Lügen haben rote Haare
Schwindeleien, beichtest, dass du sie alle an der Nase herumgeführt hast. Außerdem gibst du zu, dass du die Villa mit deinen persönlichen Utensilien präpariert hast, um alle zu täuschen. Ich bin gespannt, wie deine Leute reagieren, wenn sie erfahren, dass wir niemals ein Paar waren.« Zufrieden registriert er, dass ich innerlich zusammensacke.
Der letzte Pfeil trifft mit voller Wucht ins Schwarze.
»Dein Ex erwähnte, als du ihm das Schlafzimmer gezeigt hattest, dass er dir den Laufpass gegeben hat. Weiß deine Familie das? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du sie auch in diesem Punkt belogen hast.« Er forscht in meinem Gesicht. »Deine ›Zwillingsschwester‹ wird sich königlich amüsieren.«
Er weiß alles, wirklich alles. Ich halte seinem Blick stand und mir wird bewusst, dass es kein Entrinnen gibt. Der Pfeil steckt tief. Alle würden mich verspotten und mir den Rücken zukehren. Und Opa Heini würde Conny zu seiner Lieblingsenkelin erklären. Das sind keine guten Aussichten. Wenn ich nicht so einsam wie Gundula Piefke enden wollte, müsste ich in den angebotenen sauren Apfel beißen.
»Okay, ich gebe mich geschlagen. Aber nur unter einer Bedingung! Bruni, also Frau Keller, darf nicht in diese Angelegenheit hineingezogen werden. Sie kann nichts dafür, ich habe sie überredet, mir zu helfen. Meine anderen Freunde sind ebenfalls unschuldig. Aber in erster Linie, kein böses Wort zu Frau Keller.«
Er nickt.
Flüsternd versuche ich mit einem letzten Versuch, der Schlinge zu entgehen. »Die Zwillinge. Die Zwillinge haben Sie auf dem Spielplatz gesehen. Die werden es ausplappern.«
Geigenpaul hebt spöttisch die Augenbrauen. »Das glaube ich kaum. Wenn sie mich nicht auf den Fotos in meinem Haus erkannt haben, werden sie mich jetzt auch nicht wiedererkennen.«
Von unten ruft Conny mit lauter Stimme, dass Pauls Schuhe und Hose in der Waschtrommel ihre Runden drehten und Mama im Bad Papas Jogginghose sowie Hausschlappen für Paul bereitgelegt hätte. Ich rufe zurück, dass es mir sehr viel besser gehe und ich gleich mit in den Garten komme. Conny strengt sich an, nett zu sein. Sie flötet ein höfliches und lang gezogenes »Schöhöön«.
Während Paul im Badezimmer in die Sachen meines Vaters schlüpft, ziehe ich einen Jogginganzug an, der für alle Fälle in meinem Elternhaus deponiert ist.
Auf der Terrasse knüpfen meine Familie und Paul die ersten zarten Bande. Ich rutsche verunsichert auf dem Stuhl hin und her, Paul spielt seine Rolle perfekt.
Während er betont, wie sehr er bedauere, am Wochenende krank gewesen zu sein, hält er kurz meine Hand. Er ist ein guter Unterhalter, Conny himmelt ihn an. Mein Vater zeigt ihm das Haus und den Garten. Opa Heini erklärt Paul, dass er unbedingt ein Schachspiel kaufen müsse, denn man würde sich jetzt ja häufiger treffen. Die Kinder toben ausgelassen um Paul herum und schwärmen von dem schönen Schwimmbecken. Nach einer guten Stunde springt Geigenpaul beschwingt auf und verabschiedet sich.
Meine Mutter schaut ein wenig beleidigt. »Ach je, Sie wollen schon gehen? Sie könnten doch noch mit uns zu Abend essen?«
»Sehr nett von Ihnen, Frau van Goch, aber … ich bin noch ein wenig angeschlagen. Sie wissen ja, die Erkältung.« Er sieht kurz an sich herunter. »Darf ich die Sachen für heute behalten?«
Mein Vater nickt wohlwollend. »Natürlich, wennʼs Ihnen nicht peinlich ist, so auf die Straße zu gehen?«
Geigenpaul grinst breit. »Fragen Sie Ihre Tochter, Herr van Goch. Mir ist nichts peinlich … fast nichts.« Er haucht mir einen Handkuss zu und winkt lässig in die Runde.
»Wir sehen uns dann morgen im Büro … Schatz …« Dann joggt er durch das Gartentor.
Ich stehe so steif da, als hätte ich einen Stock im Hintern, der mich bewegungsunfähig macht.
»Hä? Wieso seht ihr euch morgen im Büro?« Meine Schwester sieht mich verständnislos an.
Der Rest Familie schaut mich fragend an.
Kraftlos lasse ich mich auf den nächstbesten Gartenstuhl fallen. »Weil Paul mein Chef ist. Darum. Paul Geiger. Der Paul Geiger.«
Conny will lachen, es kommt jedoch nur ein Wiehern über ihre Lippen. »Warum hast du das denn nicht gesagt? Ich meine … warum diese Heimlichtuerei?«
Meine Mutter ist der gleichen Meinung wie ihre ältere Tochter. »Eben, Karo. Was soll das? Aber, das erklärt wenigstens, warum ich nicht mit Gundula über deinen Paul reden sollte.«
Jetzt ist Conny wieder an der Reihe. »Ganz ehrlich, Karo, da bindest du uns
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