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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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zurückkehren.« Mike stellte seinen Teebecher vorsichtig auf den Sofatisch.
    »Oh.« Mensch, ich beherrschte die hohe Kunst der Konversation an diesem Nachmittag wahrhaft vortrefflich. Enttäuschung legte sich über mich wie eine große durchnässte Decke, als ich mir vorstellte, dass er nicht mehr da sein würde.
    »Diane hat mich heute angerufen. Es gibt da neue Entwicklungen in der Untersuchung.«
    Wieder Diane. Hatten diese Entwicklungen mit dem Fall zu tun, oder wollte er nur mit ihr ins Bett springen? Das war lächerlich; ich musste meine Fantasie zügeln, damit ich nicht verrücktspielte.
    »Nun, das ist etwas Positives, nicht wahr? Ich meine – nicht, dass du wegfährst, wohl aber, dass sich in dem Fall etwas bewegt.« Vielleicht sollte ich es bei meinen Antworten bei »Oh« bewenden lassen. Dann war die Gefahr geringer, dass ich mich lächerlich machte.
    »Wirst du mich vermissen?« Als er das fragte, lag ein klares Funkeln in seinen dunklen Augen.
    »Ja.« Und wieder Mist gebaut .
    » Du kannst ernsthaft nicht lügen, oder doch?«, murmelte er.
    Ich blickte auf, um nach Kip Ausschau zu halten, doch hatte der sein gesamtes Interesse wieder auf seinen Computer gelenkt.
    »Nein, kann ich nicht.«
    »Wirklich?«
    Ich wünschte, ich könnte. »Wirklich.«
    Mike fuhr mit der Spitze seines Zeigefingers sacht über die Brandnarbe an meinem Hals. »Hatte dein Unfall noch irgendwelche anderen Nebenwirkungen?«
    Verflixt und zugenäht! »Ich habe danach angefangen, mich an Dinge zu erinnern. Dinge aus der Zeit, als ich noch klein war, aus der Zeit, als Mum verschwand. Wir nehmen zumindest an, dass es sich dabei um Erinnerungen handelt.«
    Sein Finger verharrte an dem Punkt, an dem er meinen Pulsschlag fühlen konnte. »Ich glaube, das solltest du mir alles erzählen, Abbey.«
    Und prompt tat ich das. Ich ließ lediglich aus, warum ich so gern wieder in der Lage gewesen wäre zu lügen. Ich erklärte, was es mit der Regressionstherapie auf sich hatte, und Kip zeigte ihm die CD. Als wir geendet hatten, lehnte Mike sich zurück und streckte seine Arme in die Luft.
    »Was für ein Mist.« Er schüttelte den Kopf, als könne er damit seine Gedanken ordnen. Dann sah er mir neuerlich ins Gesicht. »Was für ein Mist.«
    Ja, ja. Das entsprach in etwa dem, was ich selbst auch empfand.
    »Dir ist klar, dass nichts von dem, was du mir da gerade erzählt hast, vor Gericht als Beweismittel vorgelegt werden könnte?«, fragte er schließlich.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich der Welt beste Zeugin abgeben würde. Ich kann das Ganze selbst kaum glauben, und ich bin schließlich diejenige, die es erlebt.« Zumindest hatte er mich nicht ausgelacht oder mich eine Irre genannt.
    »Was du erzählt hast, könnte sich als wichtig erweisen.« Ausnahmsweise hatte er mal einen ernsten Gesichtsausdruck. Sein Handy klingelte, und er zog es aus der Tasche und nahm das Gespräch entgegen.
    »Hi, Diane.« Mit dem Telefon fest gegen das Ohr gepresst, erhob er sich vom Sofa und lief zum anderen Ende des Raums.
    Er lauschte aufmerksam und blickte zwischendurch immer mal wieder zu mir herüber. Ich versuchte mitzubekommen, was da geredet wurde, während ich so tat, als würde ich auf dem Sofatisch aufräumen, doch konnte ich nichts verstehen. Einige Male sagte er das Wort »okay«, und dann beendete er das Gespräch.
    Er steckte das Telefon zurück in seine Hosentasche. »Ich muss jetzt sofort nach London zurück.«
    »Dann muss das ja ein wichtiger Anruf gewesen sein.« Ich fragte mich, wann ich ihn wohl wiedersehen würde, ob ich ihn überhaupt je wiedersehen würde. Ich war mir immer noch nicht sicher, wie die Dinge zwischen uns standen. Da er jetzt wusste, dass mein Hirn frittiert worden war, wollte er mich vielleicht nicht wiedersehen. Vielleicht hatte er sich nur an mich herangemacht, um in Besitz der Informationen zu gelangen, die er brauchte. Das fühlte sich schlimmer an als alles andere.
    »Möglicherweise. Es tut mir leid, Abbey, aber ich darf dir dazu nichts sagen.« Es klang, als sei das die Wahrheit.
    »Das verstehe ich.« Das verstand ich vielleicht, ich hätte aber trotzdem gern gewusst, was da geredet worden war, ganz besonders, falls sie kurz davor standen, Freddie zu verhaften. Ich begleitete ihn zur Tür.
    »Ich rufe dich an, sobald ich kann.« Er sah mir tief in die Augen, und ich versuchte, aus seinem Gesichtsausdruck zu lesen. Was tat ich, wenn er nicht zurückkam? Er hielt mein Gesicht in beiden Händen und küsste

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