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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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dass ihm etwas zustoßen würde, regelte Nikolaus, nachdem es ihm etwas besser ging, sämtliche Formalitäten für den Fall der Fälle.
    Er bestand darauf, dass wir heiraten … was wir auch taten. Ich musste ihm versprechen, nicht zu seiner Beerdigung zu erscheinen, falls ihm etwas passieren sollte. Stattdessen sollte ich an diesem Tag auf den Breitenberg gehen, falls die Witterung es zuließe, um mich dort von ihm zu verabschieden. Genau an der Stelle, unter dem Gipfelkreuz, wo wir uns das erste Mal begegnet sind, wollte er auf mich warten. Und … seinem letzten Willen habe ich auch entsprochen. Jacob Geiger samt seiner Sippe wissen nicht, dass wir geheiratet haben. Sie ahnen auch nicht, dass Nikolaus einen weiteren Sohn hat, und das soll auch so bleiben.«
    Wieder schickt sie Paul einen zärtlichen Blick. »Ich bin dankbar, dass ich so tolle Buben habe! Adalbert, also Bert, werdet ihr morgen früh kennenlernen. Paul hat so viel von dir, liebe Karo, wie von deiner Familie geschwärmt, dass mir jedes Mal richtig warm ums Herz wurde, wenn er von euch berichtet hat.«
    Vroni reicht die Flasche mit dem Obstler herum, wir schlagen uns förmlich, wer sich zuerst von dem Alpenbrandy einschenken darf. Conny, die lediglich an einem Wässerchen nippt, schaut neidisch auf uns ›Trunkenbolde‹.
    »Lasst uns auf Nikolaus trinken, auf den Vater meiner Buben! Und darauf, dass der Herrgott uns weiterhin helfen mag, Schicksalsschläge zu ertragen.« Wieder nimmt sie Paul ins Visier. »Wenn du in der Firma in England nicht in Schwierigkeiten geraten wärst, hättest du Karo nie kennengelernt!«
    Gundula nickt nachdenklich. »Ja, Herr Geiger war ganz aufgeregt, als er erfuhr, dass Paul in England quasi übers Ohr gehauen wurde und dadurch in Schwulitäten geraten ist.«
    Spätestens jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
    Mein Sohn … schwul …? Bruni! Nicht schwul …, sondern Schwulitäten! Die Erkenntnis, dass ich für den Mann an meiner Seite sehr viel mehr empfinde, als ich mir je eingestehen wollte, übermannt mich. Dicke Tränen der Reue und Scham kullern über meine Wangen. Ich schlinge meine Arme um Paul, wie ein kleines Klammeräffchen hänge ich an seinem Hals. Er genießt die Zärtlichkeit und vergräbt sein Gesicht in meinen roten Locken, dabei hält er mich so fest, als wollte er mich nie mehr loslassen.
    Ein kollektives Schluchzen setzt ein. Gundula, Conny und meine Mutter rotzen hemmungslos in Taschentücher.
    Was für eine bittersüße Liebesgeschichte! Dagegen ist Dr. Schiwago ein Micky-Mouse-Film!
    Opa Heini sorgt dafür, dass die Tränen der Rührung schnell versiegen.
    »Na, Hermann, dann können wir ja wieder Urlaub für umme machen, so wie damals in Todendorf! Ich meine, wenn wir nun alle eine Familie sind, werden wir die Verwandtschaftsverhältnisse an dem einen oder anderen Wochenende gründlich pflegen!«
    Mein Vater klopft seinem alten Herrn grinsend auf die Schulter. »Stimmt, Vater!«
    Vroni versteht Opa Heinis Humor. »Ihr seid jederzeit herzlich willkommen! Die eine oder andere Hand zum Melken kann ich gut brauchen!«
    Meine Mutter schlägt vor, dass wir nun, wo wir doch alle so gemütlich beieinandersäßen, einen Verlobungstermin festlegen könnten.
    Paul lässt mich nicht aus den Augen, als er antwortet. »Ich finde, der heutige Abend ist ein perfekter Termin.« Er nimmt meine Hand und zieht mich von der Bank hinter sich her in den schwach beleuchteten kleinen Flur der Almhütte. Etwas benommen durch drei hochprozentige Obstler, lehne ich mich Halt suchend an den Türrahmen der Küche. Pauls Gesicht ist ganz nah vor meinem, seine Stimme klingt rau, seine Augen funkeln im sanften Licht.
    »Karo, willst du meine Frau werden?«
    Ich schlucke schwer, meine Brust hebt und senkt sich so schnell, als wäre ich zwanzig Kilometer nonstop gejoggt.
    »Wir wissen doch gar nicht, ich meine, wir haben doch noch nicht …«
    Paul hilft mir. »Miteinander geschlafen? Meinst du das?«
    Ich nicke schwach.
    Zärtlich nimmt er mein Gesicht in seine Hände. Leise flüstert er. »Ach, Möhrchen, du bist die süßeste kleine rote Hexe, die mir je begegnet ist. Du hast mich verzaubert. Und … ich bin nicht schwul, das kann also nur gut gehen. Außerdem … die Nacht ist noch lang genug. Du kannst mir auch erst morgen früh die Antwort geben.«
    Nach einem zärtlichen Kuss, der meinen Blutkreislauf wie ein Teilchenbeschleuniger in Wallung bringt, habe ich nur noch Kraft zu nicken.
    Als wir wieder bei

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