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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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zu gehen. Noch ahnen sie nicht, dass ihr Erzeuger ein Schwein ist.«
    »Was wirst du jetzt unternehmen?« Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe.
    »Die Tür ist verriegelt, die Batterie aus der Klingel genommen; soll er sehen, wo er bleibt. Ich will ihn nicht mehr sehen. Ich habe ihm eine Nachricht geschrieben, das Video habe ich ihm weitergeleitet. Er weiß, warum die Haustür verschlossen ist.«
    Die letzten Worte dringen nur ganz leise an mein Ohr.
    »Soll ich zu dir kommen, Conny? Ich könnte bei dir schlafen.«
    »Nein, lass nur. Ich möchte nachdenken. Dir und Paul noch viel Spaß, Karo. Ich rufe dich morgen früh im Büro an. Versprich mir bitte, kein Wort zu Mama, Papa oder Opa Heini zu sagen.«
    Ich verspreche es hoch und heilig, und das meine ich vollkommen ernst. Mir fällt ein Stein vom Herzen, weil Conny nicht sauer auf mich ist, denn sie hätte allen Grund dazu. Auch wenn wir uns manchmal zanken wie die Kesselflicker, wenn es darauf ankommt, halten wir zusammen wie Pech und Schwefel.
    Mein Kopf schmerzt, eine bleierne Müdigkeit überfällt meinen Körper. Tusneldas und Berts Stimmen dringen jetzt aus dem Keller zu mir hoch. Wenn die wüsste, dass Bert vom anderen Ufer ist, würde sie bestimmt nicht so hingebungsvoll kichern. Ich beschließe, meine schmutzigen Füße in der Badewanne zu waschen, greife nach meinen Schuhen und schleiche auf Zehenspitzen nach oben Richtung Bad. Als ich an Pauls und Berts Schlafzimmer vorbeikomme, sehe ich im Schein der Nachttischlampe, dass das Foto aus der Hamburger Morgenpost an die Wand über dem Bett gepinnt ist. Zaghaft setze ich mich ans Fußende und starre auf Machungwa und mich.
    Geigenpaul scheint ja ein echter Fan vom Medizinmann zu sein. Klar, der Basketballer ist in der Tat ein schöner Mann. Dann lege ich mich hin, ohne das Bild aus den Augen zu lassen. Ich gähne ausgiebig. Nein, ich bin nicht zu erkennen. Die Bettwäsche duftet nach Paul, ich kuschele mich hinein und das Bild verschwimmt vor meinen Augen. Hoffentlich wird Adalbert nicht eifersüchtig.

26. Conny beantragt Asyl
    Nach dem Aufwachen lege ich mir alle möglichen Entschuldigungsstrategien zurecht. Die fast kalte Dusche weckt meine Lebensgeister, aber je wacher ich werde, umso mehr schäme ich mich. Mechanisch fülle ich die Kaffeemaschine und suche in meinem Küchenschrank nach Knäckebrot und Honig. Gegen 22 Uhr bin ich gestern in Pauls Bett eingeschlafen und erst weit nach Mitternacht aufgewacht. Im Haus herrschte Totenstille. Nach der ersten Orientierungslosigkeit kam die Erinnerung. Wie peinlich ist das denn! Paul und Bert werden richtig sauer sein, dass ich mich in die Federn ihrer Lusthöhle gekuschelt habe. Ich suchte meine Sachen zusammen, orderte im Flüsterton ein Taxi und legte einen kleinen Zettel auf den Küchentisch. Sorry, ich wollte nicht einschlafen, wirklich nicht. Gruß Karo.
    Als ich die Scheinwerfer des Taxis sah, klemmte ich die Schuhe unter die Arme und schlich im Trippelschritt aus dem Haus. Dummerweise verlor ich auf dem Kiesweg einen Schuh, das bemerkte ich jedoch erst, als ich im Taxi saß.
    Meine Überlegungen werden durch ein Telefonklingeln unterbrochen.
    Auf dem Display erscheint der Name Anton. Boah, der Casanova fehlt mir gerade noch.
    Ich halte den Hörer dreißig Zentimeter vom Ohr entfernt, weil ich das Geschrei meines Schwagers auch so sehr gut verstehen kann.
    »Du blöde, bescheuerte, dusselige Kuh! Wer gibt dir das Recht, dich in unsere Ehe einzumischen? Weißt du, was ich dir zu verdanken habe? Weißt du das, ja? Conny lässt mich nicht mehr ins Haus! Und daran bist du schuld, nur du!«
    Er schnaubt wie ein wildgewordener Stier, ich bin sein ›rotes Tuch‹. Ich unterbreche ihn nicht.
    »Conny hatte recht, als sie einmal sagte, dass du eine falsche Schlange bist, jawohl … recht hatte sie. Filmst mich heimlich, um mir hinterher einen reinzuwürgen.« Jetzt macht er eine Pause und wartet auf eine Antwort, die ich jedoch nicht gebe. Ich schweige weiter, was ihn zu irritieren scheint. Stattdessen beiße ich in mein Knäckebrot und freue mich, dass er dermaßen die Kontrolle verliert.
    »Herrgott, wenn du wüsstest, wie schlecht Conny über dich redet, wenn du wüsstest, wie sehr sie dich hasst … dir würde speiübel werden.«
    Er versucht, einen Holzkeil in einen Stahlträger zu treiben. Ich lege das Schnurlose auf den Wohnzimmertisch; ich muss mich anziehen, mir ist kalt. In einer Ecke meines Kleiderschrankes lacht mich eine Vuvuzela an. Ich bin

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