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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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äh … Tinnitus. Angeblich hast du in den Telefonhörer geschrien oder so was Ähnliches.«
    »Quatsch, Opa, als wenn ich so laut schreien könnte, dass jemand einen Tinnitus bekäme. Der spinnt, so einfach ist das.«
    »Meine Worte, Karo. Meine Worte.«
    Mein Vater steht entschlossen auf. »Ich fahre kurz um die Ecke zu Anton ins Krankenhaus, er soll mir Rede und Antwort stehen. Wenn er sich bis heute Abend nicht besinnt, dann ziehe ich ihn morgen eigenhändig an den Ohren hierher, damit er sich mit Conny ausspricht.«
    Meine Mutter entscheidet, dass es jetzt zu spät für einen Besuch bei Frau Piefke ist, sie will ihn auf den Nachmittag verschieben. Conny hat sich in ihrem früheren Zimmer eingeschlossen, ich helfe meiner Mutter bei den Vorbereitungen für das Mittagessen. Frikadellen, Blumenkohl und Kartoffelstampf stehen auf dem Speiseplan. Eigentlich sollte Conny die Zwiebeln für das Hackfleisch schneiden; ihre Augen tränen eh permanent. So quäle ich mich mit den scharfen Knollen. Als das Telefon klingelt, nimmt meine Mutter missmutig den Hörer ab. Es scheint jemand Nettes am anderen Ende zu sein, denn urplötzlich wechselt ihre Stimmungslage.
    »Das ist aber schön, Paul, dass sie sich nach Karo erkundigen … Ja … mit ihr ist alles bestens in Ordnung.«
    Warum telefoniert er mir hinterher?
    Nach mehrmaligem »Hm«, »Äh« und »Ja, ja« fragt sie ihn, ob er nicht Lust habe, mit uns zu Mittag zu essen. Ich kneife die Augen zusammen und warte auf den nächsten Satz.
    »Prima, wir freuen uns … Bis gleich.«
    Singend kommt sie zurück in die Küche. »Karo, mit dem Mann hast du einen Glücksgriff getan. So was Nettes aber auch. Und wie höflich er ist.« Sie knufft mich in die Rippen. »Ich kann gut verstehen, dass ihr gegenseitig ineinander vernarrt seid.«
    Ich nicke verkrampft. »Und wie vernarrt wir ineinander sind, Mama. Ich glaube, das ahnst du in deinen kühnsten Träumen nicht.«
    Sie widerspricht mir. »Doch, doch, doch. Bei Papa und mir war das früher genauso. Papa war auch immer höflich und zuvorkommend. Genauso wie dein Paul. Er hätte mir niemals so wehgetan, in der Art, wie Anton es mit Conny macht. Außerdem hat Papa ebenfalls so gut ausgesehen wie dein Paul. Aber die Fotos von früher kennst du ja.«
    Sie beugt sich zu mir herunter und flüstert in mein Ohr.
    »Gegen Paul ist Anton eine Schattenfigur.« Dann kichert sie albern. Sie steckt mich mit ihrem Lachen an.
    Ich wasche meine Hände und drücke die aufgeweichten Brötchen für den Fleischteig aus. Opa Heini kommt in die Küche geschlurft, ihm scheint es alleine im Wintergarten zu langweilig zu sein. Er brummelt vor sich hin.
    »So ein Theater wegen so einer Lappalie!«
    Es ist offensichtlich, dass er mit Anton sympathisiert.
    »Aber Vater, verflixt, das ist doch keine Lappalie!« Meine Mutter ärgert sich wirklich über Opas Äußerung.
    Opa Heini kichert. »Was glaubst du, was wir Männer damals in den Kriegsjahren gemacht haben? Fern der Heimat. Wenn alle die wieder lebendig würden, die jemals in fremden Löchern gebuddelt haben, dann wäre die Welt seit Menschengedenken überbevölkert.«
    »Wir haben aber keinen Krieg, Vater. Gott sei Dank.«
    Opa Heini kichert erneut. »Eine Ehe mit Conny ist Krieg!«
    Bevor er sich ducken kann, treffen ihn zwei Geschirrtücher am Kopf. Dann hören wir ihn im Flur laut nach Conny rufen.
    »Ich wette, sobald du den Duft der Frikadellen riechst, kommst du freiwillig runter.«
    Und tatsächlich, sie kommt, noch bevor die ersten sechs Fleischklopse eine knusprige braune Kruste haben. Conny behandelt mich wie Luft; meine Frage, ob es ihr besser gehe, überhört sie. Der Blick meiner Mutter verrät, dass sie sich zwingt, ruhig zu bleiben.
    »Wasch dein Gesicht, Conny; Paul isst mit uns zu Mittag, er wird gleich hier sein.«
    Jetzt taut meine Schwester auf, sie zieht tief Luft ein.
    »Eigenartig, Mama, Anton hast du nie zum Mittagessen eingeladen.«
    Meine Mutter stampft energisch die Kartoffeln zu Brei; sie reagiert mit keiner Miene auf Connys Stänkerei. Ich mische mich ein.
    »Ach, Conny! Das liegt daran, dass Anton, seit ihr verheiratet seid, in Itzehoe arbeitet. Als wenn er 60 km fahren würde, um Frikadellen und Co. zu essen.«
    »Das weiß ich selber, du doofe Ziege! Ich wollte es ja nur mal gesagt haben.« Sie beugt sich über die Küchenspüle und benetzt ihr Gesicht mit kaltem Wasser.
    Mama ruft nach Opa Heini, dass der Tisch gedeckt werden müsse. Der stellt auf stur, schreit

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