seine Ausflüge zu begleiten, erst recht nicht in den hohen Hacken, die sie immer trug.
»Das hat mir heute außerordentlichen Spaß gemacht. Es ist schön, Charlottes Familie näher kennenzulernen.« Er war höflich und freundlich wie immer. Wieder meldete sich mein Gewissen, das es unmoralisch fand, einen so netten Mann und seine Familie zu betrügen. Er war grenzenlos vernarrt in meine Schwester, und wie ich die Sache sah, schien Charlie von ihm ebenfalls mehr als angetan zu sein.
Ich reichte ihm Leons Leine, er öffnete die Rückklappe des Wagens, und die Hunde sprangen hinein. »Mir war es auch ein Vergnügen, dich heute näher kennengelernt zu haben.«
Wir verabschiedeten uns, und ich machte mich auf den Heimweg. Jede Faser meines Körpers schmerzte, und ich war versucht, mir ein Taxi zu rufen. Ich weiß nicht, warum ich überrascht war, als plötzlich Mikes Wagen neben mir auftauchte, kaum dass ich den Park verlassen hatte.
»Hättest du Lust mitzufahren?«
»Solltest du nicht eigentlich bei der Arbeit sein?«, erwiderte ich schroff, öffnete aber sofort die Beifahrertür und kletterte in den Wagen. Ich hatte zu große Schmerzen, um die Mitfahrgelegenheit auszuschlagen, und ich war gern mit Mike zusammen.
»Ich hielt es für angemessen sicherzustellen, dass dich die Hunde des Boyfriends deiner Schwester nicht zu Mittag verzehrt haben!«
»Sehr lustig.«
»Konntest du deine tierpsychologischen Theorien erfolgreich in die Praxis umsetzen?«
»Es ist sehr gut gelaufen, vielen Dank.« Ich hatte überlebt, ohne gebissen worden zu sein. Nach meiner persönlichen Erfahrung war das bereits als voller Erfolg zu verbuchen.
Mike grinste. Ich wusste, dass ich ihm mit meiner Bemerkung nichts vormachen konnte.
Wenige Minuten später parkten wir vor dem Haus.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass du gern eine Tasse Tee hättest?«
Mike beugte sich zu mir herüber und küsste meine Lippen, was wieder diese herrliche, berauschende, wonnige Energie durch meinen Körper strömen ließ. »Aber selbstverständlich.« Wieder einmal fragte ich mich, was ich da eigentlich tat. Andererseits brauchte Mike mich nur zu berühren, und mich interessierte nichts anderes mehr.
Kip saß am Computer, als wir ins Haus kamen. Normalerweise wäre er aufgesprungen und davongelaufen wie der Blitz, wenn er meinte, es sei jemand im Haus, den er nicht kannte. Ich wertete das als ein weiteres Zeichen dafür, dass unser Umzug hierher eine gute Idee gewesen war. Er schien sehr viel kontaktfreudiger zu werden, als er es gewesen war, als wir noch in London gewohnt hatten.
»Mike, das hier ist mein Bruder Kip.«
Mit forschendem Blick sah Kip zu ihm herüber. »Du bist der Polizist.«
Mike setzte sich aufs Sofa. »Ja. Du musst der Junge sein, der diese großartigen Notizen zusammengestellt hat. Ich war sehr beeindruckt, als ich gesehen habe, wie gründlich du dabei vorgegangen bist. Das hat mir eine Menge Arbeit erspart.«
Kip wirkte einerseits beschämt, andererseits ganz aufgeregt, weil er dieses Lob von Mike bekam. Seit er im Alter von vierzehn Jahren von der Schule abgegangen war, hatte er mit niemandem engeren Kontakt gehabt. Der Sozialarbeiter hatte dafür gesorgt, dass er zu Hause Unterricht bekam – vorausgesetzt, Charlie übte ausreichend Druck auf unseren Hausarzt aus, damit der die erforderlichen Atteste ausstellte –, aber all das war nie von langer Dauer gewesen. Als Kip fünfzehn wurde, verlor das System jedwedes Interesse an ihm, und ein Jahr später hatte Charlie mit den Erträgen aus unserem ersten Betrug eine Wohnung gemietet, und wir befreiten Kip aus den Fängen von Tante Beatrices Fürsorge. Wir hatten warten müssen, bis er sechzehn wurde, da es sonst Schwierigkeiten mit dem Gesetzgeber hätte geben können, aber kaum dass wir in der Lage dazu gewesen waren, hatten wir uns auf eigene Beine gestellt. Wir drei gegen den Rest der Welt.
Ich ließ die beiden allein, setzte den Wasserkessel auf und betrachtete mein Spiegelbild im Glanz des
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