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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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weiter mit Charlie unterhielt, sodass ich mich meinerseits befleißigte, ihre Absichten als menschenfreundlich einzustufen.
    »Ihr Bruder ist heute nicht mitgekommen?«, fragte Bella.
    »Nein, Kip ging es heute Morgen nicht gut. Er hat gesundheitliche Probleme«, flunkerte Charlie.
    »Es ist immer besser, wenn eine Familie gemeinsam zur Kirche geht. Die Familie ist sehr wichtig. Philippes und Marias Papa starb, als Maria noch ein Baby war, und wir haben einander immer sehr nahegestanden.« Bella machte sich auf den Weg in Richtung Parkplatz, und im Gleichschritt begleiteten wir sie.
    »Da sind wir ganz Ihrer Ansicht, nicht wahr, Abbey? Bei uns ist das ähnlich. Als wir unsere Eltern verloren, waren wir noch sehr jung, sind dadurch aber als Familie extrem zusammengewachsen.«
    Bella sah mich an, als verlange sie, dass ich das bestätigte, und so nickte ich, um zu bekunden, dass ich den Worten meiner Schwester beipflichtete. Ich nahm mal an, dass wir mehr mit dieser Frau gemein hatten, als mir bisher bewusst gewesen war. Auch für uns stand die Familie an allererster Stelle.
    »Mein Sohn hat mir berichtet, dass Sie in jungen Jahren eine Familientragödie erleben mussten. Es ist gut, dass Sie Ihre Schwester und Ihren Bruder großgezogen haben.« Bellas Stimme klang, als sei sie ehrlich davon angetan, und somit gab es vielleicht trotz allem noch Hoffnung für Charlie. »Ich bin in der nächsten Woche für den Blumenschmuck in der Kirche verantwortlich. Könnten Sie sich den Donnerstagabend vielleicht freihalten und wären so freundlich, mir dabei zu helfen?« Bellas Frage war im Grunde eher ein Befehl.
    »Ja, ich bin sicher, dass ich das einrichten kann.« Charlie klang leicht verblüfft.
    »Achtzehn Uhr dreißig in der Sakristei.« Bella drehte sich auf den spitzen Absätzen um und steuerte mit Maria auf Philippes Wagen zu.
    Er blickte Charlie an und bewegte den Mund zu einem »Ich melde mich«, dann folgte er seiner Mutter und seiner Schwester.
    »Sieht so aus, als hättest du den Fuß in der Tür. Bella schien von dir angetan zu sein.« Ich öffnete die Autotür.
    »Ich nehme an, dass ich am Donnerstag mehr in die Mangel genommen werde als ein zerknittertes Tafeltuch«, erwiderte Charlie und ließ sich hinter dem Steuer nieder.
    Ich hätte weit mehr Mitgefühl für sie empfunden, wenn ich in der Lage gewesen wäre zu verdrängen, dass mein liebes Schwesterlein mich dazu genötigt hatte, Philippes Hunde auszuführen.
    Da ich ja jetzt zu Gott gefunden hatte, betete ich inständig darum, dass am Montag zur Mittagszeit Sturmfluten tosten und Orkanböen wehten. Ich hatte damit aber entweder kein Glück, oder aber ich war schon viel zu tief in Ungnade gefallen, denn der Tag brach mit klarer Sicht und ebensolcher Luft an.
    Charlie machte sich zu ihrem ersten Arbeitstag bezahlter Erwerbstätigkeit auf. Sie trug eines ihrer neuen Kostüme und umklammerte eine Frischhaltebox der Marke Tupperware, die den Salat enthielt, den sie zu Mittag essen wollte. Ich beneidete sie maßlos. Ich hätte alles dafür gegeben, diejenige von uns beiden zu sein, die den feinen Bürojob von neun bis fünf hatte. Kip schien nicht mehr zu schmollen, weil Charlie sich geweigert hatte, ihm die Anschaffung eines Kätzchens zu erlauben, und arbeitete wieder an seinem Modell des London Eye.
    »Was sagt Sophie denn zu deinen Modellen?« Ich beobachtete ihn dabei, wie er mit äußerster Sorgfalt ein winziges Stück Balsaholz an der Stelle festklebte, an die es wohl gehörte. Als wir am Vortag aus der Kirche gekommen waren, hatte der schwache Duft eines Parfums im Haus gehangen, der nicht zu denen gehörte, die Charlie oder ich benutzten.
    »Sie sagt, die wären cool.« Er konzentrierte sich so intensiv, dass seine Zunge zwischen den Lippen herausragte.
    Ha! Ich hatte recht. Sie war während unserer Abwesenheit im Haus gewesen. »Kommt sie später vorbei? Es wäre nett, sie kennenzulernen.«
    Kip bewunderte einen Moment seine Bastelkünste, dann antwortete er mir. »Keine Ahnung. Sie ist wirklich schüchtern, und sie hat heute einen Zahnarzttermin.«
    Okay. So leicht gab ich nun auch wieder nicht auf. »Vielleicht möchte sie diese Woche mal einen Tag mit uns zu Mittag essen.« Wenn Kip und ich allein waren, ging sie vielleicht darauf ein und kam vorbei, damit ich sie kennenlernen konnte.
    »Keine Ahnung.« Kip war wieder mit seinem Modell beschäftigt.
    »Warum fragst du sie nicht einfach, wenn ihr euch trefft?« Ich machte mir keine Illusionen. Ich

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