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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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knien sie vor dem Gartenschlauch und hantieren mit dem Wasserstrahl. Conny müsste eigentlich wegen meiner gestrigen Sprüche beleidigt sein, ist sie aber nicht. Mit ihrer linken Hand, an der ein Weißgoldring mit einem strahlenden Diamanten glänzt, wedelt sie vor meiner Nase herum.
    »Da staunst du, was?«
    »Ja, da staune ich …« Ich kann die Freude meiner Schwester nicht nachempfinden.
    Opa Heini spöttelt. »Früher gab es zu solchen Anlässen immer einen Pelzmantel, aber die sind ja heutzutage aus der Mode.«
    Anton zuckt wie ein geprügelter Hund zusammen, sagt aber kein Wort zu Opas Direktheit. Paul hat die eindeutige Anspielung mit Sicherheit verstanden, verlegen presst er die Lippen aufeinander.
    Opa erntet von meiner Mutter einen bösen Blick. Mit einer energischen Geste stellt sie zwei Schüsseln auf den Tisch.
    »Kartoffelsalat und Würstchen sind nicht aus der Mode gekommen, Vater, wir sollten uns jetzt auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren.«
    Meine Schwester nickt eifrig. Sie will wissen, wann und vor allen Dingen wo unsere Verlobung stattfinden soll. Gespannt sieht sie mich an.
    Ich werde immer kleiner in dem großen Gartenstuhl. »Ähm … darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.«
    »Nicht?« Sichtlich enttäuscht lehnt sie sich zurück.
    Paul ergreift das Wort, schelmisch zwinkert er meinen Eltern zu. »Eure Tochter hat den Schalk im Nacken.«
    Er tätschelt liebevoll meinen Arm, zieht mich an sich und küsst mich auf den Mund.
    »Natürlich haben wir uns darüber Gedanken gemacht. Wir werden die Verlobung eventuell in der Villa feiern, der Garten ist groß genug. Sollten wir es so machen, beauftragen wir einen Catering-Service. Das war unsere erste spontane Idee.«
    Meine Mutter reicht die Schüsseln herum; Hanni und Nanni streiten, wer die erste Wurst bekommt.
    Anton fährt übernervös dazwischen. »Wenn ihr nicht sofort aufhört zu zanken, gibt es für euch keinen Nachtisch.«
    Conny ergreift die Partei der ›doppelten Lottchen‹, ihre Worte triefen vor Zynismus. »Sei duuu bloß still, Anton. Wenn es um die Wurst geht, kennen Frauen keinen Spaß.«
    Opa Heini prustet laut los, ein trockener Kommentar folgt auf dem Fuße. »Bei uns Männern ist das umgekehrt. Gerade wenn es um die Wurst geht, kennen wir Spaß! Nicht wahr, Anton?« Er klopft sich kichernd auf den Oberschenkel.
    Ich lache in meine Serviette, Anton schneidet Opa eine Grimasse.
    »Und an welchen Termin habt ihr gedacht?« Mein Vater lenkt von Opa Heini und der leidigen Wurst ab.
    Paul überlegt und gibt die Frage an mich weiter. »Was meinst du, Karo?«
    Ich hüstele leicht. »Hm, in der nächsten Zeit ist es schlecht, mein Schreibtisch liegt so voll.«
    Alle Anwesenden blicken mich an, als hätte ich eine Macke. Hanni und Nanni bespucken sich mit Wurstpelle, niemand nimmt Notiz davon.
    Paul überspielt meine Bemerkung. » Ich sage mal, recht bald.« Er beugt sich zu mir rüber. »Sonst kommt noch ein großer Muskelmann und schnappt dich mir vor der Nase weg.«
    Ich laufe feuerrot an, alle lachen amüsiert bei dieser Vorstellung.
    Ich straffe mich. Durch die Blume sprechen, das kann ich auch. »Stellt euch vor, heute hat mich in der Firma jemand ›Möhre‹ genannt.« Ich greife in meine Haare. »Hier, deswegen.«
    Opa Heini und meine Mutter schauen entsetzt. Gleichzeitig fragen sie, wer dieser ungehobelte Klotz war.
    »Ach, irgend so ein Detlef Arschibald. Der stellt den Mädels nach, obwohl er einen Freund hat, mit dem er zusammenlebt … Ihr wisst schon, was ich meine.«
    Mein Vater ärgert sich ebenfalls. »Zeig diesem Detlef nicht, dass er dich damit verletzt hat, dann bist du immer wieder seine Zielscheibe.«
    Ich entdecke in Pauls Miene keinerlei Verunsicherung. Im Gegenteil, er schmunzelt. »Das hat er ganz sicher nicht so gemeint, Karo. Ich weiß, dass er Frauen mit roten Haaren wahnsinnig anziehend findet. Dieser Detlef hat in den letzten Tagen viel Stress mit einem Menschen, dem er sehr zugetan ist.«
    Wieder beugt er sich ganz nah zu mir rüber. »Stell dir vor, er hat mir in einer stillen Stunde anvertraut, dass er nicht so recht weiß, was er dieser Person glauben kann bzw. nicht glauben kann. Diese Person flunkert, was das Zeug hält. Sie hat ihrer Schwester sogar vorgegaukelt …«
    Ich kneife die Augen zusammen, als müsste ich jeden Moment damit rechnen, dass mir ein Ast auf den Kopf fällt, was hier im Wintergarten schier unmöglich ist. Ich zähle leise bis fünf. Gott sei Dank

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